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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Es konnten sich auch die Aerzte erinnern, daß die
allerschnellsten Bewegungen, und welche die gröste Ge-
walt ausüben, durch flüßige Körper verrichtet werden,
daß die Strahlen des Lichtes ungemein schnell, und die
Kräfte des Feuers vielleicht von allen Bewegungen in der
ganzen Natur, die Mütter sind; daß die Luft mit ihrem
Gegenbestreben, wenn man sie im Glase und in Wind-
büchsen einschließt, so gar Felsen von der Stelle bewegt,
daß der elecktrische Körper, nach den neuern Versuchen,
längst den weichen Schnüren fortzustrahlen vermag, und
ohne einigen Zeitverlust, bis zu den entlegensten Oertern
dieienige Kraft forttreibt, welche die berührende Körper
in dem innersten Grunde durchdringt, die feuerfangende
Materie plötzlich in Flammen setzt, und daß mit einem
Worte, alle flüßige Körper, Bewegungen zu erregen,
am allergeschicktesten sind.

Folglich haben bereits die Alten von ie her [Spaltenumbruch] q in
den Nerven eine äusserst subtile Flüßigkeit, denn der
Name eines Saftes deutet schon auf was trägeres, an-
genommen, welcher sie den Namen eines Geistes gege-
ben, weil soche unsichtbar, aber von eben so grosser
Kraft, als die Luft, sei. Diese Meinung haftete viele
Jahrhunderte durch an den Schulen der Aerzte; allein
vor kurzer Zeit haben dennoch auch diese Geister das
Schicksal aller ehmaligen Sätze erfahren müssen, daß
man sie in Zweifel zu ziehen angefangen r. Da es fer-
ner einer nicht schwachen Partei viel daran gelegen war [Spaltenumbruch] s,

daß
q Auctor I. [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen],
p. 87. ed. Foes. Oribasius p. 8. Ga-
lenus
de vtil. resp. ad fin. de vsu
part. L. VII. c. 8. &c. &c.
r Cabrolius obs. 2. De Reck
apud Backium p. 80. Honor. Fa-
bri, Cowper
ad Bidl. t. 10. f. 6. in-
trod. p. 5. Bidloo excercit. anat.
chir. Camerar. de med. mot. anim.
Lister humor c. 50. 51. Excerc.
[Spaltenumbruch] anat. II. p. 192. M. Martinez c.
vlt. Morgagn. l. c. p. 148. G. Chey-
ne
englisch Malady, Deidier phy-
siol. Walther de fibr. mort. Hec-
quet
de la digest p. 195. Battie
princip. anim. p. 40. T. Brinius,
Bertier l. c. p. 63. 70. D. Mistichel-
lius
de apoplex. et in Giorn. de
lettr. d'Italia T. 27. p. 97. Mattei
de nervis L. de Clarellis &c.
s Stahl theor. med. p. 264. etc.
Gohl l. c. Cl. Scrinci de prin-
cipio animale corpus informante
Bauermüller phys. hipp. c.
5.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Es konnten ſich auch die Aerzte erinnern, daß die
allerſchnellſten Bewegungen, und welche die groͤſte Ge-
walt ausuͤben, durch fluͤßige Koͤrper verrichtet werden,
daß die Strahlen des Lichtes ungemein ſchnell, und die
Kraͤfte des Feuers vielleicht von allen Bewegungen in der
ganzen Natur, die Muͤtter ſind; daß die Luft mit ihrem
Gegenbeſtreben, wenn man ſie im Glaſe und in Wind-
buͤchſen einſchließt, ſo gar Felſen von der Stelle bewegt,
daß der elecktriſche Koͤrper, nach den neuern Verſuchen,
laͤngſt den weichen Schnuͤren fortzuſtrahlen vermag, und
ohne einigen Zeitverluſt, bis zu den entlegenſten Oertern
dieienige Kraft forttreibt, welche die beruͤhrende Koͤrper
in dem innerſten Grunde durchdringt, die feuerfangende
Materie ploͤtzlich in Flammen ſetzt, und daß mit einem
Worte, alle fluͤßige Koͤrper, Bewegungen zu erregen,
am allergeſchickteſten ſind.

Folglich haben bereits die Alten von ie her [Spaltenumbruch] q in
den Nerven eine aͤuſſerſt ſubtile Fluͤßigkeit, denn der
Name eines Saftes deutet ſchon auf was traͤgeres, an-
genommen, welcher ſie den Namen eines Geiſtes gege-
ben, weil ſoche unſichtbar, aber von eben ſo groſſer
Kraft, als die Luft, ſei. Dieſe Meinung haftete viele
Jahrhunderte durch an den Schulen der Aerzte; allein
vor kurzer Zeit haben dennoch auch dieſe Geiſter das
Schickſal aller ehmaligen Saͤtze erfahren muͤſſen, daß
man ſie in Zweifel zu ziehen angefangen r. Da es fer-
ner einer nicht ſchwachen Partei viel daran gelegen war [Spaltenumbruch] s,

daß
q Auctor I. [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen],
p. 87. ed. Foes. Oribaſius p. 8. Ga-
lenus
de vtil. reſp. ad fin. de vſu
part. L. VII. c. 8. &c. &c.
r Cabrolius obſ. 2. De Reck
apud Backium p. 80. Honor. Fa-
bri, Cowper
ad Bidl. t. 10. f. 6. in-
trod. p. 5. Bidloo excercit. anat.
chir. Camerar. de med. mot. anim.
Liſter humor c. 50. 51. Excerc.
[Spaltenumbruch] anat. II. p. 192. M. Martinez c.
vlt. Morgagn. l. c. p. 148. G. Chey-
ne
engliſch Malady, Deidier phy-
ſiol. Walther de fibr. mort. Hec-
quet
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princip. anim. p. 40. T. Brinius,
Bertier l. c. p. 63. 70. D. Miſtichel-
lius
de apoplex. et in Giorn. de
lettr. d’Italia T. 27. p. 97. Mattei
de nervis L. de Clarellis &c.
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Gohl l. c. Cl. Scrinci de prin-
cipio animale corpus informante
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[574/0610] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. Es konnten ſich auch die Aerzte erinnern, daß die allerſchnellſten Bewegungen, und welche die groͤſte Ge- walt ausuͤben, durch fluͤßige Koͤrper verrichtet werden, daß die Strahlen des Lichtes ungemein ſchnell, und die Kraͤfte des Feuers vielleicht von allen Bewegungen in der ganzen Natur, die Muͤtter ſind; daß die Luft mit ihrem Gegenbeſtreben, wenn man ſie im Glaſe und in Wind- buͤchſen einſchließt, ſo gar Felſen von der Stelle bewegt, daß der elecktriſche Koͤrper, nach den neuern Verſuchen, laͤngſt den weichen Schnuͤren fortzuſtrahlen vermag, und ohne einigen Zeitverluſt, bis zu den entlegenſten Oertern dieienige Kraft forttreibt, welche die beruͤhrende Koͤrper in dem innerſten Grunde durchdringt, die feuerfangende Materie ploͤtzlich in Flammen ſetzt, und daß mit einem Worte, alle fluͤßige Koͤrper, Bewegungen zu erregen, am allergeſchickteſten ſind. Folglich haben bereits die Alten von ie her q in den Nerven eine aͤuſſerſt ſubtile Fluͤßigkeit, denn der Name eines Saftes deutet ſchon auf was traͤgeres, an- genommen, welcher ſie den Namen eines Geiſtes gege- ben, weil ſoche unſichtbar, aber von eben ſo groſſer Kraft, als die Luft, ſei. Dieſe Meinung haftete viele Jahrhunderte durch an den Schulen der Aerzte; allein vor kurzer Zeit haben dennoch auch dieſe Geiſter das Schickſal aller ehmaligen Saͤtze erfahren muͤſſen, daß man ſie in Zweifel zu ziehen angefangen r. Da es fer- ner einer nicht ſchwachen Partei viel daran gelegen war s, daß q Auctor I. ___, p. 87. ed. Foes. Oribaſius p. 8. Ga- lenus de vtil. reſp. ad fin. de vſu part. L. VII. c. 8. &c. &c. r Cabrolius obſ. 2. De Reck apud Backium p. 80. Honor. Fa- bri, Cowper ad Bidl. t. 10. f. 6. in- trod. p. 5. Bidloo excercit. anat. chir. Camerar. de med. mot. anim. Liſter humor c. 50. 51. Excerc. anat. II. p. 192. M. Martinez c. vlt. Morgagn. l. c. p. 148. G. Chey- ne engliſch Malady, Deidier phy- ſiol. Walther de fibr. mort. Hec- quet de la digeſt p. 195. Battie princip. anim. p. 40. T. Brinius, Bertier l. c. p. 63. 70. D. Miſtichel- lius de apoplex. et in Giorn. de lettr. d’Italia T. 27. p. 97. Mattei de nervis L. de Clarellis &c. s Stahl theor. med. p. 264. etc. Gohl l. c. Cl. Scrinci de prin- cipio animale corpus informante Bauermüller phyſ. hipp. c. 5.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/610>, abgerufen am 25.04.2024.