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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Willis machte sie dem Lichte ähnlich [Spaltenumbruch] f, und er
ließ sie, aus dem, in Dämpfe aufgelösten Blute g,
welches ins Gehirn steigt, entstehen. Newton leget
ihnen ebenfalls die Zartheit der Lichttheile bei h, und
Stenonius hegt davon gleiche Gedanken i.

Cartesius nannte sie, der Zierlichkeit zu Ehren,
eine reine Flamme k und es sehen sie viele Schriftstel-
ler für ein Feuer an l. Carl Bonnet, dieser grosse
Mann, neigt sich ebenfalls auf diese Seite l*.

Der vortrefliche Newton m nennt sie, einen
Theil desienigen elastischen Elementes, von dem das
Brechen und Abspringen des Lichts herrühret.

Andre nennen sie ein Mittelwesen zwischen der Flam-
me, und der Luft n, zwischen dem Körper und der
Seele o.

Da hierauf vor kurzem die elektrische Materie über-
all bekannt wurde, und man derselben eben die Ge-
schwindigkeit zutraute p, welche den thierischen Lebens-
geistern wesentlich ist, und bei derselben eine zu den grö-
sten Bewegungen hinlängliche Kraft anzutreffen glaubte,
so verfiel man darauf, daß die Lebensgeister damit ver-
wand sein müsten. Jch kann nicht sagen, ob der be-
rümte Hausen diese Vermuthung zuerst entworfen, wel-

che
f Mit den Lichtstrahlen, unter
die sich die Luft mischt, vergleicht
er sie anim. brut. p. 41.
g De ferment. p. 27. de cere-
bro p.
111. 112.
h Queries 23. 24. post L. III.
opticor.
i Du Cerveau, fast gleich An-
fangs.
k De homine p. 24.
l Muralt. vadem. anat. p. 553.
Rivin de spir. vital. hom. Baron
ad Lemery
chem. p. 839. Meyson-
uier
apud L. a Capoa raggion T. II.
p.
46. Von dem Geiste des Le-
[Spaltenumbruch] bens, siehe Gauthier obs. V. p. 268.
l* Anal. de l'ame p. 21. 478.
m Queries post optiks n. 23. 24.
Mead. introd. ad l. of poisons p.
XXXIV.
n Schelhammer physiolog. p.
316.
o Idem et Perry on nervous di-
seas p. 146. Santanelli Lucubrat III.
p Diss. sur le mouv. des muscl.
p. 93. Physiolog. p.
229. 131. Der
Nervensaft scheint ein mit elektri-
scher Flüßigkeit untermengter
Dampf zu sein, Sauvag. de suffus.
p.
16.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.

Willis machte ſie dem Lichte aͤhnlich [Spaltenumbruch] f, und er
ließ ſie, aus dem, in Daͤmpfe aufgeloͤſten Blute g,
welches ins Gehirn ſteigt, entſtehen. Newton leget
ihnen ebenfalls die Zartheit der Lichttheile bei h, und
Stenonius hegt davon gleiche Gedanken i.

Carteſius nannte ſie, der Zierlichkeit zu Ehren,
eine reine Flamme k und es ſehen ſie viele Schriftſtel-
ler fuͤr ein Feuer an l. Carl Bonnet, dieſer groſſe
Mann, neigt ſich ebenfalls auf dieſe Seite l*.

Der vortrefliche Newton m nennt ſie, einen
Theil desienigen elaſtiſchen Elementes, von dem das
Brechen und Abſpringen des Lichts herruͤhret.

Andre nennen ſie ein Mittelweſen zwiſchen der Flam-
me, und der Luft n, zwiſchen dem Koͤrper und der
Seele o.

Da hierauf vor kurzem die elektriſche Materie uͤber-
all bekannt wurde, und man derſelben eben die Ge-
ſchwindigkeit zutraute p, welche den thieriſchen Lebens-
geiſtern weſentlich iſt, und bei derſelben eine zu den groͤ-
ſten Bewegungen hinlaͤngliche Kraft anzutreffen glaubte,
ſo verfiel man darauf, daß die Lebensgeiſter damit ver-
wand ſein muͤſten. Jch kann nicht ſagen, ob der be-
ruͤmte Hauſen dieſe Vermuthung zuerſt entworfen, wel-

che
f Mit den Lichtſtrahlen, unter
die ſich die Luft miſcht, vergleicht
er ſie anim. brut. p. 41.
g De ferment. p. 27. de cere-
bro p.
111. 112.
h Queries 23. 24. poſt L. III.
opticor.
i Du Cerveau, faſt gleich An-
fangs.
k De homine p. 24.
l Muralt. vadem. anat. p. 553.
Rivin de ſpir. vital. hom. Baron
ad Lemery
chem. p. 839. Meyſon-
uier
apud L. a Capoa raggion T. II.
p.
46. Von dem Geiſte des Le-
[Spaltenumbruch] bens, ſiehe Gauthier obſ. V. p. 268.
l* Anal. de l’ame p. 21. 478.
m Queries poſt optiks n. 23. 24.
Mead. introd. ad l. of poiſons p.
XXXIV.
n Schelhammer phyſiolog. p.
316.
o Idem et Perry on nervous di-
ſeas p. 146. Santanelli Lucubrat III.
p Diſſ. ſur le mouv. des muſcl.
p. 93. Phyſiolog. p.
229. 131. Der
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16.
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[594/0630] Das Gehirn und die Nerven. X. Buch. Willis machte ſie dem Lichte aͤhnlich f, und er ließ ſie, aus dem, in Daͤmpfe aufgeloͤſten Blute g, welches ins Gehirn ſteigt, entſtehen. Newton leget ihnen ebenfalls die Zartheit der Lichttheile bei h, und Stenonius hegt davon gleiche Gedanken i. Carteſius nannte ſie, der Zierlichkeit zu Ehren, eine reine Flamme k und es ſehen ſie viele Schriftſtel- ler fuͤr ein Feuer an l. Carl Bonnet, dieſer groſſe Mann, neigt ſich ebenfalls auf dieſe Seite l*. Der vortrefliche Newton m nennt ſie, einen Theil desienigen elaſtiſchen Elementes, von dem das Brechen und Abſpringen des Lichts herruͤhret. Andre nennen ſie ein Mittelweſen zwiſchen der Flam- me, und der Luft n, zwiſchen dem Koͤrper und der Seele o. Da hierauf vor kurzem die elektriſche Materie uͤber- all bekannt wurde, und man derſelben eben die Ge- ſchwindigkeit zutraute p, welche den thieriſchen Lebens- geiſtern weſentlich iſt, und bei derſelben eine zu den groͤ- ſten Bewegungen hinlaͤngliche Kraft anzutreffen glaubte, ſo verfiel man darauf, daß die Lebensgeiſter damit ver- wand ſein muͤſten. Jch kann nicht ſagen, ob der be- ruͤmte Hauſen dieſe Vermuthung zuerſt entworfen, wel- che f Mit den Lichtſtrahlen, unter die ſich die Luft miſcht, vergleicht er ſie anim. brut. p. 41. g De ferment. p. 27. de cere- bro p. 111. 112. h Queries 23. 24. poſt L. III. opticor. i Du Cerveau, faſt gleich An- fangs. k De homine p. 24. l Muralt. vadem. anat. p. 553. Rivin de ſpir. vital. hom. Baron ad Lemery chem. p. 839. Meyſon- uier apud L. a Capoa raggion T. II. p. 46. Von dem Geiſte des Le- bens, ſiehe Gauthier obſ. V. p. 268. l* Anal. de l’ame p. 21. 478. m Queries poſt optiks n. 23. 24. Mead. introd. ad l. of poiſons p. XXXIV. n Schelhammer phyſiolog. p. 316. o Idem et Perry on nervous di- ſeas p. 146. Santanelli Lucubrat III. p Diſſ. ſur le mouv. des muſcl. p. 93. Phyſiolog. p. 229. 131. Der Nervenſaft ſcheint ein mit elektri- ſcher Fluͤßigkeit untermengter Dampf zu ſein, Sauvag. de ſuffuſ. p. 16.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/630>, abgerufen am 25.04.2024.