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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Die thierische Bewegung. XI. Buch.
Flammen des rothen Fleisches, welche sich in die Sehne
erstrekken, in die Sehne und wieder die Sehnenfortsetze
in das rothe Fleisch laufen gesehen; daher ich überzeugt
bin, daß dieses keine Meinung sei, welche mit der War-
scheinlichkeit streitet. Es ist ferner in der Frucht ein
grösserer Theil fleischig, und nur weniger Sehne da [Spaltenumbruch] y,
und es ist gewiß, daß das noch nicht glänzend gewordne
Wesen der Sehne, noch nicht harte y*, und nur we-
nig noch von einem blassen Fleische verschieden ist.

Dagegen schreiben andre berümte Männer, welche
etwas älter sind z, daß sich die Fleischfasern durch ein
stumpfes Messer a, und auf andre Weise b, von den
unbeschädigten Sehnenfasern, leicht absondern lassen, und
daß sich diese zu Scheiden, und Qveerfasern verwandeln.
Folglich leugnen sie, daß sich ein Sehnenstreif in eine
Fleischfaser begebe [Spaltenumbruch] c. Selbst Antonius von Leeuwen-
hoeck
will überhaupt an vielen Stellen seines Werkes,
wo er etwas genauer schreibt, daß die Sehnenfasern mit
der rothen Faser nicht in eins fortlaufe, sondern daß die
Fleischfasern sich in ein Sehnenfäserchen d, mit ihrer
fächrigen Begleitung hineinwerfen, und es soll also eine
und eben dieselbe Scheide e, sowohl die rothe, als weise
Faser überziehen. Eben so behauptet auch der berümte
Muys f, daß sich beiderlei Arten von Fasern durch
einander flechten, aber nicht in eins fort laufen, und er
will also, daß sich die weisse Faser nicht in eins weg in
die rothe begebe f*, sondern sich vielmehr unter kleinen

Win-
y Roederer. fet. perfect. n. 24.
Andreae. p.
9. 10.
y* Bordenave in unsrer Samm-
lung, siehe p. 198.
z Mery Sbaragli. Ocul. & ment.
vigil. p.
35.
a Phil. trans. n. 339.
b Heucher. p. 492. Hooke apud
Birch. T. III. p.
580.
c Mery, progres de la medec.
pag. 29. apud du Hamel pag. 399.
Heucher. Hooke & olim Fabricius
p.
39.
d Ep. physiol. p. 207. 320. 365.
e p. 320.
f p. 94. 95.
f* p. 181.

Die thieriſche Bewegung. XI. Buch.
Flammen des rothen Fleiſches, welche ſich in die Sehne
erſtrekken, in die Sehne und wieder die Sehnenfortſetze
in das rothe Fleiſch laufen geſehen; daher ich uͤberzeugt
bin, daß dieſes keine Meinung ſei, welche mit der War-
ſcheinlichkeit ſtreitet. Es iſt ferner in der Frucht ein
groͤſſerer Theil fleiſchig, und nur weniger Sehne da [Spaltenumbruch] y,
und es iſt gewiß, daß das noch nicht glaͤnzend gewordne
Weſen der Sehne, noch nicht harte y*, und nur we-
nig noch von einem blaſſen Fleiſche verſchieden iſt.

Dagegen ſchreiben andre beruͤmte Maͤnner, welche
etwas aͤlter ſind z, daß ſich die Fleiſchfaſern durch ein
ſtumpfes Meſſer a, und auf andre Weiſe b, von den
unbeſchaͤdigten Sehnenfaſern, leicht abſondern laſſen, und
daß ſich dieſe zu Scheiden, und Qveerfaſern verwandeln.
Folglich leugnen ſie, daß ſich ein Sehnenſtreif in eine
Fleiſchfaſer begebe [Spaltenumbruch] c. Selbſt Antonius von Leeuwen-
hoeck
will uͤberhaupt an vielen Stellen ſeines Werkes,
wo er etwas genauer ſchreibt, daß die Sehnenfaſern mit
der rothen Faſer nicht in eins fortlaufe, ſondern daß die
Fleiſchfaſern ſich in ein Sehnenfaͤſerchen d, mit ihrer
faͤchrigen Begleitung hineinwerfen, und es ſoll alſo eine
und eben dieſelbe Scheide e, ſowohl die rothe, als weiſe
Faſer uͤberziehen. Eben ſo behauptet auch der beruͤmte
Muys f, daß ſich beiderlei Arten von Faſern durch
einander flechten, aber nicht in eins fort laufen, und er
will alſo, daß ſich die weiſſe Faſer nicht in eins weg in
die rothe begebe f*, ſondern ſich vielmehr unter kleinen

Win-
y Roederer. fet. perfect. n. 24.
Andreae. p.
9. 10.
y* Bordenave in unſrer Samm-
lung, ſiehe p. 198.
z Mery Sbaragli. Ocul. & ment.
vigil. p.
35.
a Phil. tranſ. n. 339.
b Heucher. p. 492. Hooke apud
Birch. T. III. p.
580.
c Mery, progres de la medec.
pag. 29. apud du Hamel pag. 399.
Heucher. Hooke & olim Fabricius
p.
39.
d Ep. phyſiol. p. 207. 320. 365.
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[680/0716] Die thieriſche Bewegung. XI. Buch. Flammen des rothen Fleiſches, welche ſich in die Sehne erſtrekken, in die Sehne und wieder die Sehnenfortſetze in das rothe Fleiſch laufen geſehen; daher ich uͤberzeugt bin, daß dieſes keine Meinung ſei, welche mit der War- ſcheinlichkeit ſtreitet. Es iſt ferner in der Frucht ein groͤſſerer Theil fleiſchig, und nur weniger Sehne da y, und es iſt gewiß, daß das noch nicht glaͤnzend gewordne Weſen der Sehne, noch nicht harte y*, und nur we- nig noch von einem blaſſen Fleiſche verſchieden iſt. Dagegen ſchreiben andre beruͤmte Maͤnner, welche etwas aͤlter ſind z, daß ſich die Fleiſchfaſern durch ein ſtumpfes Meſſer a, und auf andre Weiſe b, von den unbeſchaͤdigten Sehnenfaſern, leicht abſondern laſſen, und daß ſich dieſe zu Scheiden, und Qveerfaſern verwandeln. Folglich leugnen ſie, daß ſich ein Sehnenſtreif in eine Fleiſchfaſer begebe c. Selbſt Antonius von Leeuwen- hoeck will uͤberhaupt an vielen Stellen ſeines Werkes, wo er etwas genauer ſchreibt, daß die Sehnenfaſern mit der rothen Faſer nicht in eins fortlaufe, ſondern daß die Fleiſchfaſern ſich in ein Sehnenfaͤſerchen d, mit ihrer faͤchrigen Begleitung hineinwerfen, und es ſoll alſo eine und eben dieſelbe Scheide e, ſowohl die rothe, als weiſe Faſer uͤberziehen. Eben ſo behauptet auch der beruͤmte Muys f, daß ſich beiderlei Arten von Faſern durch einander flechten, aber nicht in eins fort laufen, und er will alſo, daß ſich die weiſſe Faſer nicht in eins weg in die rothe begebe f*, ſondern ſich vielmehr unter kleinen Win- y Roederer. fet. perfect. n. 24. Andreae. p. 9. 10. y* Bordenave in unſrer Samm- lung, ſiehe p. 198. z Mery Sbaragli. Ocul. & ment. vigil. p. 35. a Phil. tranſ. n. 339. b Heucher. p. 492. Hooke apud Birch. T. III. p. 580. c Mery, progres de la medec. pag. 29. apud du Hamel pag. 399. Heucher. Hooke & olim Fabricius p. 39. d Ep. phyſiol. p. 207. 320. 365. e p. 320. f p. 94. 95. f* p. 181.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/716>, abgerufen am 28.03.2024.