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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

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Zugabe,
aber dergestalt an, daß er sich in ein Zellgewebe aus-
breitet, wie an der Aalraupe zu sehen ist. Es ist die
harte Gehirnhaut sehr hart, die dünne aber unterschei-
det sich von der menschlichen sehr wenig. Noch weniger
läst sich der Unterscheid des markigen Wesens von dem
rindigen, ausgenommen an den Sehkammern, an den
Oliverkammern des Rükkenmarkes, und selbst am klei-
nen Gehirne, deutlich bemerken. Doch es ist auch das
Gehirnmark nicht so weiß, als in den Nerven. Die
Gehirnmasse hat ihre Länge, ist aber nicht so bauchig
oder gewölbt, und auch nicht so dikke, als in den Vö-
geln, oder vierfüßigen Thieren, und durch dieses Merk-
mal, wie auch durch die Hügelgen, welche das Gehirn
aufwirft, nähert sich die Gechirnmasse der Natur der
Jnsekten.

Man kann das Gehirn überhaupt für zwo Säulen
halten, welche rechter und linker Hand liegen, sich ein-
ander gleich und änlich, und oben und unten durch eine
beständige Rizze unterschieden sind, welche nicht eben so
tief ist, daß nicht beide Säulen in eine einzige Masse
zusammenwachsen könnten. Von diesen Säulen begibt
sich das vordere Ende in den Geruchsnerven, das hin-
tere in das Rükkenmark.

Es sind diese Säulen aber allenthalben voller Hü-
gelgen,
und folglich an keiner Stelle entblöst zu sehen.
von diesen Hügelgen zeigen sich ihrer fünfe sogleich und
in allen Fischen, dem Auge; in andern kommen noch
mehrere vor, und ich muß von ihnen eine Beschreibung
geben.

Die ersten Hügelgen sind die obern Geruchshü-
gelgen,
welche ich von der Sache selbst so benenne, sie
haben ein rindiges Wesen an sich, sind eirund, oder ei-

förmig

Zugabe,
aber dergeſtalt an, daß er ſich in ein Zellgewebe aus-
breitet, wie an der Aalraupe zu ſehen iſt. Es iſt die
harte Gehirnhaut ſehr hart, die duͤnne aber unterſchei-
det ſich von der menſchlichen ſehr wenig. Noch weniger
laͤſt ſich der Unterſcheid des markigen Weſens von dem
rindigen, ausgenommen an den Sehkammern, an den
Oliverkammern des Ruͤkkenmarkes, und ſelbſt am klei-
nen Gehirne, deutlich bemerken. Doch es iſt auch das
Gehirnmark nicht ſo weiß, als in den Nerven. Die
Gehirnmaſſe hat ihre Laͤnge, iſt aber nicht ſo bauchig
oder gewoͤlbt, und auch nicht ſo dikke, als in den Voͤ-
geln, oder vierfuͤßigen Thieren, und durch dieſes Merk-
mal, wie auch durch die Huͤgelgen, welche das Gehirn
aufwirft, naͤhert ſich die Gechirnmaſſe der Natur der
Jnſekten.

Man kann das Gehirn uͤberhaupt fuͤr zwo Saͤulen
halten, welche rechter und linker Hand liegen, ſich ein-
ander gleich und aͤnlich, und oben und unten durch eine
beſtaͤndige Rizze unterſchieden ſind, welche nicht eben ſo
tief iſt, daß nicht beide Saͤulen in eine einzige Maſſe
zuſammenwachſen koͤnnten. Von dieſen Saͤulen begibt
ſich das vordere Ende in den Geruchsnerven, das hin-
tere in das Ruͤkkenmark.

Es ſind dieſe Saͤulen aber allenthalben voller Huͤ-
gelgen,
und folglich an keiner Stelle entbloͤſt zu ſehen.
von dieſen Huͤgelgen zeigen ſich ihrer fuͤnfe ſogleich und
in allen Fiſchen, dem Auge; in andern kommen noch
mehrere vor, und ich muß von ihnen eine Beſchreibung
geben.

Die erſten Huͤgelgen ſind die obern Geruchshuͤ-
gelgen,
welche ich von der Sache ſelbſt ſo benenne, ſie
haben ein rindiges Weſen an ſich, ſind eirund, oder ei-

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[696/0732] Zugabe, aber dergeſtalt an, daß er ſich in ein Zellgewebe aus- breitet, wie an der Aalraupe zu ſehen iſt. Es iſt die harte Gehirnhaut ſehr hart, die duͤnne aber unterſchei- det ſich von der menſchlichen ſehr wenig. Noch weniger laͤſt ſich der Unterſcheid des markigen Weſens von dem rindigen, ausgenommen an den Sehkammern, an den Oliverkammern des Ruͤkkenmarkes, und ſelbſt am klei- nen Gehirne, deutlich bemerken. Doch es iſt auch das Gehirnmark nicht ſo weiß, als in den Nerven. Die Gehirnmaſſe hat ihre Laͤnge, iſt aber nicht ſo bauchig oder gewoͤlbt, und auch nicht ſo dikke, als in den Voͤ- geln, oder vierfuͤßigen Thieren, und durch dieſes Merk- mal, wie auch durch die Huͤgelgen, welche das Gehirn aufwirft, naͤhert ſich die Gechirnmaſſe der Natur der Jnſekten. Man kann das Gehirn uͤberhaupt fuͤr zwo Saͤulen halten, welche rechter und linker Hand liegen, ſich ein- ander gleich und aͤnlich, und oben und unten durch eine beſtaͤndige Rizze unterſchieden ſind, welche nicht eben ſo tief iſt, daß nicht beide Saͤulen in eine einzige Maſſe zuſammenwachſen koͤnnten. Von dieſen Saͤulen begibt ſich das vordere Ende in den Geruchsnerven, das hin- tere in das Ruͤkkenmark. Es ſind dieſe Saͤulen aber allenthalben voller Huͤ- gelgen, und folglich an keiner Stelle entbloͤſt zu ſehen. von dieſen Huͤgelgen zeigen ſich ihrer fuͤnfe ſogleich und in allen Fiſchen, dem Auge; in andern kommen noch mehrere vor, und ich muß von ihnen eine Beſchreibung geben. Die erſten Huͤgelgen ſind die obern Geruchshuͤ- gelgen, welche ich von der Sache ſelbſt ſo benenne, ſie haben ein rindiges Weſen an ſich, ſind eirund, oder ei- foͤrmig

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/732>, abgerufen am 28.03.2024.