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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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III. Abschnitt. Der Schlaf.

Die Ordnung des Traums ist so, wie sie die Aehn-
lichkeit der Jdeen schaffet, und es haben diese Verände-
rungen ihren zureichenden Grund (r) in sich.

Oft sind die Träume sehr zusammenhängend, wie
Jdeen, welche das Gedächtnis liefert. Jch lese oft Bü-
cher (s), auch gedrukkte Gedichte, Reisebeschreibungen,
und dergleichen, ich besehe Pflanzen aus entfernten Län-
dern, die sich für solche Länder schikken.

Andre schreiben, wie sie Aufgaben im Traume aufge-
löst (t), Verse gemacht (u), welches mir ebenfalls begeg-
net, wie sie Sachen auswendig gelernt (x), und alles
dieses sezzt eine beobachtete Ordnung zum Grunde.

Wenn sich gemeiniglich die Bilder der Träume ver-
worren durch einander mengen, so kann solches geschehen,
weil sich in das, aus der ersten Empfindung entstandne
System der Jdeen, andre fremde Jdeen mischen, die zu
dem Sisteme einer andern Empfindung gehören. So
kann der erste Traum von der Hizze entstehen, und ein
andrer von der abgeworfnen Dekke, also von der Erkäl-
tung, dazu kommen (y).

§. 15.
Fortsezzung vor den Träumen.

Jch habe gesagt, daß die meisten Träume von den
im Gehirn aufgefangnen Spuren (z) ihren Ursprung be-
kommen. Meine meisten Träume beschäftigen sich mit
allerlei Sorgen, die des Nachts lebhafter werden. So
sieht man im Traume seinen verlohrnen Freund, sein ver-

lohrnes
(r) [Spaltenumbruch] WOLF p. 82.
(s) Etwas dergleichen doch zu
übertrieben, findet man beim
KUNDMANN Zustand pag. 120.
und CARDANUS sagt, er habe im
Schlafe ein Buch ausgearbeitet,
und hernach drukken lassen, siehe
dessen subtil. n. 18.
(t) [Spaltenumbruch] LIGNAC l. c. KRUEGER
physiol. p.
241.
(u) MAFFEI fulmini p. 181.
(x) KAAUW impet. p. 321.
(y) BOHN p. 416.
(z) BONNET p. 137.
III. Abſchnitt. Der Schlaf.

Die Ordnung des Traums iſt ſo, wie ſie die Aehn-
lichkeit der Jdeen ſchaffet, und es haben dieſe Veraͤnde-
rungen ihren zureichenden Grund (r) in ſich.

Oft ſind die Traͤume ſehr zuſammenhaͤngend, wie
Jdeen, welche das Gedaͤchtnis liefert. Jch leſe oft Buͤ-
cher (s), auch gedrukkte Gedichte, Reiſebeſchreibungen,
und dergleichen, ich beſehe Pflanzen aus entfernten Laͤn-
dern, die ſich fuͤr ſolche Laͤnder ſchikken.

Andre ſchreiben, wie ſie Aufgaben im Traume aufge-
loͤſt (t), Verſe gemacht (u), welches mir ebenfalls begeg-
net, wie ſie Sachen auswendig gelernt (x), und alles
dieſes ſezzt eine beobachtete Ordnung zum Grunde.

Wenn ſich gemeiniglich die Bilder der Traͤume ver-
worren durch einander mengen, ſo kann ſolches geſchehen,
weil ſich in das, aus der erſten Empfindung entſtandne
Syſtem der Jdeen, andre fremde Jdeen miſchen, die zu
dem Siſteme einer andern Empfindung gehoͤren. So
kann der erſte Traum von der Hizze entſtehen, und ein
andrer von der abgeworfnen Dekke, alſo von der Erkaͤl-
tung, dazu kommen (y).

§. 15.
Fortſezzung vor den Traͤumen.

Jch habe geſagt, daß die meiſten Traͤume von den
im Gehirn aufgefangnen Spuren (z) ihren Urſprung be-
kommen. Meine meiſten Traͤume beſchaͤftigen ſich mit
allerlei Sorgen, die des Nachts lebhafter werden. So
ſieht man im Traume ſeinen verlohrnen Freund, ſein ver-

lohrnes
(r) [Spaltenumbruch] WOLF p. 82.
(s) Etwas dergleichen doch zu
uͤbertrieben, findet man beim
KUNDMANN Zuſtand pag. 120.
und CARDANUS ſagt, er habe im
Schlafe ein Buch ausgearbeitet,
und hernach drukken laſſen, ſiehe
deſſen ſubtil. n. 18.
(t) [Spaltenumbruch] LIGNAC l. c. KRUEGER
phyſiol. p.
241.
(u) MAFFEI fulmini p. 181.
(x) KAAUW impet. p. 321.
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(z) BONNET p. 137.
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[1179/1197] III. Abſchnitt. Der Schlaf. Die Ordnung des Traums iſt ſo, wie ſie die Aehn- lichkeit der Jdeen ſchaffet, und es haben dieſe Veraͤnde- rungen ihren zureichenden Grund (r) in ſich. Oft ſind die Traͤume ſehr zuſammenhaͤngend, wie Jdeen, welche das Gedaͤchtnis liefert. Jch leſe oft Buͤ- cher (s), auch gedrukkte Gedichte, Reiſebeſchreibungen, und dergleichen, ich beſehe Pflanzen aus entfernten Laͤn- dern, die ſich fuͤr ſolche Laͤnder ſchikken. Andre ſchreiben, wie ſie Aufgaben im Traume aufge- loͤſt (t), Verſe gemacht (u), welches mir ebenfalls begeg- net, wie ſie Sachen auswendig gelernt (x), und alles dieſes ſezzt eine beobachtete Ordnung zum Grunde. Wenn ſich gemeiniglich die Bilder der Traͤume ver- worren durch einander mengen, ſo kann ſolches geſchehen, weil ſich in das, aus der erſten Empfindung entſtandne Syſtem der Jdeen, andre fremde Jdeen miſchen, die zu dem Siſteme einer andern Empfindung gehoͤren. So kann der erſte Traum von der Hizze entſtehen, und ein andrer von der abgeworfnen Dekke, alſo von der Erkaͤl- tung, dazu kommen (y). §. 15. Fortſezzung vor den Traͤumen. Jch habe geſagt, daß die meiſten Traͤume von den im Gehirn aufgefangnen Spuren (z) ihren Urſprung be- kommen. Meine meiſten Traͤume beſchaͤftigen ſich mit allerlei Sorgen, die des Nachts lebhafter werden. So ſieht man im Traume ſeinen verlohrnen Freund, ſein ver- lohrnes (r) WOLF p. 82. (s) Etwas dergleichen doch zu uͤbertrieben, findet man beim KUNDMANN Zuſtand pag. 120. und CARDANUS ſagt, er habe im Schlafe ein Buch ausgearbeitet, und hernach drukken laſſen, ſiehe deſſen ſubtil. n. 18. (t) LIGNAC l. c. KRUEGER phyſiol. p. 241. (u) MAFFEI fulmini p. 181. (x) KAAUW impet. p. 321. (y) BOHN p. 416. (z) BONNET p. 137.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 1179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/1197>, abgerufen am 29.03.2024.