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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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I. Abschnitt. Werkzeug.
(e*), am Herzen (f), und es mangelt dieses Gefühl über-
haupt völlig, wo die Natur keine Nerven angebracht hat,
als im Oberhäutchen, an den Haaren, am Knochen, den
Nägeln, den Knorpeln, den Bändern, Sehnen, und der
nakkten Membran der Nerven (g).

Es ist ferner die Empfindlichkeit grösser und schärfer,
wo entweder ein Nerve an die Werkzeuge, welche ihn um-
geben, nakkt angrenzt, wie an einer abgezognen Haut, oder
wo er doch in zärtere Hüllen eingeschlossen ist, wie an der
Mannseichel, am Magen und den Gedärmen.

Wenn also blos der Nerve empfinden kann, so sind
diese Erscheinungen an sich schon so einfach, daß sie keines
fernern Erweises bedürfen.

§. 2.
Die Haut.

Jedoch man n[i]mmt das Gefühl in einem andern Ver-
stande (h), wenn man diejenigen Kräfte eines äusserlichen
Körpers mit allem Fleisse erforschen will, die wir eben ge-
nannt haben. Alsdenn bedienen wir uns blos der Haut,
und zwar insonderheit der äussersten Finger, ob das Gefül
gleich an den Füssen, wenn wir diese eben so blos trügen,
und man solche weich erhielte, nicht stumpfer sein würde.
Und eben so ist auch die Zunge zu allen solchen Sachen
gleich geschikkt.

Folglich ist die Haut diejenige Dekke des menschlichen
Leibes, welche die Luft abhalten soll; genauer aber zu reden,
so heist eigentlich der inwendige, dichte und feste Boden
dieser Dekke, Haut.

Wir haben gesagt, daß die Haut allenthalben die äus-
sersten Theile des Körpers bedekke. Sie scheint durch-

löchert
(e*) [Spaltenumbruch] Lib. 10.
(f) L. 4.
(g) L. 10.
(h) [Spaltenumbruch] Berühren nennt es der be-
rümte PLOHR de sapor. n. 3.
P 5

I. Abſchnitt. Werkzeug.
(e*), am Herzen (f), und es mangelt dieſes Gefuͤhl uͤber-
haupt voͤllig, wo die Natur keine Nerven angebracht hat,
als im Oberhaͤutchen, an den Haaren, am Knochen, den
Naͤgeln, den Knorpeln, den Baͤndern, Sehnen, und der
nakkten Membran der Nerven (g).

Es iſt ferner die Empfindlichkeit groͤſſer und ſchaͤrfer,
wo entweder ein Nerve an die Werkzeuge, welche ihn um-
geben, nakkt angrenzt, wie an einer abgezognen Haut, oder
wo er doch in zaͤrtere Huͤllen eingeſchloſſen iſt, wie an der
Mannseichel, am Magen und den Gedaͤrmen.

Wenn alſo blos der Nerve empfinden kann, ſo ſind
dieſe Erſcheinungen an ſich ſchon ſo einfach, daß ſie keines
fernern Erweiſes beduͤrfen.

§. 2.
Die Haut.

Jedoch man n[i]mmt das Gefuͤhl in einem andern Ver-
ſtande (h), wenn man diejenigen Kraͤfte eines aͤuſſerlichen
Koͤrpers mit allem Fleiſſe erforſchen will, die wir eben ge-
nannt haben. Alsdenn bedienen wir uns blos der Haut,
und zwar inſonderheit der aͤuſſerſten Finger, ob das Gefuͤl
gleich an den Fuͤſſen, wenn wir dieſe eben ſo blos truͤgen,
und man ſolche weich erhielte, nicht ſtumpfer ſein wuͤrde.
Und eben ſo iſt auch die Zunge zu allen ſolchen Sachen
gleich geſchikkt.

Folglich iſt die Haut diejenige Dekke des menſchlichen
Leibes, welche die Luft abhalten ſoll; genauer aber zu reden,
ſo heiſt eigentlich der inwendige, dichte und feſte Boden
dieſer Dekke, Haut.

Wir haben geſagt, daß die Haut allenthalben die aͤuſ-
ſerſten Theile des Koͤrpers bedekke. Sie ſcheint durch-

loͤchert
(e*) [Spaltenumbruch] Lib. 10.
(f) L. 4.
(g) L. 10.
(h) [Spaltenumbruch] Beruͤhren nennt es der be-
ruͤmte PLOHR de ſapor. n. 3.
P 5
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[233/0251] I. Abſchnitt. Werkzeug. (e*), am Herzen (f), und es mangelt dieſes Gefuͤhl uͤber- haupt voͤllig, wo die Natur keine Nerven angebracht hat, als im Oberhaͤutchen, an den Haaren, am Knochen, den Naͤgeln, den Knorpeln, den Baͤndern, Sehnen, und der nakkten Membran der Nerven (g). Es iſt ferner die Empfindlichkeit groͤſſer und ſchaͤrfer, wo entweder ein Nerve an die Werkzeuge, welche ihn um- geben, nakkt angrenzt, wie an einer abgezognen Haut, oder wo er doch in zaͤrtere Huͤllen eingeſchloſſen iſt, wie an der Mannseichel, am Magen und den Gedaͤrmen. Wenn alſo blos der Nerve empfinden kann, ſo ſind dieſe Erſcheinungen an ſich ſchon ſo einfach, daß ſie keines fernern Erweiſes beduͤrfen. §. 2. Die Haut. Jedoch man nimmt das Gefuͤhl in einem andern Ver- ſtande (h), wenn man diejenigen Kraͤfte eines aͤuſſerlichen Koͤrpers mit allem Fleiſſe erforſchen will, die wir eben ge- nannt haben. Alsdenn bedienen wir uns blos der Haut, und zwar inſonderheit der aͤuſſerſten Finger, ob das Gefuͤl gleich an den Fuͤſſen, wenn wir dieſe eben ſo blos truͤgen, und man ſolche weich erhielte, nicht ſtumpfer ſein wuͤrde. Und eben ſo iſt auch die Zunge zu allen ſolchen Sachen gleich geſchikkt. Folglich iſt die Haut diejenige Dekke des menſchlichen Leibes, welche die Luft abhalten ſoll; genauer aber zu reden, ſo heiſt eigentlich der inwendige, dichte und feſte Boden dieſer Dekke, Haut. Wir haben geſagt, daß die Haut allenthalben die aͤuſ- ſerſten Theile des Koͤrpers bedekke. Sie ſcheint durch- loͤchert (e*) Lib. 10. (f) L. 4. (g) L. 10. (h) Beruͤhren nennt es der be- ruͤmte PLOHR de ſapor. n. 3. P 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/251>, abgerufen am 28.03.2024.