Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gefühl. XII. Buch.
§. 23.
Die schweisführende Gefässe.

Jn gewissen Umständen des menschlichen Lebens wird
die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche
durch die, merenteils unsichtbare, Schweislöcher der Ober-
haut dringen.

Es ist gewis (t), daß diese Feuchtigkeit durch die
Schlagadern in die Schweislöcher der Haut eindringt,
weil die Gefässe, die von der Haut nach der Oberhaut zu
gehen, wie Bänder (t*), die beide Häute umgeben, ab-
gerissen werden, indem man die Oberhaut losreist. Gott-
fried Bidloo (u) schmeichelte sich, Wassergänge gefunden
zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu
liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verstattete selbige
nicht, und man hat sie auch bisher nicht deutlich machen
können. Daß aber der Schweis seinen Ursprung von
den Schlagadern her habe, bestätigt sonderlich folgender
leichte und unveränderliche Versuch. Man mag in die
Schlagader, wessen Gliedes man will, oder in den Stamm
der Aorte an jungen Personen Wasser, oder in Weingeist
aufgelösten Fischleim, den man mit dem Purpur von
Mexiko lebhaft gefärbt hat, einsprizzen, so wird man nicht
leicht irren können, daß nicht fast über die ganze Haut (y)
breite Blasen (z) auffahren sollten, worinnen der gefärbte
Fischleim selbst ist (a), der aus der Haut aller Orten aus-
schwizzt, und sich ohne Zweifel in passende Schweislöcher
der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden
sein müsten, treiben lassen, und sich unter die Oberhaut

er-
(t) [Spaltenumbruch] KAAUW n. 85. 86. KEIL
abridgem. p.
11.
(t*) GUNZ. de humor. p.
180.
(u) T. 4. f. 6.
(y) [Spaltenumbruch] Ueberall KAAUW n. 97.
(z) Vergl. MEKEL mem. de
l'acad. de Berlin T. 13. p.
67.
(a) KAAUW n. 96.
(b) Die nicht organisirt sind,
MEKEL loc. cit. p. 67.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
§. 23.
Die ſchweisfuͤhrende Gefaͤſſe.

Jn gewiſſen Umſtaͤnden des menſchlichen Lebens wird
die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche
durch die, merenteils unſichtbare, Schweisloͤcher der Ober-
haut dringen.

Es iſt gewis (t), daß dieſe Feuchtigkeit durch die
Schlagadern in die Schweisloͤcher der Haut eindringt,
weil die Gefaͤſſe, die von der Haut nach der Oberhaut zu
gehen, wie Baͤnder (t*), die beide Haͤute umgeben, ab-
geriſſen werden, indem man die Oberhaut losreiſt. Gott-
fried Bidloo (u) ſchmeichelte ſich, Waſſergaͤnge gefunden
zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu
liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verſtattete ſelbige
nicht, und man hat ſie auch bisher nicht deutlich machen
koͤnnen. Daß aber der Schweis ſeinen Urſprung von
den Schlagadern her habe, beſtaͤtigt ſonderlich folgender
leichte und unveraͤnderliche Verſuch. Man mag in die
Schlagader, weſſen Gliedes man will, oder in den Stamm
der Aorte an jungen Perſonen Waſſer, oder in Weingeiſt
aufgeloͤſten Fiſchleim, den man mit dem Purpur von
Mexiko lebhaft gefaͤrbt hat, einſprizzen, ſo wird man nicht
leicht irren koͤnnen, daß nicht faſt uͤber die ganze Haut (y)
breite Blaſen (z) auffahren ſollten, worinnen der gefaͤrbte
Fiſchleim ſelbſt iſt (a), der aus der Haut aller Orten aus-
ſchwizzt, und ſich ohne Zweifel in paſſende Schweisloͤcher
der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden
ſein muͤſten, treiben laſſen, und ſich unter die Oberhaut

er-
(t) [Spaltenumbruch] KAAUW n. 85. 86. KEIL
abridgem. p.
11.
(t*) GUNZ. de humor. p.
180.
(u) T. 4. f. 6.
(y) [Spaltenumbruch] Ueberall KAAUW n. 97.
(z) Vergl. MEKEL mem. de
l’acad. de Berlin T. 13. p.
67.
(a) KAAUW n. 96.
(b) Die nicht organiſirt ſind,
MEKEL loc. cit. p. 67.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0318" n="300"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Gefu&#x0364;hl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 23.<lb/><hi rendition="#b">Die &#x017F;chweisfu&#x0364;hrende Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</hi></head><lb/>
            <p>Jn gewi&#x017F;&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden des men&#x017F;chlichen Lebens wird<lb/>
die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche<lb/>
durch die, merenteils un&#x017F;ichtbare, Schweislo&#x0364;cher der Ober-<lb/>
haut dringen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t gewis <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">KAAUW n. 85. 86. KEIL<lb/>
abridgem. p.</hi> 11.</note>, daß die&#x017F;e Feuchtigkeit durch die<lb/>
Schlagadern in die Schweislo&#x0364;cher der Haut eindringt,<lb/>
weil die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, die von der Haut nach der Oberhaut zu<lb/>
gehen, wie Ba&#x0364;nder <note place="foot" n="(t*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GUNZ.</hi> de humor. p.</hi><lb/>
180.</note>, die beide Ha&#x0364;ute umgeben, ab-<lb/>
geri&#x017F;&#x017F;en werden, indem man die Oberhaut losrei&#x017F;t. Gott-<lb/>
fried <hi rendition="#fr">Bidloo</hi> <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">T. 4. f.</hi> 6.</note> &#x017F;chmeichelte &#x017F;ich, Wa&#x017F;&#x017F;erga&#x0364;nge gefunden<lb/>
zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu<lb/>
liefen. Sein Herausgeber, <hi rendition="#fr">Cowper,</hi> ver&#x017F;tattete &#x017F;elbige<lb/>
nicht, und man hat &#x017F;ie auch bisher nicht deutlich machen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Daß aber der Schweis &#x017F;einen Ur&#x017F;prung von<lb/>
den Schlagadern her habe, be&#x017F;ta&#x0364;tigt &#x017F;onderlich folgender<lb/>
leichte und unvera&#x0364;nderliche Ver&#x017F;uch. Man mag in die<lb/>
Schlagader, we&#x017F;&#x017F;en Gliedes man will, oder in den Stamm<lb/>
der Aorte an jungen Per&#x017F;onen Wa&#x017F;&#x017F;er, oder in Weingei&#x017F;t<lb/>
aufgelo&#x0364;&#x017F;ten Fi&#x017F;chleim, den man mit dem Purpur von<lb/>
Mexiko lebhaft gefa&#x0364;rbt hat, ein&#x017F;prizzen, &#x017F;o wird man nicht<lb/>
leicht irren ko&#x0364;nnen, daß nicht fa&#x017F;t u&#x0364;ber die ganze Haut <note place="foot" n="(y)"><cb/>
Ueberall <hi rendition="#aq">KAAUW n.</hi> 97.</note><lb/>
breite Bla&#x017F;en <note place="foot" n="(z)">Vergl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MEKEL</hi> mem. de<lb/>
l&#x2019;acad. de Berlin T. 13. p.</hi> 67.</note> auffahren &#x017F;ollten, worinnen der gefa&#x0364;rbte<lb/>
Fi&#x017F;chleim &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KAAUW</hi> n.</hi> 96.</note>, der aus der Haut aller Orten aus-<lb/>
&#x017F;chwizzt, und &#x017F;ich ohne Zweifel in pa&#x017F;&#x017F;ende Schweislo&#x0364;cher<lb/>
der Oberhaut <note place="foot" n="(b)">Die nicht organi&#x017F;irt &#x017F;ind,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MEKEL</hi> loc. cit. p.</hi> 67.</note>, welche nach dem Tode enger geworden<lb/>
&#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;ten, treiben la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich unter die Oberhaut<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0318] Das Gefuͤhl. XII. Buch. §. 23. Die ſchweisfuͤhrende Gefaͤſſe. Jn gewiſſen Umſtaͤnden des menſchlichen Lebens wird die Oberhaut allenthalben von Feuchtigkeiten naß, welche durch die, merenteils unſichtbare, Schweisloͤcher der Ober- haut dringen. Es iſt gewis (t), daß dieſe Feuchtigkeit durch die Schlagadern in die Schweisloͤcher der Haut eindringt, weil die Gefaͤſſe, die von der Haut nach der Oberhaut zu gehen, wie Baͤnder (t*), die beide Haͤute umgeben, ab- geriſſen werden, indem man die Oberhaut losreiſt. Gott- fried Bidloo (u) ſchmeichelte ſich, Waſſergaͤnge gefunden zu haben, welche von der Haut nach der Oberhaut zu liefen. Sein Herausgeber, Cowper, verſtattete ſelbige nicht, und man hat ſie auch bisher nicht deutlich machen koͤnnen. Daß aber der Schweis ſeinen Urſprung von den Schlagadern her habe, beſtaͤtigt ſonderlich folgender leichte und unveraͤnderliche Verſuch. Man mag in die Schlagader, weſſen Gliedes man will, oder in den Stamm der Aorte an jungen Perſonen Waſſer, oder in Weingeiſt aufgeloͤſten Fiſchleim, den man mit dem Purpur von Mexiko lebhaft gefaͤrbt hat, einſprizzen, ſo wird man nicht leicht irren koͤnnen, daß nicht faſt uͤber die ganze Haut (y) breite Blaſen (z) auffahren ſollten, worinnen der gefaͤrbte Fiſchleim ſelbſt iſt (a), der aus der Haut aller Orten aus- ſchwizzt, und ſich ohne Zweifel in paſſende Schweisloͤcher der Oberhaut (b), welche nach dem Tode enger geworden ſein muͤſten, treiben laſſen, und ſich unter die Oberhaut er- (t) KAAUW n. 85. 86. KEIL abridgem. p. 11. (t*) GUNZ. de humor. p. 180. (u) T. 4. f. 6. (y) Ueberall KAAUW n. 97. (z) Vergl. MEKEL mem. de l’acad. de Berlin T. 13. p. 67. (a) KAAUW n. 96. (b) Die nicht organiſirt ſind, MEKEL loc. cit. p. 67.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/318
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/318>, abgerufen am 25.04.2024.