Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abschnitt. Schweis.
§. 14.
Was die Ausdünstung vermehrt. Der stärkere
Umlauf des Blutes.

Man erlaube uns, auf diese so berümte Verrichtung
des menschlichen Körpers einige wenige Blätter zu ver-
wenden. Demnach wird die Ausdünstung stärker und
vermehrt 1) von allen denjenigen Dingen, welche erwär-
men, und verursachen, daß innerhalb einer gegebnen Zeit
mehr und stärkere Pulsschläge geschehen. Hierzu trägt
2) alles dasjenige mit bei, welches die dünne und laufende
Flüßigkeit in unserm Körper vermehrt. 3) alles, was
unsre Haut und die Dünstungsgefässe loser spannt, und
es erreicht die Ausdünstung ihr höchstes Maas, so bald
sich die Kräfte von diesen drei Ursachen mit einander ver-
einigen.

Diejenigen (h), welche die Kräfte des Herzens von
der Transpiration ausgeschlossen haben, weil sie glauben,
daß diese Kräfte in den kleinen Gefässen viel zu klein wä-
ren, irren hierinnen, wie anderswo gezeigt worden, offen-
bar; weil man die Stösse des Herzens in den haarkleinen
Gefässen unterscheiden kann. Uebrigens haben sie auf
das, was nun folgen wird, nicht Acht gegeben, indem sie
aus diesen Erscheinungen deutlich sehen könnten, daß eine
noch so trokkne Luft der Ausdünstung nicht beförderlich ist
(i), da sie ihr doch, der Hipotese zu Folge, höchst dienlich
sein müste (k): daß hingegen zum Ausdünsten nicht ein-
mal Luft nöthig sei (l), da man im Bade mitten im
Wasser, und dessen Dampfe, und in feuchten Dämpfen,
die von den Bettdekken zurükke gehalten werden, am aller-

be-
(h) [Spaltenumbruch] ARRIGHI, HAMBER-
GER
physiolog. p.
276. 278.
(i) Man sehe das Zeugnis des
berümten ADANSON von der
[Spaltenumbruch] trokknen Haut bei einem sehr trokk-
nen und heissen Winde.
(k) HAMBERGER l. c. p. 280.
(l) Idem pag. 278. 279.
H. Phisiol. 5. B. Y
II. Abſchnitt. Schweis.
§. 14.
Was die Ausduͤnſtung vermehrt. Der ſtaͤrkere
Umlauf des Blutes.

Man erlaube uns, auf dieſe ſo beruͤmte Verrichtung
des menſchlichen Koͤrpers einige wenige Blaͤtter zu ver-
wenden. Demnach wird die Ausduͤnſtung ſtaͤrker und
vermehrt 1) von allen denjenigen Dingen, welche erwaͤr-
men, und verurſachen, daß innerhalb einer gegebnen Zeit
mehr und ſtaͤrkere Pulsſchlaͤge geſchehen. Hierzu traͤgt
2) alles dasjenige mit bei, welches die duͤnne und laufende
Fluͤßigkeit in unſerm Koͤrper vermehrt. 3) alles, was
unſre Haut und die Duͤnſtungsgefaͤſſe loſer ſpannt, und
es erreicht die Ausduͤnſtung ihr hoͤchſtes Maas, ſo bald
ſich die Kraͤfte von dieſen drei Urſachen mit einander ver-
einigen.

Diejenigen (h), welche die Kraͤfte des Herzens von
der Tranſpiration ausgeſchloſſen haben, weil ſie glauben,
daß dieſe Kraͤfte in den kleinen Gefaͤſſen viel zu klein waͤ-
ren, irren hierinnen, wie anderswo gezeigt worden, offen-
bar; weil man die Stoͤſſe des Herzens in den haarkleinen
Gefaͤſſen unterſcheiden kann. Uebrigens haben ſie auf
das, was nun folgen wird, nicht Acht gegeben, indem ſie
aus dieſen Erſcheinungen deutlich ſehen koͤnnten, daß eine
noch ſo trokkne Luft der Ausduͤnſtung nicht befoͤrderlich iſt
(i), da ſie ihr doch, der Hipoteſe zu Folge, hoͤchſt dienlich
ſein muͤſte (k): daß hingegen zum Ausduͤnſten nicht ein-
mal Luft noͤthig ſei (l), da man im Bade mitten im
Waſſer, und deſſen Dampfe, und in feuchten Daͤmpfen,
die von den Bettdekken zuruͤkke gehalten werden, am aller-

be-
(h) [Spaltenumbruch] ARRIGHI, HAMBER-
GER
phyſiolog. p.
276. 278.
(i) Man ſehe das Zeugnis des
beruͤmten ADANSON von der
[Spaltenumbruch] trokknen Haut bei einem ſehr trokk-
nen und heiſſen Winde.
(k) HAMBERGER l. c. p. 280.
(l) Idem pag. 278. 279.
H. Phiſiol. 5. B. Y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0355" n="337"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Schweis.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.<lb/><hi rendition="#b">Was die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung vermehrt. Der &#x017F;ta&#x0364;rkere<lb/>
Umlauf des Blutes.</hi></head><lb/>
            <p>Man erlaube uns, auf die&#x017F;e &#x017F;o beru&#x0364;mte Verrichtung<lb/>
des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers einige wenige Bla&#x0364;tter zu ver-<lb/>
wenden. Demnach wird die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung &#x017F;ta&#x0364;rker und<lb/>
vermehrt 1) von allen denjenigen Dingen, welche erwa&#x0364;r-<lb/>
men, und verur&#x017F;achen, daß innerhalb einer gegebnen Zeit<lb/>
mehr und &#x017F;ta&#x0364;rkere Puls&#x017F;chla&#x0364;ge ge&#x017F;chehen. Hierzu tra&#x0364;gt<lb/>
2) alles dasjenige mit bei, welches die du&#x0364;nne und laufende<lb/>
Flu&#x0364;ßigkeit in un&#x017F;erm Ko&#x0364;rper vermehrt. 3) alles, was<lb/>
un&#x017F;re Haut und die Du&#x0364;n&#x017F;tungsgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e lo&#x017F;er &#x017F;pannt, und<lb/>
es erreicht die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung ihr ho&#x0364;ch&#x017F;tes Maas, &#x017F;o bald<lb/>
&#x017F;ich die Kra&#x0364;fte von die&#x017F;en drei Ur&#x017F;achen mit einander ver-<lb/>
einigen.</p><lb/>
            <p>Diejenigen <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARRIGHI, HAMBER-<lb/>
GER</hi> phy&#x017F;iolog. p.</hi> 276. 278.</note>, welche die Kra&#x0364;fte des Herzens von<lb/>
der Tran&#x017F;piration ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en haben, weil &#x017F;ie glauben,<lb/>
daß die&#x017F;e Kra&#x0364;fte in den kleinen Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en viel zu klein wa&#x0364;-<lb/>
ren, irren hierinnen, wie anderswo gezeigt worden, offen-<lb/>
bar; weil man die Sto&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des Herzens in den haarkleinen<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en unter&#x017F;cheiden kann. Uebrigens haben &#x017F;ie auf<lb/>
das, was nun folgen wird, nicht Acht gegeben, indem &#x017F;ie<lb/>
aus die&#x017F;en Er&#x017F;cheinungen deutlich &#x017F;ehen ko&#x0364;nnten, daß eine<lb/>
noch &#x017F;o trokkne Luft der Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung nicht befo&#x0364;rderlich i&#x017F;t<lb/><note place="foot" n="(i)">Man &#x017F;ehe das Zeugnis des<lb/>
beru&#x0364;mten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ADANSON</hi></hi> von der<lb/><cb/>
trokknen Haut bei einem &#x017F;ehr trokk-<lb/>
nen und hei&#x017F;&#x017F;en Winde.</note>, da &#x017F;ie ihr doch, der Hipote&#x017F;e zu Folge, ho&#x0364;ch&#x017F;t dienlich<lb/>
&#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;te <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">HAMBERGER l. c. p.</hi> 280.</note>: daß hingegen zum Ausdu&#x0364;n&#x017F;ten nicht ein-<lb/>
mal Luft no&#x0364;thig &#x017F;ei <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Idem pag.</hi> 278. 279.</note>, da man im Bade mitten im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, und de&#x017F;&#x017F;en Dampfe, und in feuchten Da&#x0364;mpfen,<lb/>
die von den Bettdekken zuru&#x0364;kke gehalten werden, am aller-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 5. B.</hi> Y</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0355] II. Abſchnitt. Schweis. §. 14. Was die Ausduͤnſtung vermehrt. Der ſtaͤrkere Umlauf des Blutes. Man erlaube uns, auf dieſe ſo beruͤmte Verrichtung des menſchlichen Koͤrpers einige wenige Blaͤtter zu ver- wenden. Demnach wird die Ausduͤnſtung ſtaͤrker und vermehrt 1) von allen denjenigen Dingen, welche erwaͤr- men, und verurſachen, daß innerhalb einer gegebnen Zeit mehr und ſtaͤrkere Pulsſchlaͤge geſchehen. Hierzu traͤgt 2) alles dasjenige mit bei, welches die duͤnne und laufende Fluͤßigkeit in unſerm Koͤrper vermehrt. 3) alles, was unſre Haut und die Duͤnſtungsgefaͤſſe loſer ſpannt, und es erreicht die Ausduͤnſtung ihr hoͤchſtes Maas, ſo bald ſich die Kraͤfte von dieſen drei Urſachen mit einander ver- einigen. Diejenigen (h), welche die Kraͤfte des Herzens von der Tranſpiration ausgeſchloſſen haben, weil ſie glauben, daß dieſe Kraͤfte in den kleinen Gefaͤſſen viel zu klein waͤ- ren, irren hierinnen, wie anderswo gezeigt worden, offen- bar; weil man die Stoͤſſe des Herzens in den haarkleinen Gefaͤſſen unterſcheiden kann. Uebrigens haben ſie auf das, was nun folgen wird, nicht Acht gegeben, indem ſie aus dieſen Erſcheinungen deutlich ſehen koͤnnten, daß eine noch ſo trokkne Luft der Ausduͤnſtung nicht befoͤrderlich iſt (i), da ſie ihr doch, der Hipoteſe zu Folge, hoͤchſt dienlich ſein muͤſte (k): daß hingegen zum Ausduͤnſten nicht ein- mal Luft noͤthig ſei (l), da man im Bade mitten im Waſſer, und deſſen Dampfe, und in feuchten Daͤmpfen, die von den Bettdekken zuruͤkke gehalten werden, am aller- be- (h) ARRIGHI, HAMBER- GER phyſiolog. p. 276. 278. (i) Man ſehe das Zeugnis des beruͤmten ADANSON von der trokknen Haut bei einem ſehr trokk- nen und heiſſen Winde. (k) HAMBERGER l. c. p. 280. (l) Idem pag. 278. 279. H. Phiſiol. 5. B. Y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/355
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/355>, abgerufen am 28.03.2024.