Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Geschmak. XIII. Buch.

Der salzige Geschmakk ist eine mineralische Geburt,
und er geht aus diesem Reiche in verschiedne Pflanzen
über (d), die mit vielem Miste und Urin, worinnen viel
Salz stekkt, oder von dem gesalznen Meerwasser genährt
werden. Dennoch liefern viele ein Alkali, und andre
Salpeter (e).

Jn den Thieren herrscht das Meersalz (f) wegen des
häufigen Gebrauches, wie auch das besondre Thiersalz,
welches eine flüchtiglaugenhafte (g) Klasse ausmacht, und
dieses wächset entweder memals, oder doch sehr selten,
ausserhalb den Thieren.

Das Scharfe ist in Pflanzen überflüßig vorhanden,
sonderlich aber in den Wasserpflanzen, wie auch in den
kleinen Thierarten, den Jnsekten, und in den Thiergiften.

Doch auch das Mineralreich enthält viel von dieser
Art, welche man zu keinerlei Salz rechnen kann, nämlich
das Giftige, welches im Spiesglase und im Arsenik stekkt.

Doch man wird diese Mineralschärfe nicht sowohl
durch den Geschmak, als durch andre Wirkungen gewahr.
Es scheint nämlich, daß Gott unser Werkzeug des Ge-
schmakkes nicht auf dergleichen Körper eingerichtet habe,
die von Menschen willkürlich zu Arzneimitteln bearbeitet
worden, weil uns blos die Sorge aufgetragen ist, durch
den Geschmakk Dinge zu unterscheiden, welche sich im
Thierreiche, im Geschlechte der Pflanzen, und in den ge-
wachsenen Salzen für unsere Natur schikken.

§. 5.
Ob der Unterscheid des Geschmakkes von den

Figuren der Salzkristallen herrühre.

Wenn Salze im Wasser schwimmen, so sind sie im
Wasser zertheilet, dem Auge unsichtbar, aber dennoch

mit
(d) [Spaltenumbruch] REDI op. T. II. pag. 103.
BELLIN. p. 69. FRACASSATUS
p. 226. CAPPELLERI p. 17. MO-
DEL de borace. Ed. II. pag. 27.
LUCHTMANNS t. 1. f.
2. 16. 17.
(e) Die meisten Pflanzen, welche
[Spaltenumbruch] prismatisch und piramidalisch sechs-
ekkige Salze haben, BELLIN. pag.
68. 69. 70. FRACASSATUS pag.

225. u. f.
(f) L. V.
(g) Ibid.
Der Geſchmak. XIII. Buch.

Der ſalzige Geſchmakk iſt eine mineraliſche Geburt,
und er geht aus dieſem Reiche in verſchiedne Pflanzen
uͤber (d), die mit vielem Miſte und Urin, worinnen viel
Salz ſtekkt, oder von dem geſalznen Meerwaſſer genaͤhrt
werden. Dennoch liefern viele ein Alkali, und andre
Salpeter (e).

Jn den Thieren herrſcht das Meerſalz (f) wegen des
haͤufigen Gebrauches, wie auch das beſondre Thierſalz,
welches eine fluͤchtiglaugenhafte (g) Klaſſe ausmacht, und
dieſes waͤchſet entweder memals, oder doch ſehr ſelten,
auſſerhalb den Thieren.

Das Scharfe iſt in Pflanzen uͤberfluͤßig vorhanden,
ſonderlich aber in den Waſſerpflanzen, wie auch in den
kleinen Thierarten, den Jnſekten, und in den Thiergiften.

Doch auch das Mineralreich enthaͤlt viel von dieſer
Art, welche man zu keinerlei Salz rechnen kann, naͤmlich
das Giftige, welches im Spiesglaſe und im Arſenik ſtekkt.

Doch man wird dieſe Mineralſchaͤrfe nicht ſowohl
durch den Geſchmak, als durch andre Wirkungen gewahr.
Es ſcheint naͤmlich, daß Gott unſer Werkzeug des Ge-
ſchmakkes nicht auf dergleichen Koͤrper eingerichtet habe,
die von Menſchen willkuͤrlich zu Arzneimitteln bearbeitet
worden, weil uns blos die Sorge aufgetragen iſt, durch
den Geſchmakk Dinge zu unterſcheiden, welche ſich im
Thierreiche, im Geſchlechte der Pflanzen, und in den ge-
wachſenen Salzen fuͤr unſere Natur ſchikken.

§. 5.
Ob der Unterſcheid des Geſchmakkes von den

Figuren der Salzkriſtallen herruͤhre.

Wenn Salze im Waſſer ſchwimmen, ſo ſind ſie im
Waſſer zertheilet, dem Auge unſichtbar, aber dennoch

mit
(d) [Spaltenumbruch] REDI op. T. II. pag. 103.
BELLIN. p. 69. FRACASSATUS
p. 226. CAPPELLERI p. 17. MO-
DEL de borace. Ed. II. pag. 27.
LUCHTMANNS t. 1. f.
2. 16. 17.
(e) Die meiſten Pflanzen, welche
[Spaltenumbruch] priſmatiſch und piramidaliſch ſechs-
ekkige Salze haben, BELLIN. pag.
68. 69. 70. FRACASSATUS pag.

225. u. f.
(f) L. V.
(g) Ibid.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0438" n="420"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Ge&#x017F;chmak. <hi rendition="#aq">XIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Der &#x017F;alzige Ge&#x017F;chmakk i&#x017F;t eine minerali&#x017F;che Geburt,<lb/>
und er geht aus die&#x017F;em Reiche in ver&#x017F;chiedne Pflanzen<lb/>
u&#x0364;ber <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">REDI</hi> op. T. II. pag. 103.<lb/>
BELLIN. p. 69. FRACASSATUS<lb/>
p. 226. CAPPELLERI p. 17. MO-<lb/>
DEL de borace. Ed. II. pag. 27.<lb/>
LUCHTMANNS t. 1. f.</hi> 2. 16. 17.</note>, die mit vielem Mi&#x017F;te und Urin, worinnen viel<lb/>
Salz &#x017F;tekkt, oder von dem ge&#x017F;alznen Meerwa&#x017F;&#x017F;er gena&#x0364;hrt<lb/>
werden. Dennoch liefern viele ein Alkali, und andre<lb/>
Salpeter <note place="foot" n="(e)">Die mei&#x017F;ten Pflanzen, welche<lb/><cb/>
pri&#x017F;mati&#x017F;ch und piramidali&#x017F;ch &#x017F;echs-<lb/>
ekkige Salze haben, <hi rendition="#aq">BELLIN. pag.<lb/>
68. 69. 70. FRACASSATUS pag.</hi><lb/>
225. u. f.</note>.</p><lb/>
            <p>Jn den Thieren herr&#x017F;cht das Meer&#x017F;alz <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">L. V.</hi></note> wegen des<lb/>
ha&#x0364;ufigen Gebrauches, wie auch das be&#x017F;ondre Thier&#x017F;alz,<lb/>
welches eine flu&#x0364;chtiglaugenhafte <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note> Kla&#x017F;&#x017F;e ausmacht, und<lb/>
die&#x017F;es wa&#x0364;ch&#x017F;et entweder memals, oder doch &#x017F;ehr &#x017F;elten,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erhalb den Thieren.</p><lb/>
            <p>Das Scharfe i&#x017F;t in Pflanzen u&#x0364;berflu&#x0364;ßig vorhanden,<lb/>
&#x017F;onderlich aber in den Wa&#x017F;&#x017F;erpflanzen, wie auch in den<lb/>
kleinen Thierarten, den Jn&#x017F;ekten, und in den Thiergiften.</p><lb/>
            <p>Doch auch das Mineralreich entha&#x0364;lt viel von die&#x017F;er<lb/>
Art, welche man zu keinerlei Salz rechnen kann, na&#x0364;mlich<lb/>
das Giftige, welches im Spiesgla&#x017F;e und im Ar&#x017F;enik &#x017F;tekkt.</p><lb/>
            <p>Doch man wird die&#x017F;e Mineral&#x017F;cha&#x0364;rfe nicht &#x017F;owohl<lb/>
durch den Ge&#x017F;chmak, als durch andre Wirkungen gewahr.<lb/>
Es &#x017F;cheint na&#x0364;mlich, daß Gott un&#x017F;er Werkzeug des Ge-<lb/>
&#x017F;chmakkes nicht auf dergleichen Ko&#x0364;rper eingerichtet habe,<lb/>
die von Men&#x017F;chen willku&#x0364;rlich zu Arzneimitteln bearbeitet<lb/>
worden, weil uns blos die Sorge aufgetragen i&#x017F;t, durch<lb/>
den Ge&#x017F;chmakk Dinge zu unter&#x017F;cheiden, welche &#x017F;ich im<lb/>
Thierreiche, im Ge&#x017F;chlechte der Pflanzen, und in den ge-<lb/>
wach&#x017F;enen Salzen fu&#x0364;r un&#x017F;ere Natur &#x017F;chikken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.<lb/>
Ob der Unter&#x017F;cheid des Ge&#x017F;chmakkes von den</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Figuren der Salzkri&#x017F;tallen herru&#x0364;hre.</hi> </p><lb/>
            <p>Wenn Salze im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmen, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zertheilet, dem Auge un&#x017F;ichtbar, aber dennoch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0438] Der Geſchmak. XIII. Buch. Der ſalzige Geſchmakk iſt eine mineraliſche Geburt, und er geht aus dieſem Reiche in verſchiedne Pflanzen uͤber (d), die mit vielem Miſte und Urin, worinnen viel Salz ſtekkt, oder von dem geſalznen Meerwaſſer genaͤhrt werden. Dennoch liefern viele ein Alkali, und andre Salpeter (e). Jn den Thieren herrſcht das Meerſalz (f) wegen des haͤufigen Gebrauches, wie auch das beſondre Thierſalz, welches eine fluͤchtiglaugenhafte (g) Klaſſe ausmacht, und dieſes waͤchſet entweder memals, oder doch ſehr ſelten, auſſerhalb den Thieren. Das Scharfe iſt in Pflanzen uͤberfluͤßig vorhanden, ſonderlich aber in den Waſſerpflanzen, wie auch in den kleinen Thierarten, den Jnſekten, und in den Thiergiften. Doch auch das Mineralreich enthaͤlt viel von dieſer Art, welche man zu keinerlei Salz rechnen kann, naͤmlich das Giftige, welches im Spiesglaſe und im Arſenik ſtekkt. Doch man wird dieſe Mineralſchaͤrfe nicht ſowohl durch den Geſchmak, als durch andre Wirkungen gewahr. Es ſcheint naͤmlich, daß Gott unſer Werkzeug des Ge- ſchmakkes nicht auf dergleichen Koͤrper eingerichtet habe, die von Menſchen willkuͤrlich zu Arzneimitteln bearbeitet worden, weil uns blos die Sorge aufgetragen iſt, durch den Geſchmakk Dinge zu unterſcheiden, welche ſich im Thierreiche, im Geſchlechte der Pflanzen, und in den ge- wachſenen Salzen fuͤr unſere Natur ſchikken. §. 5. Ob der Unterſcheid des Geſchmakkes von den Figuren der Salzkriſtallen herruͤhre. Wenn Salze im Waſſer ſchwimmen, ſo ſind ſie im Waſſer zertheilet, dem Auge unſichtbar, aber dennoch mit (d) REDI op. T. II. pag. 103. BELLIN. p. 69. FRACASSATUS p. 226. CAPPELLERI p. 17. MO- DEL de borace. Ed. II. pag. 27. LUCHTMANNS t. 1. f. 2. 16. 17. (e) Die meiſten Pflanzen, welche priſmatiſch und piramidaliſch ſechs- ekkige Salze haben, BELLIN. pag. 68. 69. 70. FRACASSATUS pag. 225. u. f. (f) L. V. (g) Ibid.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/438
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/438>, abgerufen am 25.04.2024.