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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Der Geruch. XIV. Buch.
§. 7.
Die übeln Gerüche.

Uebel und misfällig riechen fast aller Thiere Ausdün-
stungen, so wie der Urin, die Milch, der Koth, und
Schweis. Doch hat jedes Thier noch seinen besondern
Gestank an sich.

Uebel riechen fast alle mineralische Gerüche, darunter
einige sehr stinken, als ein angebrannter Arsenik, aufge-
löstes Eisen, und des im Alkali zerfliessenden Schwefels.

Vor andern ist der Geruch, um mich in die Arten ein-
zulassen, ekelhaft von verfaulten, oder faulen Körpern, der
ziemlich einerlei ist, er mag aus einem verfaulten Thiere,
oder von vermodernder Pflanzen herrühren. Unter den noch
frischen Vegetabilien dünstet einen Leichengeruch aus die
stapelia, so daß die blauen Fliegen dadurch betrogen wer-
den, und ihre Eier in die Blume derselben, als in ein
Aas legen. Mit diesem kömmt der Gestank des phalli
sehr überein.

Stinkend ist der Geruch der Arten des Kothes, welche
noch nicht verfault sind, besonders aber der Koth von
fleischfressenden Thieren. Unter den Pflanzen dünstet die-
sen Geruch aus das Geschlecht der Baumschwämme, und
einige Hölzer in Jndien.

Stinkend ist der ranzige Geruch des verdorbnen Trah-
nes, und des Fettes andrer Meerthiere, der Vögel, wel-
che sich von Fischen ernähren; stinkend und ekelhaft von
anderm Fette, welches alt und von der Zeit verdorben ist,
so wie der Gestank ausserordentlich von dem Kothe derer-
jenigen ist, welche Fettigkeiten schlecht verdauen.

Eben so übel riechen auch faule Eier.

Jn diesen Arten von Gestanke stekkt gemeiniglich eine
Art von Gifte, sie erregen ein Erbrechen, welches oft
hartnäkkig ist, und sie machen Entzündung an den Au-
gen (s).

Unan-
(s) [Spaltenumbruch] BELLINI Versuche von
Wallfischfette MARTENS. Von
[Spaltenumbruch] den heimlichen Gemächern ist es
jedermann bekannt.
Der Geruch. XIV. Buch.
§. 7.
Die uͤbeln Geruͤche.

Uebel und misfaͤllig riechen faſt aller Thiere Ausduͤn-
ſtungen, ſo wie der Urin, die Milch, der Koth, und
Schweis. Doch hat jedes Thier noch ſeinen beſondern
Geſtank an ſich.

Uebel riechen faſt alle mineraliſche Geruͤche, darunter
einige ſehr ſtinken, als ein angebrannter Arſenik, aufge-
loͤſtes Eiſen, und des im Alkali zerflieſſenden Schwefels.

Vor andern iſt der Geruch, um mich in die Arten ein-
zulaſſen, ekelhaft von verfaulten, oder faulen Koͤrpern, der
ziemlich einerlei iſt, er mag aus einem verfaulten Thiere,
oder von vermodernder Pflanzen herruͤhren. Unter den noch
friſchen Vegetabilien duͤnſtet einen Leichengeruch aus die
ſtapelia, ſo daß die blauen Fliegen dadurch betrogen wer-
den, und ihre Eier in die Blume derſelben, als in ein
Aas legen. Mit dieſem koͤmmt der Geſtank des phalli
ſehr uͤberein.

Stinkend iſt der Geruch der Arten des Kothes, welche
noch nicht verfault ſind, beſonders aber der Koth von
fleiſchfreſſenden Thieren. Unter den Pflanzen duͤnſtet die-
ſen Geruch aus das Geſchlecht der Baumſchwaͤmme, und
einige Hoͤlzer in Jndien.

Stinkend iſt der ranzige Geruch des verdorbnen Trah-
nes, und des Fettes andrer Meerthiere, der Voͤgel, wel-
che ſich von Fiſchen ernaͤhren; ſtinkend und ekelhaft von
anderm Fette, welches alt und von der Zeit verdorben iſt,
ſo wie der Geſtank auſſerordentlich von dem Kothe derer-
jenigen iſt, welche Fettigkeiten ſchlecht verdauen.

Eben ſo uͤbel riechen auch faule Eier.

Jn dieſen Arten von Geſtanke ſtekkt gemeiniglich eine
Art von Gifte, ſie erregen ein Erbrechen, welches oft
hartnaͤkkig iſt, und ſie machen Entzuͤndung an den Au-
gen (s).

Unan-
(s) [Spaltenumbruch] BELLINI Verſuche von
Wallfiſchfette MARTENS. Von
[Spaltenumbruch] den heimlichen Gemaͤchern iſt es
jedermann bekannt.
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[492/0510] Der Geruch. XIV. Buch. §. 7. Die uͤbeln Geruͤche. Uebel und misfaͤllig riechen faſt aller Thiere Ausduͤn- ſtungen, ſo wie der Urin, die Milch, der Koth, und Schweis. Doch hat jedes Thier noch ſeinen beſondern Geſtank an ſich. Uebel riechen faſt alle mineraliſche Geruͤche, darunter einige ſehr ſtinken, als ein angebrannter Arſenik, aufge- loͤſtes Eiſen, und des im Alkali zerflieſſenden Schwefels. Vor andern iſt der Geruch, um mich in die Arten ein- zulaſſen, ekelhaft von verfaulten, oder faulen Koͤrpern, der ziemlich einerlei iſt, er mag aus einem verfaulten Thiere, oder von vermodernder Pflanzen herruͤhren. Unter den noch friſchen Vegetabilien duͤnſtet einen Leichengeruch aus die ſtapelia, ſo daß die blauen Fliegen dadurch betrogen wer- den, und ihre Eier in die Blume derſelben, als in ein Aas legen. Mit dieſem koͤmmt der Geſtank des phalli ſehr uͤberein. Stinkend iſt der Geruch der Arten des Kothes, welche noch nicht verfault ſind, beſonders aber der Koth von fleiſchfreſſenden Thieren. Unter den Pflanzen duͤnſtet die- ſen Geruch aus das Geſchlecht der Baumſchwaͤmme, und einige Hoͤlzer in Jndien. Stinkend iſt der ranzige Geruch des verdorbnen Trah- nes, und des Fettes andrer Meerthiere, der Voͤgel, wel- che ſich von Fiſchen ernaͤhren; ſtinkend und ekelhaft von anderm Fette, welches alt und von der Zeit verdorben iſt, ſo wie der Geſtank auſſerordentlich von dem Kothe derer- jenigen iſt, welche Fettigkeiten ſchlecht verdauen. Eben ſo uͤbel riechen auch faule Eier. Jn dieſen Arten von Geſtanke ſtekkt gemeiniglich eine Art von Gifte, ſie erregen ein Erbrechen, welches oft hartnaͤkkig iſt, und ſie machen Entzuͤndung an den Au- gen (s). Unan- (s) BELLINI Verſuche von Wallfiſchfette MARTENS. Von den heimlichen Gemaͤchern iſt es jedermann bekannt.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/510>, abgerufen am 28.03.2024.