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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Dritter Abschnitt,
Das Riechen an sich selbst.


§. 1.
Wie der Mensch rieche.

Es dringt die Luft welche mit Geruchdünsten angefüllt
ist, entweder von selbst, vermöge der Kraft des
Einathmens in die Nase, oder sie wird vom Men-
schen mit Fleis, wofern derselbe die Beschaffenheit eines
Körpers genauer untersuchen will, durch öftere, kleine
und wiederholte Einathmungen herbeigezogen, wobei man
die Nase wechselsweise erweitert (r) und verengert (s),
und man sieht zugleich, wie die Nasenflügel dabei wech-
selsweise in die Höhe steigen, und wieder niedersinken.

Diejenigen, welche schreiben, man rieche ohne Ein-
athmen; und vielmehr wärend des Ausathmens (t), diese
haben weder die Erscheinungen selbst in Obacht genom-
men, noch die Lehrsäzze der Alten im Gedächtnisse. Ga-
len
hat vor dem schon, weil er Versuche machte, gesagt,
daß man keine Gerüche anders (u), als vermittelst des
Einathmens empfinden könne.

Da ferner ein Polipus der Luft durch die Nase kei-
nen freien Zug verstattete, so hatte der Kranke gar kei-
nen Geruch (x), und ein Hund (y) dem man bei einer
Verwundung die Luftröhre öffnen muste, um die Luft
durch die Wunde zu leiten, hatte überhaupt gar keinen
Geruch.

End-
(r) [Spaltenumbruch] p. 127.
(s) p. 128.
(t) PERRALAUT, de l'adorat.
p. 151. CASSERIUS.
(u) apud ORIRASIUM, p. 48.
adde p. 18. tum VAROLIUS.
(x) [Spaltenumbruch] LEVRET, des polyp. p. 359.
HARTLEY, p.
180.
(y) LOWER, apud Needham.
de format. fet. pag. 165. PER-
RAULT,
ess. de Phys. T. III.
p.
29.
J i 4


Dritter Abſchnitt,
Das Riechen an ſich ſelbſt.


§. 1.
Wie der Menſch rieche.

Es dringt die Luft welche mit Geruchduͤnſten angefuͤllt
iſt, entweder von ſelbſt, vermoͤge der Kraft des
Einathmens in die Naſe, oder ſie wird vom Men-
ſchen mit Fleis, wofern derſelbe die Beſchaffenheit eines
Koͤrpers genauer unterſuchen will, durch oͤftere, kleine
und wiederholte Einathmungen herbeigezogen, wobei man
die Naſe wechſelsweiſe erweitert (r) und verengert (s),
und man ſieht zugleich, wie die Naſenfluͤgel dabei wech-
ſelsweiſe in die Hoͤhe ſteigen, und wieder niederſinken.

Diejenigen, welche ſchreiben, man rieche ohne Ein-
athmen; und vielmehr waͤrend des Ausathmens (t), dieſe
haben weder die Erſcheinungen ſelbſt in Obacht genom-
men, noch die Lehrſaͤzze der Alten im Gedaͤchtniſſe. Ga-
len
hat vor dem ſchon, weil er Verſuche machte, geſagt,
daß man keine Geruͤche anders (u), als vermittelſt des
Einathmens empfinden koͤnne.

Da ferner ein Polipus der Luft durch die Naſe kei-
nen freien Zug verſtattete, ſo hatte der Kranke gar kei-
nen Geruch (x), und ein Hund (y) dem man bei einer
Verwundung die Luftroͤhre oͤffnen muſte, um die Luft
durch die Wunde zu leiten, hatte uͤberhaupt gar keinen
Geruch.

End-
(r) [Spaltenumbruch] p. 127.
(s) p. 128.
(t) PERRALAUT, de l’adorat.
p. 151. CASSERIUS.
(u) apud ORIRASIUM, p. 48.
adde p. 18. tum VAROLIUS.
(x) [Spaltenumbruch] LEVRET, des polyp. p. 359.
HARTLEY, p.
180.
(y) LOWER, apud Needham.
de format. fet. pag. 165. PER-
RAULT,
eſſ. de Phyſ. T. III.
p.
29.
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[503/0521] Dritter Abſchnitt, Das Riechen an ſich ſelbſt. §. 1. Wie der Menſch rieche. Es dringt die Luft welche mit Geruchduͤnſten angefuͤllt iſt, entweder von ſelbſt, vermoͤge der Kraft des Einathmens in die Naſe, oder ſie wird vom Men- ſchen mit Fleis, wofern derſelbe die Beſchaffenheit eines Koͤrpers genauer unterſuchen will, durch oͤftere, kleine und wiederholte Einathmungen herbeigezogen, wobei man die Naſe wechſelsweiſe erweitert (r) und verengert (s), und man ſieht zugleich, wie die Naſenfluͤgel dabei wech- ſelsweiſe in die Hoͤhe ſteigen, und wieder niederſinken. Diejenigen, welche ſchreiben, man rieche ohne Ein- athmen; und vielmehr waͤrend des Ausathmens (t), dieſe haben weder die Erſcheinungen ſelbſt in Obacht genom- men, noch die Lehrſaͤzze der Alten im Gedaͤchtniſſe. Ga- len hat vor dem ſchon, weil er Verſuche machte, geſagt, daß man keine Geruͤche anders (u), als vermittelſt des Einathmens empfinden koͤnne. Da ferner ein Polipus der Luft durch die Naſe kei- nen freien Zug verſtattete, ſo hatte der Kranke gar kei- nen Geruch (x), und ein Hund (y) dem man bei einer Verwundung die Luftroͤhre oͤffnen muſte, um die Luft durch die Wunde zu leiten, hatte uͤberhaupt gar keinen Geruch. End- (r) p. 127. (s) p. 128. (t) PERRALAUT, de l’adorat. p. 151. CASSERIUS. (u) apud ORIRASIUM, p. 48. adde p. 18. tum VAROLIUS. (x) LEVRET, des polyp. p. 359. HARTLEY, p. 180. (y) LOWER, apud Needham. de format. fet. pag. 165. PER- RAULT, eſſ. de Phyſ. T. III. p. 29. J i 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/521>, abgerufen am 28.03.2024.