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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Erscheinungen.
fen Lage in eine gerade übergeht (f), wenn sie den Ab-
stand zweier Knochen, die sich nicht biegen lassen, bezeich-
net. Folglich wird die Faser des Ribbenmuskels gerade
werden.

§. 19.
Es nähern sich die Enden, mit denen ein Muskel
angewachsen ist, einander.

Wenn ein Muskel, indem er in Bewegung geräth,
kürzer wird, so müssen sich notwendig die Enden dieses
Muskels einander nähern, und zwar allein, wenn es ein
einzelner Muskel ist, indem zugleich die festen Theile, die
Knochen, Knorpeln, und andre Theile, wofern sie an eini-
gen Fasern angewachsen sind, mit näher herbei gezogen
werden. Es ist dieses an sich so einfach, daß es blos eine
Wiederholung von dem bereits erzälten zu sein scheint.

Jch habe davon, und zwar an den einsamen Mus-
keln, dergleichen das Herz ist, Beyspiele gesehen (g), des-
sen Basis gegen die Spizze, und die Spizze wieder gegen
die Basis anrükkt, wie auch an dem Gedärme, dessen
Umkreis von allen Seiten gegen den Mittelpunkt angezo-
gen wird, und es hat Johann Swammerdam (h) den
Versuch, an einem, aus dem Körper gerissenen Muskel
gemacht, welchen er mit Nadeln befestigt hatte. Jndem
derselbe in dieser Lage den Nerven reizte, so näherten
sich diese Nadeln einander. Es geschicht eben dergleichen
auch an den Muskeln, welche an Knochen feste sind, als
an den Ribben, und es würden sich die Räume zwischen
denselben nicht verringern, wofern nicht eine Ribbe der
andern näher käme (i). Eben dieses lässet sich auch an
den Ribben, wenn sie vom Zwerchfelle angezogen werden (k),

bemer-
(f) [Spaltenumbruch] Exp. 11. 13. 16. 25. 30.
(g) Exp. 469. 470. 492.
(h) Bibl. pag. 839.
(i) [Spaltenumbruch] sur la respir. p. 290.
(k) sur la respir. Exp. 36. 47.
53.
D 4

II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
fen Lage in eine gerade uͤbergeht (f), wenn ſie den Ab-
ſtand zweier Knochen, die ſich nicht biegen laſſen, bezeich-
net. Folglich wird die Faſer des Ribbenmuſkels gerade
werden.

§. 19.
Es naͤhern ſich die Enden, mit denen ein Muſkel
angewachſen iſt, einander.

Wenn ein Muſkel, indem er in Bewegung geraͤth,
kuͤrzer wird, ſo muͤſſen ſich notwendig die Enden dieſes
Muſkels einander naͤhern, und zwar allein, wenn es ein
einzelner Muſkel iſt, indem zugleich die feſten Theile, die
Knochen, Knorpeln, und andre Theile, wofern ſie an eini-
gen Faſern angewachſen ſind, mit naͤher herbei gezogen
werden. Es iſt dieſes an ſich ſo einfach, daß es blos eine
Wiederholung von dem bereits erzaͤlten zu ſein ſcheint.

Jch habe davon, und zwar an den einſamen Muſ-
keln, dergleichen das Herz iſt, Beyſpiele geſehen (g), deſ-
ſen Baſis gegen die Spizze, und die Spizze wieder gegen
die Baſis anruͤkkt, wie auch an dem Gedaͤrme, deſſen
Umkreis von allen Seiten gegen den Mittelpunkt angezo-
gen wird, und es hat Johann Swammerdam (h) den
Verſuch, an einem, aus dem Koͤrper geriſſenen Muſkel
gemacht, welchen er mit Nadeln befeſtigt hatte. Jndem
derſelbe in dieſer Lage den Nerven reizte, ſo naͤherten
ſich dieſe Nadeln einander. Es geſchicht eben dergleichen
auch an den Muſkeln, welche an Knochen feſte ſind, als
an den Ribben, und es wuͤrden ſich die Raͤume zwiſchen
denſelben nicht verringern, wofern nicht eine Ribbe der
andern naͤher kaͤme (i). Eben dieſes laͤſſet ſich auch an
den Ribben, wenn ſie vom Zwerchfelle angezogen werden (k),

bemer-
(f) [Spaltenumbruch] Exp. 11. 13. 16. 25. 30.
(g) Exp. 469. 470. 492.
(h) Bibl. pag. 839.
(i) [Spaltenumbruch] ſur la reſpir. p. 290.
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53.
D 4
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[55/0073] II. Abſchnitt. Erſcheinungen. fen Lage in eine gerade uͤbergeht (f), wenn ſie den Ab- ſtand zweier Knochen, die ſich nicht biegen laſſen, bezeich- net. Folglich wird die Faſer des Ribbenmuſkels gerade werden. §. 19. Es naͤhern ſich die Enden, mit denen ein Muſkel angewachſen iſt, einander. Wenn ein Muſkel, indem er in Bewegung geraͤth, kuͤrzer wird, ſo muͤſſen ſich notwendig die Enden dieſes Muſkels einander naͤhern, und zwar allein, wenn es ein einzelner Muſkel iſt, indem zugleich die feſten Theile, die Knochen, Knorpeln, und andre Theile, wofern ſie an eini- gen Faſern angewachſen ſind, mit naͤher herbei gezogen werden. Es iſt dieſes an ſich ſo einfach, daß es blos eine Wiederholung von dem bereits erzaͤlten zu ſein ſcheint. Jch habe davon, und zwar an den einſamen Muſ- keln, dergleichen das Herz iſt, Beyſpiele geſehen (g), deſ- ſen Baſis gegen die Spizze, und die Spizze wieder gegen die Baſis anruͤkkt, wie auch an dem Gedaͤrme, deſſen Umkreis von allen Seiten gegen den Mittelpunkt angezo- gen wird, und es hat Johann Swammerdam (h) den Verſuch, an einem, aus dem Koͤrper geriſſenen Muſkel gemacht, welchen er mit Nadeln befeſtigt hatte. Jndem derſelbe in dieſer Lage den Nerven reizte, ſo naͤherten ſich dieſe Nadeln einander. Es geſchicht eben dergleichen auch an den Muſkeln, welche an Knochen feſte ſind, als an den Ribben, und es wuͤrden ſich die Raͤume zwiſchen denſelben nicht verringern, wofern nicht eine Ribbe der andern naͤher kaͤme (i). Eben dieſes laͤſſet ſich auch an den Ribben, wenn ſie vom Zwerchfelle angezogen werden (k), bemer- (f) Exp. 11. 13. 16. 25. 30. (g) Exp. 469. 470. 492. (h) Bibl. pag. 839. (i) ſur la reſpir. p. 290. (k) ſur la reſpir. Exp. 36. 47. 53. D 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/73>, abgerufen am 28.03.2024.