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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschnitt. Speise und Trank.
§. 17.
Das beigemischte Fremdartige. Feuer. Luft.

Es waren dieses die Eigenschaften des Wassers, als
eines gleichartigen flüßigen Wesens, es weicht aber davon
um desto mehr ab, je reiner es ist.

Erstlich enthält es Feuer, sowohl wenn es flüßig ist,
als wenn es schon zu Eis geworden. Wenn es flüßig
ist, darum, weil es alsdann seinen bestimmten Grad Wär-
me hat: denn es rühren alle die Termometergrade, wel-
che über dem Punkte des Gefrierens stehen, sämtlich von
einem beigemischten Feuer her, und wenn dieses durch
anziehende Salze herausgezogen worden, so verschwindet
der Fluß des Wassers dergestalt, daß das Wasser mitten
im Sommer von der Kraft des Salpeters, oder des Sal-
miaks, oder des herumgelegten Eises, selbst zu Eise wird.

Doch es stekkt auch im Eise Feuer, weil es ausdün-
stet (a), sogleich an Gewichte abnimmt, bis es von selbst
zergeht, und seine Kälte kann von zugegoßnem Salpeter-
geiste stark vermert, und das Feuer aus dem Eise heraus-
gezogen werden. Wird es sich selbsten überlassen, so
nimmt es eine Wärme an sich, die nicht viel geringer, als
im Blute, in einigen Wassern auch noch kleiner ist. Was-
ser, welches in den Höhlen verdekkt, oder aus Wasserlei-
tungen, die natürlich und tief sind (b), und von der Ver-
änderung der Luft nicht leiden, hervordringt, hat gemei-
niglich den Grad drei und funfzig Wärme, welches der
Mittelgrad, und der in unterirdischen Höhlen gemeinste
Grad ist. Es scheint daher im Winter warm zu sein,
wenn die Luft um den Grad 32, und in einem kalten
Sommer, wenn die Wärme der Atmosphär im Grade
70 steht.

Es
(a) [Spaltenumbruch] MUSSCHENER. n. 94.
(b) [Spaltenumbruch] HIPP. peri hydaton. n. 13.
III. Abſchnitt. Speiſe und Trank.
§. 17.
Das beigemiſchte Fremdartige. Feuer. Luft.

Es waren dieſes die Eigenſchaften des Waſſers, als
eines gleichartigen fluͤßigen Weſens, es weicht aber davon
um deſto mehr ab, je reiner es iſt.

Erſtlich enthaͤlt es Feuer, ſowohl wenn es fluͤßig iſt,
als wenn es ſchon zu Eis geworden. Wenn es fluͤßig
iſt, darum, weil es alsdann ſeinen beſtimmten Grad Waͤr-
me hat: denn es ruͤhren alle die Termometergrade, wel-
che uͤber dem Punkte des Gefrierens ſtehen, ſaͤmtlich von
einem beigemiſchten Feuer her, und wenn dieſes durch
anziehende Salze herausgezogen worden, ſo verſchwindet
der Fluß des Waſſers dergeſtalt, daß das Waſſer mitten
im Sommer von der Kraft des Salpeters, oder des Sal-
miaks, oder des herumgelegten Eiſes, ſelbſt zu Eiſe wird.

Doch es ſtekkt auch im Eiſe Feuer, weil es ausduͤn-
ſtet (a), ſogleich an Gewichte abnimmt, bis es von ſelbſt
zergeht, und ſeine Kaͤlte kann von zugegoßnem Salpeter-
geiſte ſtark vermert, und das Feuer aus dem Eiſe heraus-
gezogen werden. Wird es ſich ſelbſten uͤberlaſſen, ſo
nimmt es eine Waͤrme an ſich, die nicht viel geringer, als
im Blute, in einigen Waſſern auch noch kleiner iſt. Waſ-
ſer, welches in den Hoͤhlen verdekkt, oder aus Waſſerlei-
tungen, die natuͤrlich und tief ſind (b), und von der Ver-
aͤnderung der Luft nicht leiden, hervordringt, hat gemei-
niglich den Grad drei und funfzig Waͤrme, welches der
Mittelgrad, und der in unterirdiſchen Hoͤhlen gemeinſte
Grad iſt. Es ſcheint daher im Winter warm zu ſein,
wenn die Luft um den Grad 32, und in einem kalten
Sommer, wenn die Waͤrme der Atmoſphaͤr im Grade
70 ſteht.

Es
(a) [Spaltenumbruch] MUSSCHENER. n. 94.
(b) [Spaltenumbruch] HIPP. peri hydaton. n. 13.
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[335[351]/0371] III. Abſchnitt. Speiſe und Trank. §. 17. Das beigemiſchte Fremdartige. Feuer. Luft. Es waren dieſes die Eigenſchaften des Waſſers, als eines gleichartigen fluͤßigen Weſens, es weicht aber davon um deſto mehr ab, je reiner es iſt. Erſtlich enthaͤlt es Feuer, ſowohl wenn es fluͤßig iſt, als wenn es ſchon zu Eis geworden. Wenn es fluͤßig iſt, darum, weil es alsdann ſeinen beſtimmten Grad Waͤr- me hat: denn es ruͤhren alle die Termometergrade, wel- che uͤber dem Punkte des Gefrierens ſtehen, ſaͤmtlich von einem beigemiſchten Feuer her, und wenn dieſes durch anziehende Salze herausgezogen worden, ſo verſchwindet der Fluß des Waſſers dergeſtalt, daß das Waſſer mitten im Sommer von der Kraft des Salpeters, oder des Sal- miaks, oder des herumgelegten Eiſes, ſelbſt zu Eiſe wird. Doch es ſtekkt auch im Eiſe Feuer, weil es ausduͤn- ſtet (a), ſogleich an Gewichte abnimmt, bis es von ſelbſt zergeht, und ſeine Kaͤlte kann von zugegoßnem Salpeter- geiſte ſtark vermert, und das Feuer aus dem Eiſe heraus- gezogen werden. Wird es ſich ſelbſten uͤberlaſſen, ſo nimmt es eine Waͤrme an ſich, die nicht viel geringer, als im Blute, in einigen Waſſern auch noch kleiner iſt. Waſ- ſer, welches in den Hoͤhlen verdekkt, oder aus Waſſerlei- tungen, die natuͤrlich und tief ſind (b), und von der Ver- aͤnderung der Luft nicht leiden, hervordringt, hat gemei- niglich den Grad drei und funfzig Waͤrme, welches der Mittelgrad, und der in unterirdiſchen Hoͤhlen gemeinſte Grad iſt. Es ſcheint daher im Winter warm zu ſein, wenn die Luft um den Grad 32, und in einem kalten Sommer, wenn die Waͤrme der Atmoſphaͤr im Grade 70 ſteht. Es (a) MUSSCHENER. n. 94. (b) HIPP. peri hydaton. n. 13.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 335[351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/371>, abgerufen am 28.03.2024.