Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Magen. XIX. Buch.


Fünfter Abschnitt.
Die Ursachen von der Verdauung.
§. 1.
Der macerirende Saft.

Wir haben fast alles, was man mit Zuverläßigkeit
von dieser Sache weis, in dem vorhergehenden
Abschnitte abgehandelt. Nun ist noch übrig, daß wir
einzelnweise zeigen, was eine jedwede der Ursachen von
der Veränderung der Speisen, die wir erzält haben, auf
ihren Anteil zu dieser Veränderung beiträgt.

Erstlich scheint es von gutem Nuzzen zu sein, wenn
wir diejenige Ursachen zuerst betrachten, ohne welche über-
haupt keine Verdauung in einem thierischen Wesen statt
haben kann: denn diese werden sich, in Hervorbringung
neuer Erscheinungen, die eine verdaute Speise zu erfah-
ren hat, vor andern geschäftig beweisen.

Man findet also kein einziges vierfüßiges Thier, kei-
nen Vogel, Fisch oder Jnsekt, welches nicht eine Men-
ge Säfte hätte, die neue Speise im Magen damit anzu-
feuchten: in allen verändert sich die Speise von selbst in
eine Säure oder in eine Fäulnis, nachdem es die Natur
der Speise mit sich bringt: in allen befindet sich Luft, ent-
weder aus der Atmosphäre, oder aus derjenigen elasti-
schen Luft, welche sich aus dem inwendigen Gewebe der
Speise loswikkelt, und ausdehnt.

Viele Fische: und Schlangen; wie auch einige Vö-
gel (a) haben einen häutigen Magen, welcher ob er gleich

aus-
(a) [Spaltenumbruch] Wie jener heishungrige Ku-
kuk, dessen Magen den ganzen
Unterleib ausfüllt, und daran über-
[Spaltenumbruch] all mit einem Fadengeweb feste ist.
HERISSANT Mem. de l' Acad.
1752. p.
420. 421.
Der Magen. XIX. Buch.


Fuͤnfter Abſchnitt.
Die Urſachen von der Verdauung.
§. 1.
Der macerirende Saft.

Wir haben faſt alles, was man mit Zuverlaͤßigkeit
von dieſer Sache weis, in dem vorhergehenden
Abſchnitte abgehandelt. Nun iſt noch uͤbrig, daß wir
einzelnweiſe zeigen, was eine jedwede der Urſachen von
der Veraͤnderung der Speiſen, die wir erzaͤlt haben, auf
ihren Anteil zu dieſer Veraͤnderung beitraͤgt.

Erſtlich ſcheint es von gutem Nuzzen zu ſein, wenn
wir diejenige Urſachen zuerſt betrachten, ohne welche uͤber-
haupt keine Verdauung in einem thieriſchen Weſen ſtatt
haben kann: denn dieſe werden ſich, in Hervorbringung
neuer Erſcheinungen, die eine verdaute Speiſe zu erfah-
ren hat, vor andern geſchaͤftig beweiſen.

Man findet alſo kein einziges vierfuͤßiges Thier, kei-
nen Vogel, Fiſch oder Jnſekt, welches nicht eine Men-
ge Saͤfte haͤtte, die neue Speiſe im Magen damit anzu-
feuchten: in allen veraͤndert ſich die Speiſe von ſelbſt in
eine Saͤure oder in eine Faͤulnis, nachdem es die Natur
der Speiſe mit ſich bringt: in allen befindet ſich Luft, ent-
weder aus der Atmoſphaͤre, oder aus derjenigen elaſti-
ſchen Luft, welche ſich aus dem inwendigen Gewebe der
Speiſe loswikkelt, und ausdehnt.

Viele Fiſche: und Schlangen; wie auch einige Voͤ-
gel (a) haben einen haͤutigen Magen, welcher ob er gleich

aus-
(a) [Spaltenumbruch] Wie jener heishungrige Ku-
kuk, deſſen Magen den ganzen
Unterleib ausfuͤllt, und daran uͤber-
[Spaltenumbruch] all mit einem Fadengeweb feſte iſt.
HERISSANT Mém. de l’ Acad.
1752. p.
420. 421.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0510" n="474[490]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Magen. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt.</hi><lb/>
Die Ur&#x017F;achen von der Verdauung.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.<lb/>
Der macerirende Saft.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>ir haben fa&#x017F;t alles, was man mit Zuverla&#x0364;ßigkeit<lb/>
von die&#x017F;er Sache weis, in dem vorhergehenden<lb/>
Ab&#x017F;chnitte abgehandelt. Nun i&#x017F;t noch u&#x0364;brig, daß wir<lb/>
einzelnwei&#x017F;e zeigen, was eine jedwede der Ur&#x017F;achen von<lb/>
der Vera&#x0364;nderung der Spei&#x017F;en, die wir erza&#x0364;lt haben, auf<lb/>
ihren Anteil zu die&#x017F;er Vera&#x0364;nderung beitra&#x0364;gt.</p><lb/>
            <p>Er&#x017F;tlich &#x017F;cheint es von gutem Nuzzen zu &#x017F;ein, wenn<lb/>
wir diejenige Ur&#x017F;achen zuer&#x017F;t betrachten, ohne welche u&#x0364;ber-<lb/>
haupt keine Verdauung in einem thieri&#x017F;chen We&#x017F;en &#x017F;tatt<lb/>
haben kann: denn die&#x017F;e werden &#x017F;ich, in Hervorbringung<lb/>
neuer Er&#x017F;cheinungen, die eine verdaute Spei&#x017F;e zu erfah-<lb/>
ren hat, vor andern ge&#x017F;cha&#x0364;ftig bewei&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Man findet al&#x017F;o kein einziges vierfu&#x0364;ßiges Thier, kei-<lb/>
nen Vogel, Fi&#x017F;ch oder Jn&#x017F;ekt, welches nicht eine Men-<lb/>
ge Sa&#x0364;fte ha&#x0364;tte, die neue Spei&#x017F;e im Magen damit anzu-<lb/>
feuchten: in allen vera&#x0364;ndert &#x017F;ich die Spei&#x017F;e von &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
eine Sa&#x0364;ure oder in eine Fa&#x0364;ulnis, nachdem es die Natur<lb/>
der Spei&#x017F;e mit &#x017F;ich bringt: in allen befindet &#x017F;ich Luft, ent-<lb/>
weder aus der Atmo&#x017F;pha&#x0364;re, oder aus derjenigen ela&#x017F;ti-<lb/>
&#x017F;chen Luft, welche &#x017F;ich aus dem inwendigen Gewebe der<lb/>
Spei&#x017F;e loswikkelt, und ausdehnt.</p><lb/>
            <p>Viele Fi&#x017F;che: und Schlangen; wie auch einige Vo&#x0364;-<lb/>
gel <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Wie jener heishungrige Ku-<lb/>
kuk, de&#x017F;&#x017F;en Magen den ganzen<lb/>
Unterleib ausfu&#x0364;llt, und daran u&#x0364;ber-<lb/><cb/>
all mit einem Fadengeweb fe&#x017F;te i&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HERISSANT</hi> Mém. de l&#x2019; Acad.<lb/>
1752. p.</hi> 420. 421.</note> haben einen ha&#x0364;utigen Magen, welcher ob er gleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[474[490]/0510] Der Magen. XIX. Buch. Fuͤnfter Abſchnitt. Die Urſachen von der Verdauung. §. 1. Der macerirende Saft. Wir haben faſt alles, was man mit Zuverlaͤßigkeit von dieſer Sache weis, in dem vorhergehenden Abſchnitte abgehandelt. Nun iſt noch uͤbrig, daß wir einzelnweiſe zeigen, was eine jedwede der Urſachen von der Veraͤnderung der Speiſen, die wir erzaͤlt haben, auf ihren Anteil zu dieſer Veraͤnderung beitraͤgt. Erſtlich ſcheint es von gutem Nuzzen zu ſein, wenn wir diejenige Urſachen zuerſt betrachten, ohne welche uͤber- haupt keine Verdauung in einem thieriſchen Weſen ſtatt haben kann: denn dieſe werden ſich, in Hervorbringung neuer Erſcheinungen, die eine verdaute Speiſe zu erfah- ren hat, vor andern geſchaͤftig beweiſen. Man findet alſo kein einziges vierfuͤßiges Thier, kei- nen Vogel, Fiſch oder Jnſekt, welches nicht eine Men- ge Saͤfte haͤtte, die neue Speiſe im Magen damit anzu- feuchten: in allen veraͤndert ſich die Speiſe von ſelbſt in eine Saͤure oder in eine Faͤulnis, nachdem es die Natur der Speiſe mit ſich bringt: in allen befindet ſich Luft, ent- weder aus der Atmoſphaͤre, oder aus derjenigen elaſti- ſchen Luft, welche ſich aus dem inwendigen Gewebe der Speiſe loswikkelt, und ausdehnt. Viele Fiſche: und Schlangen; wie auch einige Voͤ- gel (a) haben einen haͤutigen Magen, welcher ob er gleich aus- (a) Wie jener heishungrige Ku- kuk, deſſen Magen den ganzen Unterleib ausfuͤllt, und daran uͤber- all mit einem Fadengeweb feſte iſt. HERISSANT Mém. de l’ Acad. 1752. p. 420. 421.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/510
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 474[490]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/510>, abgerufen am 23.04.2024.