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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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III. Abschn. Jhr Bau.
er der Frucht ist. Bei einem solchen Menschen leert sich
also die Gallenblase etwas mühsamer aus. Dahingegen
sinkt bei einem, auf dem Rükken liegenden Menschen (t)
die Gallenblase von ihrem Boden hernieder, und leeret
sich also sehr leichtlich aus.

So leert sie sich auch an einem Menschen, welcher
auf der linken Seite (u) liegt, viel besser aus, weil auch
ihr Boden alsdenn oberwärts zu stehen kömmt.

Das Gegenteil davon glaubt der berümte Duver-
ney,
denn er sagt, daß die Blase erschlaffe, und auch
ihr Gang schlaffer werde, wenn wir uns auf die rechte
Seite niederlegen (x).

§. 31.
Wohin sich die Galle weiter begebe.

Es tritt aus dem Zwölffingerdarm, entweder allezeit,
oder doch öfters ein Theil der Galle in den Magen zu-
rükke (a), welches in einigen Thieren beständig so ge-
schicht (b). Doch der gröste Theil derselben wendet sich
zum Gedärme, und fliesset den ganzen Kanal derselben
durch, so daß sie das Gedärme aller Orten färbt, und
zwar das dünne mehr, und dem Kot der Gedärme mit
ihrer gelben Farbe durchdringt, die bei Kindern heller,
bei Erwachsenen dunkler ist; und auf solche Weise beglei-
tet sie das ganze System des Darmkanals.

Obschon einige an dieser färbenden Kraft der Galle
gezweifelt haben (c), weil der Unrat des Gedärms süsse,
oder vielmehr ohne allen Geschmakk gewesen: so ist doch
die Sache vermöge einer sehr alten Bemerkung offenbar,

da
(t) [Spaltenumbruch] weil sie rükkwärts sinkt.
(u) weil sie links liegt.
(x) II. p. 233.
(a) p. 307.
(b) p. 308.
(c) HELMONT in einer rasen-
[Spaltenumbruch] den Jungfer, und einem Knaben,
der seinen eignen Kot verzerte.
sextupl. digest. n. 36. 37. Man
füge zu aus LAMPRIDIO COM-
MODUM,
den Neuern PAPARE-
LIUM Skatophagus.

III. Abſchn. Jhr Bau.
er der Frucht iſt. Bei einem ſolchen Menſchen leert ſich
alſo die Gallenblaſe etwas muͤhſamer aus. Dahingegen
ſinkt bei einem, auf dem Ruͤkken liegenden Menſchen (t)
die Gallenblaſe von ihrem Boden hernieder, und leeret
ſich alſo ſehr leichtlich aus.

So leert ſie ſich auch an einem Menſchen, welcher
auf der linken Seite (u) liegt, viel beſſer aus, weil auch
ihr Boden alsdenn oberwaͤrts zu ſtehen koͤmmt.

Das Gegenteil davon glaubt der beruͤmte Duver-
ney,
denn er ſagt, daß die Blaſe erſchlaffe, und auch
ihr Gang ſchlaffer werde, wenn wir uns auf die rechte
Seite niederlegen (x).

§. 31.
Wohin ſich die Galle weiter begebe.

Es tritt aus dem Zwoͤlffingerdarm, entweder allezeit,
oder doch oͤfters ein Theil der Galle in den Magen zu-
ruͤkke (a), welches in einigen Thieren beſtaͤndig ſo ge-
ſchicht (b). Doch der groͤſte Theil derſelben wendet ſich
zum Gedaͤrme, und flieſſet den ganzen Kanal derſelben
durch, ſo daß ſie das Gedaͤrme aller Orten faͤrbt, und
zwar das duͤnne mehr, und dem Kot der Gedaͤrme mit
ihrer gelben Farbe durchdringt, die bei Kindern heller,
bei Erwachſenen dunkler iſt; und auf ſolche Weiſe beglei-
tet ſie das ganze Syſtem des Darmkanals.

Obſchon einige an dieſer faͤrbenden Kraft der Galle
gezweifelt haben (c), weil der Unrat des Gedaͤrms ſuͤſſe,
oder vielmehr ohne allen Geſchmakk geweſen: ſo iſt doch
die Sache vermoͤge einer ſehr alten Bemerkung offenbar,

da
(t) [Spaltenumbruch] weil ſie ruͤkkwaͤrts ſinkt.
(u) weil ſie links liegt.
(x) II. p. 233.
(a) p. 307.
(b) p. 308.
(c) HELMONT in einer raſen-
[Spaltenumbruch] den Jungfer, und einem Knaben,
der ſeinen eignen Kot verzerte.
ſextupl. digeſt. n. 36. 37. Man
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[891/0911] III. Abſchn. Jhr Bau. er der Frucht iſt. Bei einem ſolchen Menſchen leert ſich alſo die Gallenblaſe etwas muͤhſamer aus. Dahingegen ſinkt bei einem, auf dem Ruͤkken liegenden Menſchen (t) die Gallenblaſe von ihrem Boden hernieder, und leeret ſich alſo ſehr leichtlich aus. So leert ſie ſich auch an einem Menſchen, welcher auf der linken Seite (u) liegt, viel beſſer aus, weil auch ihr Boden alsdenn oberwaͤrts zu ſtehen koͤmmt. Das Gegenteil davon glaubt der beruͤmte Duver- ney, denn er ſagt, daß die Blaſe erſchlaffe, und auch ihr Gang ſchlaffer werde, wenn wir uns auf die rechte Seite niederlegen (x). §. 31. Wohin ſich die Galle weiter begebe. Es tritt aus dem Zwoͤlffingerdarm, entweder allezeit, oder doch oͤfters ein Theil der Galle in den Magen zu- ruͤkke (a), welches in einigen Thieren beſtaͤndig ſo ge- ſchicht (b). Doch der groͤſte Theil derſelben wendet ſich zum Gedaͤrme, und flieſſet den ganzen Kanal derſelben durch, ſo daß ſie das Gedaͤrme aller Orten faͤrbt, und zwar das duͤnne mehr, und dem Kot der Gedaͤrme mit ihrer gelben Farbe durchdringt, die bei Kindern heller, bei Erwachſenen dunkler iſt; und auf ſolche Weiſe beglei- tet ſie das ganze Syſtem des Darmkanals. Obſchon einige an dieſer faͤrbenden Kraft der Galle gezweifelt haben (c), weil der Unrat des Gedaͤrms ſuͤſſe, oder vielmehr ohne allen Geſchmakk geweſen: ſo iſt doch die Sache vermoͤge einer ſehr alten Bemerkung offenbar, da (t) weil ſie ruͤkkwaͤrts ſinkt. (u) weil ſie links liegt. (x) II. p. 233. (a) p. 307. (b) p. 308. (c) HELMONT in einer raſen- den Jungfer, und einem Knaben, der ſeinen eignen Kot verzerte. ſextupl. digeſt. n. 36. 37. Man fuͤge zu aus LAMPRIDIO COM- MODUM, den Neuern PAPARE- LIUM Skatophagus.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/911>, abgerufen am 25.04.2024.