Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Harnwege. XXVI. Buch.
nern und äussern verstopfende Muskeln ausser dem Pakk-
gefässe aus, die unter eben diesen Namen von dem Bek-
ken zur Hüfte hingehen. Der unterste Grund des Bek-
kens wird, ausser einem Stükkchen des krummen Steis-
beines(x) blos vom Fleische und Membranen, sonder-
lich von den Hebemuskeln des Hintern(y), blos vom
Fette, welches sich um das lezzte Gedärme legt, oder von
dem Darme selbst, wenn man dasjenige Stükk vom
Bekken wegnehmen wollte, welches sich ausserhalb dem
Darmfelle befindet, getragen (z).

Man siehet daraus, daß alle Anstrengung, welche
die Kraft des Atemholens zu verrichten vermag, alles
was nachgeben kann, in den vordern und untern Theil
des Bekkens treibet, indessen daß das Steisbein den hin-
tern Theil ein wenig unterstüzzt, und überhaupt vorne
gar kein Widerstand vorhanden ist.

§. 3.
Das Bekken bei Frauenspersonen.

Ob man gleich in einem neugebohrnen Mädchen,
und in eben so zarten Knaben, kaum einigen Unterscheid
bemerkt, so hat doch das Bekken in völlig erwachsenen
Frauenspersonen, und in Männern von gleichem Alter,
nicht einerlei Gestalt, oder Weite, und merket hier über-
haupt einen gedoppelten Unterscheid an.

Es ist das weibliche Becken dergestalt angelegt, daß
es mehrere Eingeweide, die zu seiner Zeit an Grösse zu-
nehmen sollen, fassen könne. Beim Manne sind nem-
lich der Vorsteher, und die Saamenbläschen kleine Theil-
chen, wenn man sie mit der Gebärmutter, und mit der
Scheide vergleicht: und man könnte fast sagen, daß im
Manne zwischen der vordern und hintern Grenze des

Bekkens
(x) [Spaltenumbruch] LEVRET. art des aucou-
chemens tab. 4. SMELLIE tab. 2.
ALBIN. t.
3.
(y) [Spaltenumbruch] Tab. art. pelv. I.
(z) L. XXIV. n. 145.

Die Harnwege. XXVI. Buch.
nern und aͤuſſern verſtopfende Muſkeln auſſer dem Pakk-
gefaͤſſe aus, die unter eben dieſen Namen von dem Bek-
ken zur Huͤfte hingehen. Der unterſte Grund des Bek-
kens wird, auſſer einem Stuͤkkchen des krummen Steis-
beines(x) blos vom Fleiſche und Membranen, ſonder-
lich von den Hebemuſkeln des Hintern(y), blos vom
Fette, welches ſich um das lezzte Gedaͤrme legt, oder von
dem Darme ſelbſt, wenn man dasjenige Stuͤkk vom
Bekken wegnehmen wollte, welches ſich auſſerhalb dem
Darmfelle befindet, getragen (z).

Man ſiehet daraus, daß alle Anſtrengung, welche
die Kraft des Atemholens zu verrichten vermag, alles
was nachgeben kann, in den vordern und untern Theil
des Bekkens treibet, indeſſen daß das Steisbein den hin-
tern Theil ein wenig unterſtuͤzzt, und uͤberhaupt vorne
gar kein Widerſtand vorhanden iſt.

§. 3.
Das Bekken bei Frauensperſonen.

Ob man gleich in einem neugebohrnen Maͤdchen,
und in eben ſo zarten Knaben, kaum einigen Unterſcheid
bemerkt, ſo hat doch das Bekken in voͤllig erwachſenen
Frauensperſonen, und in Maͤnnern von gleichem Alter,
nicht einerlei Geſtalt, oder Weite, und merket hier uͤber-
haupt einen gedoppelten Unterſcheid an.

Es iſt das weibliche Becken dergeſtalt angelegt, daß
es mehrere Eingeweide, die zu ſeiner Zeit an Groͤſſe zu-
nehmen ſollen, faſſen koͤnne. Beim Manne ſind nem-
lich der Vorſteher, und die Saamenblaͤschen kleine Theil-
chen, wenn man ſie mit der Gebaͤrmutter, und mit der
Scheide vergleicht: und man koͤnnte faſt ſagen, daß im
Manne zwiſchen der vordern und hintern Grenze des

Bekkens
(x) [Spaltenumbruch] LEVRET. art des aucou-
chemens tab. 4. SMELLIE tab. 2.
ALBIN. t.
3.
(y) [Spaltenumbruch] Tab. art. pelv. I.
(z) L. XXIV. n. 145.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0474" n="438"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Harnwege. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
nern und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern ver&#x017F;topfende Mu&#x017F;keln au&#x017F;&#x017F;er dem Pakk-<lb/>
gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e aus, die unter eben die&#x017F;en Namen von dem Bek-<lb/>
ken zur Hu&#x0364;fte hingehen. Der unter&#x017F;te Grund des Bek-<lb/>
kens wird, au&#x017F;&#x017F;er einem Stu&#x0364;kkchen des krummen Steis-<lb/>
beines<note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">LEVRET. art des aucou-<lb/>
chemens tab. 4. SMELLIE tab. 2.<lb/>
ALBIN. t.</hi> 3.</note> blos vom Flei&#x017F;che und Membranen, &#x017F;onder-<lb/>
lich von den Hebemu&#x017F;keln des Hintern<note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">Tab. art. pelv. I.</hi></note>, blos vom<lb/>
Fette, welches &#x017F;ich um das lezzte Geda&#x0364;rme legt, oder von<lb/>
dem Darme &#x017F;elb&#x017F;t, wenn man dasjenige Stu&#x0364;kk vom<lb/>
Bekken wegnehmen wollte, welches &#x017F;ich au&#x017F;&#x017F;erhalb dem<lb/>
Darmfelle befindet, getragen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">L. XXIV. n.</hi> 145.</note>.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;iehet daraus, daß alle An&#x017F;trengung, welche<lb/>
die Kraft des Atemholens zu verrichten vermag, alles<lb/>
was nachgeben kann, in den vordern und untern Theil<lb/>
des Bekkens treibet, inde&#x017F;&#x017F;en daß das Steisbein den hin-<lb/>
tern Theil ein wenig unter&#x017F;tu&#x0364;zzt, und u&#x0364;berhaupt vorne<lb/>
gar kein Wider&#x017F;tand vorhanden i&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 3.<lb/><hi rendition="#b">Das Bekken bei Frauensper&#x017F;onen.</hi></head><lb/>
              <p>Ob man gleich in einem neugebohrnen Ma&#x0364;dchen,<lb/>
und in eben &#x017F;o zarten Knaben, kaum einigen Unter&#x017F;cheid<lb/>
bemerkt, &#x017F;o hat doch das Bekken in vo&#x0364;llig erwach&#x017F;enen<lb/>
Frauensper&#x017F;onen, und in Ma&#x0364;nnern von gleichem Alter,<lb/>
nicht einerlei Ge&#x017F;talt, oder Weite, und merket hier u&#x0364;ber-<lb/>
haupt einen gedoppelten Unter&#x017F;cheid an.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t das weibliche Becken derge&#x017F;talt angelegt, daß<lb/>
es mehrere Eingeweide, die zu &#x017F;einer Zeit an Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zu-<lb/>
nehmen &#x017F;ollen, fa&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne. Beim Manne &#x017F;ind nem-<lb/>
lich der Vor&#x017F;teher, und die Saamenbla&#x0364;schen kleine Theil-<lb/>
chen, wenn man &#x017F;ie mit der Geba&#x0364;rmutter, und mit der<lb/>
Scheide vergleicht: und man ko&#x0364;nnte fa&#x017F;t &#x017F;agen, daß im<lb/>
Manne zwi&#x017F;chen der vordern und hintern Grenze des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bekkens</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[438/0474] Die Harnwege. XXVI. Buch. nern und aͤuſſern verſtopfende Muſkeln auſſer dem Pakk- gefaͤſſe aus, die unter eben dieſen Namen von dem Bek- ken zur Huͤfte hingehen. Der unterſte Grund des Bek- kens wird, auſſer einem Stuͤkkchen des krummen Steis- beines (x) blos vom Fleiſche und Membranen, ſonder- lich von den Hebemuſkeln des Hintern (y), blos vom Fette, welches ſich um das lezzte Gedaͤrme legt, oder von dem Darme ſelbſt, wenn man dasjenige Stuͤkk vom Bekken wegnehmen wollte, welches ſich auſſerhalb dem Darmfelle befindet, getragen (z). Man ſiehet daraus, daß alle Anſtrengung, welche die Kraft des Atemholens zu verrichten vermag, alles was nachgeben kann, in den vordern und untern Theil des Bekkens treibet, indeſſen daß das Steisbein den hin- tern Theil ein wenig unterſtuͤzzt, und uͤberhaupt vorne gar kein Widerſtand vorhanden iſt. §. 3. Das Bekken bei Frauensperſonen. Ob man gleich in einem neugebohrnen Maͤdchen, und in eben ſo zarten Knaben, kaum einigen Unterſcheid bemerkt, ſo hat doch das Bekken in voͤllig erwachſenen Frauensperſonen, und in Maͤnnern von gleichem Alter, nicht einerlei Geſtalt, oder Weite, und merket hier uͤber- haupt einen gedoppelten Unterſcheid an. Es iſt das weibliche Becken dergeſtalt angelegt, daß es mehrere Eingeweide, die zu ſeiner Zeit an Groͤſſe zu- nehmen ſollen, faſſen koͤnne. Beim Manne ſind nem- lich der Vorſteher, und die Saamenblaͤschen kleine Theil- chen, wenn man ſie mit der Gebaͤrmutter, und mit der Scheide vergleicht: und man koͤnnte faſt ſagen, daß im Manne zwiſchen der vordern und hintern Grenze des Bekkens (x) LEVRET. art des aucou- chemens tab. 4. SMELLIE tab. 2. ALBIN. t. 3. (y) Tab. art. pelv. I. (z) L. XXIV. n. 145.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/474
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/474>, abgerufen am 25.04.2024.