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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. Die Harnblase.
liegen andere(o), welche auf einen gegen die Blase holen
Bogen machen.

Bei Frauenspersonen fand ich oberhalb der vordern
und obern Mündung Fasern, welche sich unter sehr gros-
sen Winkeln überkreuzten (p), so daß sie beinahe in einen
Zirkel von vielen Seiten zusammen liefen(q): ich fand
auch andere überzwerch gehen.

Die untern Fasern sind eben so am Halse der Blase
Queerfasern, sie sind am Vorsteher gerade, und laufen
mit den hintern Queerfasern der Blase in einem Stükke
fort. Jch lese hie und da, daß sie von dem Schliesmu-
skel des Hintern einige Fasern bekommen, die sich bei
Frauenspersonen leichter begreifen lassen.

Sie mögen so gros seyn, als sie wollen, so verengern
sie doch den Ausgang der Harnröhre, und sie thun sol-
ches noch mehr, wenn sie gereizt werden (r). Wir wol-
len an einem andern Orte untersuchen, ob sie schon für
sich allein zu diesem Geschäfte hinlänglich sind.

§. 13.
Die zusammenziehende Kraft der Blase.

Die Natur hat die Blase ihrer Bestimmung ge-
mäß eingerichtet; denn sie wird von Wasser oder von
Luft, so man durch die Harngänge beibringt, nach und
nach in die Höhe gehoben (a), und zwar anfangs bei
der Harnröhre, hierauf oben, und endlich fängt sie sich
an auszudehnen und hart zu werden.

So wie sie sich ausdehnt, so empfindet sie einen Reiz
sich auszuleeren, und es ist dieser um desto stärker, je

grösser
(o) [Spaltenumbruch] Der innere, an die Blase
angewachsene Schliesmuskel RIO-
LAN. ibid.
(p) Jn einen Bogen gebogene
PARSONS. t 3. f. 1. wären dikke.
ib. halbschief BORRICH.
(q) [Spaltenumbruch] Zirkelrund LITTRE Mem.
de l'Acad. 1701. p.
388.
(r) FALCONET. in thesi cit.
(a) PALUCCI lithomia p. 12.
G g 4

II. Abſchn. Die Harnblaſe.
liegen andere(o), welche auf einen gegen die Blaſe holen
Bogen machen.

Bei Frauensperſonen fand ich oberhalb der vordern
und obern Muͤndung Faſern, welche ſich unter ſehr groſ-
ſen Winkeln uͤberkreuzten (p), ſo daß ſie beinahe in einen
Zirkel von vielen Seiten zuſammen liefen(q): ich fand
auch andere uͤberzwerch gehen.

Die untern Faſern ſind eben ſo am Halſe der Blaſe
Queerfaſern, ſie ſind am Vorſteher gerade, und laufen
mit den hintern Queerfaſern der Blaſe in einem Stuͤkke
fort. Jch leſe hie und da, daß ſie von dem Schliesmu-
ſkel des Hintern einige Faſern bekommen, die ſich bei
Frauensperſonen leichter begreifen laſſen.

Sie moͤgen ſo gros ſeyn, als ſie wollen, ſo verengern
ſie doch den Ausgang der Harnroͤhre, und ſie thun ſol-
ches noch mehr, wenn ſie gereizt werden (r). Wir wol-
len an einem andern Orte unterſuchen, ob ſie ſchon fuͤr
ſich allein zu dieſem Geſchaͤfte hinlaͤnglich ſind.

§. 13.
Die zuſammenziehende Kraft der Blaſe.

Die Natur hat die Blaſe ihrer Beſtimmung ge-
maͤß eingerichtet; denn ſie wird von Waſſer oder von
Luft, ſo man durch die Harngaͤnge beibringt, nach und
nach in die Hoͤhe gehoben (a), und zwar anfangs bei
der Harnroͤhre, hierauf oben, und endlich faͤngt ſie ſich
an auszudehnen und hart zu werden.

So wie ſie ſich ausdehnt, ſo empfindet ſie einen Reiz
ſich auszuleeren, und es iſt dieſer um deſto ſtaͤrker, je

groͤſſer
(o) [Spaltenumbruch] Der innere, an die Blaſe
angewachſene Schliesmuſkel RIO-
LAN. ibid.
(p) Jn einen Bogen gebogene
PARSONS. t 3. f. 1. waͤren dikke.
ib. halbſchief BORRICH.
(q) [Spaltenumbruch] Zirkelrund LITTRE Mém.
de l’Acad. 1701. p.
388.
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(a) PALUCCI lithomia p. 12.
G g 4
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[471/0507] II. Abſchn. Die Harnblaſe. liegen andere (o), welche auf einen gegen die Blaſe holen Bogen machen. Bei Frauensperſonen fand ich oberhalb der vordern und obern Muͤndung Faſern, welche ſich unter ſehr groſ- ſen Winkeln uͤberkreuzten (p), ſo daß ſie beinahe in einen Zirkel von vielen Seiten zuſammen liefen (q): ich fand auch andere uͤberzwerch gehen. Die untern Faſern ſind eben ſo am Halſe der Blaſe Queerfaſern, ſie ſind am Vorſteher gerade, und laufen mit den hintern Queerfaſern der Blaſe in einem Stuͤkke fort. Jch leſe hie und da, daß ſie von dem Schliesmu- ſkel des Hintern einige Faſern bekommen, die ſich bei Frauensperſonen leichter begreifen laſſen. Sie moͤgen ſo gros ſeyn, als ſie wollen, ſo verengern ſie doch den Ausgang der Harnroͤhre, und ſie thun ſol- ches noch mehr, wenn ſie gereizt werden (r). Wir wol- len an einem andern Orte unterſuchen, ob ſie ſchon fuͤr ſich allein zu dieſem Geſchaͤfte hinlaͤnglich ſind. §. 13. Die zuſammenziehende Kraft der Blaſe. Die Natur hat die Blaſe ihrer Beſtimmung ge- maͤß eingerichtet; denn ſie wird von Waſſer oder von Luft, ſo man durch die Harngaͤnge beibringt, nach und nach in die Hoͤhe gehoben (a), und zwar anfangs bei der Harnroͤhre, hierauf oben, und endlich faͤngt ſie ſich an auszudehnen und hart zu werden. So wie ſie ſich ausdehnt, ſo empfindet ſie einen Reiz ſich auszuleeren, und es iſt dieſer um deſto ſtaͤrker, je groͤſſer (o) Der innere, an die Blaſe angewachſene Schliesmuſkel RIO- LAN. ibid. (p) Jn einen Bogen gebogene PARSONS. t 3. f. 1. waͤren dikke. ib. halbſchief BORRICH. (q) Zirkelrund LITTRE Mém. de l’Acad. 1701. p. 388. (r) FALCONET. in theſi cit. (a) PALUCCI lithomia p. 12. G g 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/507>, abgerufen am 19.04.2024.