Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschn. Die Harnblase.
einbilden, daß in einer Harnblase, so nicht umgekehrt
sei, Wasser bliebe: sie beweisen ferner daher, sie nehme
von aussen Flüssigkeiten in sich, liesse solche aber nicht
so herausdringen(h). Die Sache zu verschönern, er-
schufen sie auch Klappen.

Es läugnet zwar ein berühmter Mann den Versuch,
und er will, daß eine umgekehrte Blase (i) Wasser hal-
ten soll: doch es bekräftigen es andre, und sie sagen,
daß das Wasser auch ohne Künsteleien, durch die Blase
einen Durchgang finde, und daß mit Hülfe der Wol-
fischen
(k) Heber, und auch ohne Heber (l), das Salz
in einer verschlossenen Blase aufgelöset, und sie mit dem
lauen Wasser angefüllt werde (m), in welches man sie
geworfen.

Es stekkt auch hier in der hinneinwerts gehenden
Richtung des Wassers nicht besonders, indem eine Blase
die nicht umgekehrt wird, ebenfalls das eingegossene Was-
ser fahren läst (n). Von der Ochsenblase ist Stenonius
ein Zeuge, ob gleich seine Redensarten noch nicht recht
ausgemacht sind(o).

§. 20.
Die Schlagadern der Harnblase.

Man siehet Schlagadern von allerlei Art, die diesen
membranösen Sakk besuchen. Die untern grössern kom-
men aus irgend einem grossen Fortsatze der Schlagader
des Unterbauches, oder auch wohl aus zween solchen Fort-
sätzen, als von der gemeinschaftlichen Schaamader (a)

des
(h) [Spaltenumbruch] Auch REAUMUR WOLF.
Versuch. III. n. 69. HAMEL. l. c.
(i) VERHEYN. L. II. p. 129.
(k) ALBRECHT. obs. anat. 3.
(l) LANGGUTH. de mot. art.
LESCHER. anthrop. Exp. p
36.
(m) TEYCHMEYER. anthrop.
p. 143 BOYLE poros. corp. p.
19.
(n) MORIN. p. 200.
(o) [Spaltenumbruch] De musc. et gland. p. 81.
die Harnblase, verkehrt und na-
türlich lässet Wasser durch, und
saugt es ein, BUXTORF. inhalat.
von verhaltnem Urine dringt der
Uringeruch in den holen Leib durch,
MORGAGN. sed. caus. II. p. 150.
(a) Fascic. ic. anat. V. not. 12.
19. t. 11. x. WINSLOW. n.
249.
H h 3

II. Abſchn. Die Harnblaſe.
einbilden, daß in einer Harnblaſe, ſo nicht umgekehrt
ſei, Waſſer bliebe: ſie beweiſen ferner daher, ſie nehme
von auſſen Fluͤſſigkeiten in ſich, lieſſe ſolche aber nicht
ſo herausdringen(h). Die Sache zu verſchoͤnern, er-
ſchufen ſie auch Klappen.

Es laͤugnet zwar ein beruͤhmter Mann den Verſuch,
und er will, daß eine umgekehrte Blaſe (i) Waſſer hal-
ten ſoll: doch es bekraͤftigen es andre, und ſie ſagen,
daß das Waſſer auch ohne Kuͤnſteleien, durch die Blaſe
einen Durchgang finde, und daß mit Huͤlfe der Wol-
fiſchen
(k) Heber, und auch ohne Heber (l), das Salz
in einer verſchloſſenen Blaſe aufgeloͤſet, und ſie mit dem
lauen Waſſer angefuͤllt werde (m), in welches man ſie
geworfen.

Es ſtekkt auch hier in der hinneinwerts gehenden
Richtung des Waſſers nicht beſonders, indem eine Blaſe
die nicht umgekehrt wird, ebenfalls das eingegoſſene Waſ-
ſer fahren laͤſt (n). Von der Ochſenblaſe iſt Stenonius
ein Zeuge, ob gleich ſeine Redensarten noch nicht recht
ausgemacht ſind(o).

§. 20.
Die Schlagadern der Harnblaſe.

Man ſiehet Schlagadern von allerlei Art, die dieſen
membranoͤſen Sakk beſuchen. Die untern groͤſſern kom-
men aus irgend einem groſſen Fortſatze der Schlagader
des Unterbauches, oder auch wohl aus zween ſolchen Fort-
ſaͤtzen, als von der gemeinſchaftlichen Schaamader (a)

des
(h) [Spaltenumbruch] Auch REAUMUR WOLF.
Verſuch. III. n. 69. HAMEL. l. c.
(i) VERHEYN. L. II. p. 129.
(k) ALBRECHT. obſ. anat. 3.
(l) LANGGUTH. de mot. art.
LESCHER. anthrop. Exp. p
36.
(m) TEYCHMEYER. anthrop.
p. 143 BOYLE poroſ. corp. p.
19.
(n) MORIN. p. 200.
(o) [Spaltenumbruch] De muſc. et gland. p. 81.
die Harnblaſe, verkehrt und na-
tuͤrlich laͤſſet Waſſer durch, und
ſaugt es ein, BUXTORF. inhalat.
von verhaltnem Urine dringt der
Uringeruch in den holen Leib durch,
MORGAGN. ſed. cauſ. II. p. 150.
(a) Faſcic. ic. anat. V. not. 12.
19. t. 11. ξ. WINSLOW. n.
249.
H h 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0521" n="485"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chn. Die Harnbla&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
einbilden, daß in einer Harnbla&#x017F;e, &#x017F;o nicht umgekehrt<lb/>
&#x017F;ei, Wa&#x017F;&#x017F;er bliebe: &#x017F;ie bewei&#x017F;en ferner daher, &#x017F;ie nehme<lb/>
von au&#x017F;&#x017F;en Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten in &#x017F;ich, lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;olche aber nicht<lb/>
&#x017F;o herausdringen<note place="foot" n="(h)"><cb/>
Auch <hi rendition="#aq">REAUMUR WOLF.<lb/>
Ver&#x017F;uch. III. n. 69. HAMEL. l. c.</hi></note>. Die Sache zu ver&#x017F;cho&#x0364;nern, er-<lb/>
&#x017F;chufen &#x017F;ie auch Klappen.</p><lb/>
              <p>Es la&#x0364;ugnet zwar ein beru&#x0364;hmter Mann den Ver&#x017F;uch,<lb/>
und er will, daß eine umgekehrte Bla&#x017F;e <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">VERHEYN. L. II. p.</hi> 129.</note> Wa&#x017F;&#x017F;er hal-<lb/>
ten &#x017F;oll: doch es bekra&#x0364;ftigen es andre, und &#x017F;ie &#x017F;agen,<lb/>
daß das Wa&#x017F;&#x017F;er auch ohne Ku&#x0364;n&#x017F;teleien, durch die Bla&#x017F;e<lb/>
einen Durchgang finde, und daß mit Hu&#x0364;lfe der <hi rendition="#fr">Wol-<lb/>
fi&#x017F;chen</hi> <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">ALBRECHT. ob&#x017F;. anat.</hi> 3.</note> Heber, und auch ohne Heber <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">LANGGUTH. de mot. art.<lb/>
LESCHER. anthrop. Exp. p</hi> 36.</note>, das Salz<lb/>
in einer ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Bla&#x017F;e aufgelo&#x0364;&#x017F;et, und &#x017F;ie mit dem<lb/>
lauen Wa&#x017F;&#x017F;er angefu&#x0364;llt werde <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">TEYCHMEYER. anthrop.<lb/>
p. 143 BOYLE poro&#x017F;. corp. p.</hi> 19.</note>, in welches man &#x017F;ie<lb/>
geworfen.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;tekkt auch hier in der hinneinwerts gehenden<lb/>
Richtung des Wa&#x017F;&#x017F;ers nicht be&#x017F;onders, indem eine Bla&#x017F;e<lb/>
die nicht umgekehrt wird, ebenfalls das eingego&#x017F;&#x017F;ene Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er fahren la&#x0364;&#x017F;t <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">MORIN. p.</hi> 200.</note>. Von der Och&#x017F;enbla&#x017F;e i&#x017F;t <hi rendition="#fr">Stenonius</hi><lb/>
ein Zeuge, ob gleich &#x017F;eine Redensarten noch nicht recht<lb/>
ausgemacht &#x017F;ind<note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq">De mu&#x017F;c. et gland. p.</hi> 81.<lb/>
die Harnbla&#x017F;e, verkehrt und na-<lb/>
tu&#x0364;rlich la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et Wa&#x017F;&#x017F;er durch, und<lb/>
&#x017F;augt es ein, <hi rendition="#aq">BUXTORF. inhalat.</hi><lb/>
von verhaltnem Urine dringt der<lb/>
Uringeruch in den holen Leib durch,<lb/><hi rendition="#aq">MORGAGN. &#x017F;ed. cau&#x017F;. II. p.</hi> 150.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 20.<lb/><hi rendition="#b">Die Schlagadern der Harnbla&#x017F;e.</hi></head><lb/>
              <p>Man &#x017F;iehet Schlagadern von allerlei Art, die die&#x017F;en<lb/>
membrano&#x0364;&#x017F;en Sakk be&#x017F;uchen. Die untern gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern kom-<lb/>
men aus irgend einem gro&#x017F;&#x017F;en Fort&#x017F;atze der Schlagader<lb/>
des Unterbauches, oder auch wohl aus zween &#x017F;olchen Fort-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen, als von der gemein&#x017F;chaftlichen Schaamader <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Fa&#x017F;cic. ic. anat. V. not. 12.<lb/>
19. t. 11. &#x03BE;. WINSLOW. n.</hi> 249.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 3</fw><fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0521] II. Abſchn. Die Harnblaſe. einbilden, daß in einer Harnblaſe, ſo nicht umgekehrt ſei, Waſſer bliebe: ſie beweiſen ferner daher, ſie nehme von auſſen Fluͤſſigkeiten in ſich, lieſſe ſolche aber nicht ſo herausdringen (h). Die Sache zu verſchoͤnern, er- ſchufen ſie auch Klappen. Es laͤugnet zwar ein beruͤhmter Mann den Verſuch, und er will, daß eine umgekehrte Blaſe (i) Waſſer hal- ten ſoll: doch es bekraͤftigen es andre, und ſie ſagen, daß das Waſſer auch ohne Kuͤnſteleien, durch die Blaſe einen Durchgang finde, und daß mit Huͤlfe der Wol- fiſchen (k) Heber, und auch ohne Heber (l), das Salz in einer verſchloſſenen Blaſe aufgeloͤſet, und ſie mit dem lauen Waſſer angefuͤllt werde (m), in welches man ſie geworfen. Es ſtekkt auch hier in der hinneinwerts gehenden Richtung des Waſſers nicht beſonders, indem eine Blaſe die nicht umgekehrt wird, ebenfalls das eingegoſſene Waſ- ſer fahren laͤſt (n). Von der Ochſenblaſe iſt Stenonius ein Zeuge, ob gleich ſeine Redensarten noch nicht recht ausgemacht ſind (o). §. 20. Die Schlagadern der Harnblaſe. Man ſiehet Schlagadern von allerlei Art, die dieſen membranoͤſen Sakk beſuchen. Die untern groͤſſern kom- men aus irgend einem groſſen Fortſatze der Schlagader des Unterbauches, oder auch wohl aus zween ſolchen Fort- ſaͤtzen, als von der gemeinſchaftlichen Schaamader (a) des (h) Auch REAUMUR WOLF. Verſuch. III. n. 69. HAMEL. l. c. (i) VERHEYN. L. II. p. 129. (k) ALBRECHT. obſ. anat. 3. (l) LANGGUTH. de mot. art. LESCHER. anthrop. Exp. p 36. (m) TEYCHMEYER. anthrop. p. 143 BOYLE poroſ. corp. p. 19. (n) MORIN. p. 200. (o) De muſc. et gland. p. 81. die Harnblaſe, verkehrt und na- tuͤrlich laͤſſet Waſſer durch, und ſaugt es ein, BUXTORF. inhalat. von verhaltnem Urine dringt der Uringeruch in den holen Leib durch, MORGAGN. ſed. cauſ. II. p. 150. (a) Faſcic. ic. anat. V. not. 12. 19. t. 11. ξ. WINSLOW. n. 249. H h 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/521
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/521>, abgerufen am 28.03.2024.