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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Die Harnwege, XXVI. Buch.
berühmte Rega; A. O. Goelicke(q), J. B. Mor-
gagni
(r), und unser grosse Lehrer (s).

Jch mag endlich nicht in Abrede seyn, daß nicht die
Nieren in die fächrigen Räumchen des Darmfells aus-
dünsten sollten (t), und es ist nicht unwahrscheinlich, daß
dagegen das um der Niere liegende Fett durch unorga-
nische Wege, in die Höhlung des Bekkens, und des
Harnganges kommen (t*), und diese Röhren, sowohl
für der Schärfe des Urins schüzzen, als auch für der
Rauhigkeit der Steine (u) bewahren kann.

§. 5.
Wie der Harn in der Niere sein Entstehen be-
komme.

Ob man gleich keine Hoffnung vor sich sieht, daß wir
jemals die geheime Künste der Natur einsehen werden,
wodurch sie ihre Absichten erreicht; so giebt uns doch die
Anlage der Niere einiges Licht. Erstlich entstehet der
Urin nicht in der Niere, sondern es wird in dem gesamm-
ten Blute, vermöge der Kraft des Lebens, das Oel und
Salz mit diesem Wasser, so durch einander gemischt,
so wie solches im Urine vorkömmt (x). Wenn man da-
her die ausmelkende Schlagadern bindet (y), und folg-
lich das Blut von der Niere wegleitet, so erfolget ein
Harnerbrechen. Wenn daher die Niere durch den Stein
verstopft wird, so bemerket man die Eigenschaften des
Harns im Schweisse, in der Ausdünstung, und in dem
Safte des Magens, und der Därme (z). Dahingegen

besiz-
(q) [Spaltenumbruch] Hist. anat. p. 153.
(r) Advers. III. p. 73.
(s) n. 385.
(t) BOYLE porosit. corp.
KAAUW. p.
608. das Nierenfett
mische sich zum Bauchwasser.
(t*) Die Versuche Cl. BUX-
TORF de inhalat.
(u) Auch der berühmte ME-
[Spaltenumbruch] KEL. Mem. de l'Acad. de Berlin.
T. X.
(x) HELVETIUS Oec. Anim.
p. 165. MAITREICAN. de la for-
mation du poulet. p.
193.
(y) HELVET. ibid. Hist. de
l'Acad.
1722.
(z) Conf. n. 12.

Die Harnwege, XXVI. Buch.
beruͤhmte Rega; A. O. Goelicke(q), J. B. Mor-
gagni
(r), und unſer groſſe Lehrer (s).

Jch mag endlich nicht in Abrede ſeyn, daß nicht die
Nieren in die faͤchrigen Raͤumchen des Darmfells aus-
duͤnſten ſollten (t), und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß
dagegen das um der Niere liegende Fett durch unorga-
niſche Wege, in die Hoͤhlung des Bekkens, und des
Harnganges kommen (t*), und dieſe Roͤhren, ſowohl
fuͤr der Schaͤrfe des Urins ſchuͤzzen, als auch fuͤr der
Rauhigkeit der Steine (u) bewahren kann.

§. 5.
Wie der Harn in der Niere ſein Entſtehen be-
komme.

Ob man gleich keine Hoffnung vor ſich ſieht, daß wir
jemals die geheime Kuͤnſte der Natur einſehen werden,
wodurch ſie ihre Abſichten erreicht; ſo giebt uns doch die
Anlage der Niere einiges Licht. Erſtlich entſtehet der
Urin nicht in der Niere, ſondern es wird in dem geſamm-
ten Blute, vermoͤge der Kraft des Lebens, das Oel und
Salz mit dieſem Waſſer, ſo durch einander gemiſcht,
ſo wie ſolches im Urine vorkoͤmmt (x). Wenn man da-
her die ausmelkende Schlagadern bindet (y), und folg-
lich das Blut von der Niere wegleitet, ſo erfolget ein
Harnerbrechen. Wenn daher die Niere durch den Stein
verſtopft wird, ſo bemerket man die Eigenſchaften des
Harns im Schweiſſe, in der Ausduͤnſtung, und in dem
Safte des Magens, und der Daͤrme (z). Dahingegen

beſiz-
(q) [Spaltenumbruch] Hiſt. anat. p. 153.
(r) Adverſ. III. p. 73.
(s) n. 385.
(t) BOYLE poroſit. corp.
KAAUW. p.
608. das Nierenfett
miſche ſich zum Bauchwaſſer.
(t*) Die Verſuche Cl. BUX-
TORF de inhalat.
(u) Auch der beruͤhmte ME-
[Spaltenumbruch] KEL. Mém. de l’Acad. de Berlin.
T. X.
(x) HELVETIUS Oec. Anim.
p. 165. MAITREICAN. de la for-
mation du poulet. p.
193.
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l’Acad.
1722.
(z) Conf. n. 12.
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[564/0600] Die Harnwege, XXVI. Buch. beruͤhmte Rega; A. O. Goelicke (q), J. B. Mor- gagni (r), und unſer groſſe Lehrer (s). Jch mag endlich nicht in Abrede ſeyn, daß nicht die Nieren in die faͤchrigen Raͤumchen des Darmfells aus- duͤnſten ſollten (t), und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß dagegen das um der Niere liegende Fett durch unorga- niſche Wege, in die Hoͤhlung des Bekkens, und des Harnganges kommen (t*), und dieſe Roͤhren, ſowohl fuͤr der Schaͤrfe des Urins ſchuͤzzen, als auch fuͤr der Rauhigkeit der Steine (u) bewahren kann. §. 5. Wie der Harn in der Niere ſein Entſtehen be- komme. Ob man gleich keine Hoffnung vor ſich ſieht, daß wir jemals die geheime Kuͤnſte der Natur einſehen werden, wodurch ſie ihre Abſichten erreicht; ſo giebt uns doch die Anlage der Niere einiges Licht. Erſtlich entſtehet der Urin nicht in der Niere, ſondern es wird in dem geſamm- ten Blute, vermoͤge der Kraft des Lebens, das Oel und Salz mit dieſem Waſſer, ſo durch einander gemiſcht, ſo wie ſolches im Urine vorkoͤmmt (x). Wenn man da- her die ausmelkende Schlagadern bindet (y), und folg- lich das Blut von der Niere wegleitet, ſo erfolget ein Harnerbrechen. Wenn daher die Niere durch den Stein verſtopft wird, ſo bemerket man die Eigenſchaften des Harns im Schweiſſe, in der Ausduͤnſtung, und in dem Safte des Magens, und der Daͤrme (z). Dahingegen beſiz- (q) Hiſt. anat. p. 153. (r) Adverſ. III. p. 73. (s) n. 385. (t) BOYLE poroſit. corp. KAAUW. p. 608. das Nierenfett miſche ſich zum Bauchwaſſer. (t*) Die Verſuche Cl. BUX- TORF de inhalat. (u) Auch der beruͤhmte ME- KEL. Mém. de l’Acad. de Berlin. T. X. (x) HELVETIUS Oec. Anim. p. 165. MAITREICAN. de la for- mation du poulet. p. 193. (y) HELVET. ibid. Hiſt. de l’Acad. 1722. (z) Conf. n. 12.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/600>, abgerufen am 28.03.2024.