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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Man leitet auch hieraus die Schwäche(d) bei den
männlichen Thieren nach dem Verluste des Saamens
her, welche so gemein ist, daß es weder eine Seltenheit
ist, wenn einige im Beischlafe das Leben verlieren, noch
daß unter den Jnsekten die mehresten männliche Thiere
die Begattung der Weibchen überleben. Nach der Mei-
nung des Alcmäons (e) (f) ist der Saame eine Aus-
tröpflung des Gehirns, oder wie Plati wollte, ein Ab-
fluß des Rükkenmarkes (g), weil derselbe mit einer der
allerheftigsten Empfindungen weggelassen wird.

Es läßt sich übrigens diese Muthmassung wegen
der beigemischten Lebensgeister, welche man auch von
andern Flüßigkeiten behauptet, nicht durch Versuche be-
stätigen: und was die Schwächung betrift, so wird zum
Aussprizzen des Saamens eine solche Nervenconvulsion
erfordert, daß man dieser heftigen Bewegung diejenige
Ermüdung zuschreiben kann, welche auf die Austreibung
des Saamens erfolgt. Doch wir wollen hiervon die
Untersuchung auf eine andre Gelegenheit verschieben.

§. 16.
Welches im Saamen der wirklich befruchtende
Theil sey.

Da man in dem Beischlafe unter dem gemeinschaft-
lichen Namen des Saamens verschiedne Säfte von sich
läßt, so hat man die Frage aufgeworfen, welche von die-
sen Flüßigkeiten eigentlich die eigentlich befruchtende seyn
müsse.

Es fehlet nicht an berühmten Männern(a), welche
es so gar mit Versuchen darthun wollen, daß sich kein

im
(d) [Spaltenumbruch] GALEN. de semine c. 1.
(e) PYTHAGORAS apud LA-
ERTIUM p
896.
(f) PLUTARCH. placit. L. V.
(g) Ebenda.
(a) [Spaltenumbruch] J. POSTHIUS in COLUM-
BUM p. 508. D. de MARCHETT.
LINDEN. physiol. p.
146. vorher
noch ARISTOTELES gener. anim.
L. I. c.
4. der die Hoden fast un-
nüzze macht.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Man leitet auch hieraus die Schwaͤche(d) bei den
maͤnnlichen Thieren nach dem Verluſte des Saamens
her, welche ſo gemein iſt, daß es weder eine Seltenheit
iſt, wenn einige im Beiſchlafe das Leben verlieren, noch
daß unter den Jnſekten die mehreſten maͤnnliche Thiere
die Begattung der Weibchen uͤberleben. Nach der Mei-
nung des Alcmaͤons (e) (f) iſt der Saame eine Aus-
troͤpflung des Gehirns, oder wie Plati wollte, ein Ab-
fluß des Ruͤkkenmarkes (g), weil derſelbe mit einer der
allerheftigſten Empfindungen weggelaſſen wird.

Es laͤßt ſich uͤbrigens dieſe Muthmaſſung wegen
der beigemiſchten Lebensgeiſter, welche man auch von
andern Fluͤßigkeiten behauptet, nicht durch Verſuche be-
ſtaͤtigen: und was die Schwaͤchung betrift, ſo wird zum
Ausſprizzen des Saamens eine ſolche Nervenconvulſion
erfordert, daß man dieſer heftigen Bewegung diejenige
Ermuͤdung zuſchreiben kann, welche auf die Austreibung
des Saamens erfolgt. Doch wir wollen hiervon die
Unterſuchung auf eine andre Gelegenheit verſchieben.

§. 16.
Welches im Saamen der wirklich befruchtende
Theil ſey.

Da man in dem Beiſchlafe unter dem gemeinſchaft-
lichen Namen des Saamens verſchiedne Saͤfte von ſich
laͤßt, ſo hat man die Frage aufgeworfen, welche von die-
ſen Fluͤßigkeiten eigentlich die eigentlich befruchtende ſeyn
muͤſſe.

Es fehlet nicht an beruͤhmten Maͤnnern(a), welche
es ſo gar mit Verſuchen darthun wollen, daß ſich kein

im
(d) [Spaltenumbruch] GALEN. de ſemine c. 1.
(e) PYTHAGORAS apud LA-
ERTIUM p
896.
(f) PLUTARCH. placit. L. V.
(g) Ebenda.
(a) [Spaltenumbruch] J. POSTHIUS in COLUM-
BUM p. 508. D. de MARCHETT.
LINDEN. phyſiol. p.
146. vorher
noch ARISTOTELES gener. anim.
L. I. c.
4. der die Hoden faſt un-
nuͤzze macht.
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[792/0828] Zeugungstheile, XXVII. Buch. Man leitet auch hieraus die Schwaͤche (d) bei den maͤnnlichen Thieren nach dem Verluſte des Saamens her, welche ſo gemein iſt, daß es weder eine Seltenheit iſt, wenn einige im Beiſchlafe das Leben verlieren, noch daß unter den Jnſekten die mehreſten maͤnnliche Thiere die Begattung der Weibchen uͤberleben. Nach der Mei- nung des Alcmaͤons (e) (f) iſt der Saame eine Aus- troͤpflung des Gehirns, oder wie Plati wollte, ein Ab- fluß des Ruͤkkenmarkes (g), weil derſelbe mit einer der allerheftigſten Empfindungen weggelaſſen wird. Es laͤßt ſich uͤbrigens dieſe Muthmaſſung wegen der beigemiſchten Lebensgeiſter, welche man auch von andern Fluͤßigkeiten behauptet, nicht durch Verſuche be- ſtaͤtigen: und was die Schwaͤchung betrift, ſo wird zum Ausſprizzen des Saamens eine ſolche Nervenconvulſion erfordert, daß man dieſer heftigen Bewegung diejenige Ermuͤdung zuſchreiben kann, welche auf die Austreibung des Saamens erfolgt. Doch wir wollen hiervon die Unterſuchung auf eine andre Gelegenheit verſchieben. §. 16. Welches im Saamen der wirklich befruchtende Theil ſey. Da man in dem Beiſchlafe unter dem gemeinſchaft- lichen Namen des Saamens verſchiedne Saͤfte von ſich laͤßt, ſo hat man die Frage aufgeworfen, welche von die- ſen Fluͤßigkeiten eigentlich die eigentlich befruchtende ſeyn muͤſſe. Es fehlet nicht an beruͤhmten Maͤnnern (a), welche es ſo gar mit Verſuchen darthun wollen, daß ſich kein im (d) GALEN. de ſemine c. 1. (e) PYTHAGORAS apud LA- ERTIUM p 896. (f) PLUTARCH. placit. L. V. (g) Ebenda. (a) J. POSTHIUS in COLUM- BUM p. 508. D. de MARCHETT. LINDEN. phyſiol. p. 146. vorher noch ARISTOTELES gener. anim. L. I. c. 4. der die Hoden faſt un- nuͤzze macht.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/828>, abgerufen am 28.03.2024.