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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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IV. Abschn. Verrichtung des dikken.

Jhre Theorie bietet sich von selbst an. Es kommen
oft in den Eingeweiden des Unterleibes Scirrhi(c), und
noch öfter in diesen Eingeweiden Verstopfungen, oder
Ausdehnungen vor.

Es dringt das, durch die Pfortader zurükk laufende
Blut, durch diese Hindernisse zur Holader nur mühsam
durch; folglich schwellen die Blutadern (d), so zu den
Pforten führen, auf, und folglich sinkt das Blut, da
es keine Klappen aufhalten, und der Stamm lang ist (e),
zurükke, und das Blut, welches auf die Blutaderäste,
so wegen ihrer Lage ganz unten liegen, mit seiner Schwere
aufliegt, füllet diese Blutadern an. Bei schwangern
Personen vermehret der Drukk der Gebärmutter auf die
Blutaderstämme das Uebel noch mehr (f).

Man ersiehet ferner leichtlich, daß wenn das Blut
fortgelassen worden, diese Blutadersäkke niedersinken,
die Pfortader wieder frei werden, und der Lauf des Blu-
tes zu den verstopften Eingeweiden abnehmen müsse, wo-
durch also die Anhäufungen des Blutes bei den Hipo-
chondristen nachlassen werden (g).

Die Hipothese fügt noch hinzu, daß diese Bewe-
gungen von der Pfortader durch die verschnürte Faser-
geflechte verrichtet werden, von denen diese Blutader
und ihre grosse Aeste umwikkelt sei (h). Endlich so finde
das Gliederreissen (i), die Nierenschmerzen (k), und
sast alle Arten der damit verwandten Krankheiten, durch
diesen Abfluß eine grosse Linderung.

Wenn
(c) [Spaltenumbruch] Der Milz. L. XXI. p. 391.
der Leber. L. XXIII. p. 599. 600.
(d) Bei Hipochondristen sind die
Blutadern bei den Pforten so groß
als ein Darm LIEUTAUD. pre-
cis. p. 136. STAHL
die Gefässe
bei den pforten sehr geschwollen,
und bis aufs höchste ausgedehnt.
SCHLAEGER tympar. p. 15. 16.
(e) WISEMAN. Oper. chir. p.
212. Phil. trans. n.
280.
(f) SMELLIE.
(g) BAGLIV. Prax. I. p. 143.
(h) STAHL obstrust. vasor.
sang. n.
35.
(i) Breßl. Samml. 1718. p.
1871.
(k) CHARLETON. litbias. p.
124. HOLLER. ad Aphor. 40.
Sect. VI. GORTER. chir. p.
159.
T 2
IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.

Jhre Theorie bietet ſich von ſelbſt an. Es kommen
oft in den Eingeweiden des Unterleibes Scirrhi(c), und
noch oͤfter in dieſen Eingeweiden Verſtopfungen, oder
Ausdehnungen vor.

Es dringt das, durch die Pfortader zuruͤkk laufende
Blut, durch dieſe Hinderniſſe zur Holader nur muͤhſam
durch; folglich ſchwellen die Blutadern (d), ſo zu den
Pforten fuͤhren, auf, und folglich ſinkt das Blut, da
es keine Klappen aufhalten, und der Stamm lang iſt (e),
zuruͤkke, und das Blut, welches auf die Blutaderaͤſte,
ſo wegen ihrer Lage ganz unten liegen, mit ſeiner Schwere
aufliegt, fuͤllet dieſe Blutadern an. Bei ſchwangern
Perſonen vermehret der Drukk der Gebaͤrmutter auf die
Blutaderſtaͤmme das Uebel noch mehr (f).

Man erſiehet ferner leichtlich, daß wenn das Blut
fortgelaſſen worden, dieſe Blutaderſaͤkke niederſinken,
die Pfortader wieder frei werden, und der Lauf des Blu-
tes zu den verſtopften Eingeweiden abnehmen muͤſſe, wo-
durch alſo die Anhaͤufungen des Blutes bei den Hipo-
chondriſten nachlaſſen werden (g).

Die Hipotheſe fuͤgt noch hinzu, daß dieſe Bewe-
gungen von der Pfortader durch die verſchnuͤrte Faſer-
geflechte verrichtet werden, von denen dieſe Blutader
und ihre groſſe Aeſte umwikkelt ſei (h). Endlich ſo finde
das Gliederreiſſen (i), die Nierenſchmerzen (k), und
ſaſt alle Arten der damit verwandten Krankheiten, durch
dieſen Abfluß eine groſſe Linderung.

Wenn
(c) [Spaltenumbruch] Der Milz. L. XXI. p. 391.
der Leber. L. XXIII. p. 599. 600.
(d) Bei Hipochondriſten ſind die
Blutadern bei den Pforten ſo groß
als ein Darm LIEUTAUD. pre-
cis. p. 136. STAHL
die Gefaͤſſe
bei den pforten ſehr geſchwollen,
und bis aufs hoͤchſte ausgedehnt.
SCHLAEGER tympar. p. 15. 16.
(e) WISEMAN. Oper. chir. p.
212. Phil. tranſ. n.
280.
(f) SMELLIE.
(g) BAGLIV. Prax. I. p. 143.
(h) STAHL obſtruſt. vaſor.
ſang. n.
35.
(i) Breßl. Samml. 1718. p.
1871.
(k) CHARLETON. litbiaſ. p.
124. HOLLER. ad Aphor. 40.
Sect. VI. GORTER. chir. p.
159.
T 2
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[291/0327] IV. Abſchn. Verrichtung des dikken. Jhre Theorie bietet ſich von ſelbſt an. Es kommen oft in den Eingeweiden des Unterleibes Scirrhi (c), und noch oͤfter in dieſen Eingeweiden Verſtopfungen, oder Ausdehnungen vor. Es dringt das, durch die Pfortader zuruͤkk laufende Blut, durch dieſe Hinderniſſe zur Holader nur muͤhſam durch; folglich ſchwellen die Blutadern (d), ſo zu den Pforten fuͤhren, auf, und folglich ſinkt das Blut, da es keine Klappen aufhalten, und der Stamm lang iſt (e), zuruͤkke, und das Blut, welches auf die Blutaderaͤſte, ſo wegen ihrer Lage ganz unten liegen, mit ſeiner Schwere aufliegt, fuͤllet dieſe Blutadern an. Bei ſchwangern Perſonen vermehret der Drukk der Gebaͤrmutter auf die Blutaderſtaͤmme das Uebel noch mehr (f). Man erſiehet ferner leichtlich, daß wenn das Blut fortgelaſſen worden, dieſe Blutaderſaͤkke niederſinken, die Pfortader wieder frei werden, und der Lauf des Blu- tes zu den verſtopften Eingeweiden abnehmen muͤſſe, wo- durch alſo die Anhaͤufungen des Blutes bei den Hipo- chondriſten nachlaſſen werden (g). Die Hipotheſe fuͤgt noch hinzu, daß dieſe Bewe- gungen von der Pfortader durch die verſchnuͤrte Faſer- geflechte verrichtet werden, von denen dieſe Blutader und ihre groſſe Aeſte umwikkelt ſei (h). Endlich ſo finde das Gliederreiſſen (i), die Nierenſchmerzen (k), und ſaſt alle Arten der damit verwandten Krankheiten, durch dieſen Abfluß eine groſſe Linderung. Wenn (c) Der Milz. L. XXI. p. 391. der Leber. L. XXIII. p. 599. 600. (d) Bei Hipochondriſten ſind die Blutadern bei den Pforten ſo groß als ein Darm LIEUTAUD. pre- cis. p. 136. STAHL die Gefaͤſſe bei den pforten ſehr geſchwollen, und bis aufs hoͤchſte ausgedehnt. SCHLAEGER tympar. p. 15. 16. (e) WISEMAN. Oper. chir. p. 212. Phil. tranſ. n. 280. (f) SMELLIE. (g) BAGLIV. Prax. I. p. 143. (h) STAHL obſtruſt. vaſor. ſang. n. 35. (i) Breßl. Samml. 1718. p. 1871. (k) CHARLETON. litbiaſ. p. 124. HOLLER. ad Aphor. 40. Sect. VI. GORTER. chir. p. 159. T 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/327>, abgerufen am 16.04.2024.