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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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I. Abschn. Die Nieren, und deren Bau.
§. 17.
Die Nerven der Niere.

Ob gleich ziemlich zahlreiche Nerven um die Nieren
spielen, und Geflechte machen, in welche sich die Nie-
rengefässe (a) auf wunderbare Arten verwikkeln, so sind
doch deren, die in die Niere selbst durch den Nierenstrich
gelangen, nur klein und wenige (b) (c). Es hat daher
dieses Eingeweide wenig Empfindung, und es bewohnen
dasselbe oft lange Zeit, ohne daß sie ihre Gegenwart durch
Schmerzen verriethen (d). Jch kenne einen Mann,
dessen Harn vom Jahr 1743 an blutig und mit heftigen
Schmerzen abgegangen, oft noch davon Anfälle hat,
dennoch aber einige Jahre dazwischen ohne Schmerzen
lebet. Jch habe auch einen jungen Menschen in der
Kur gehabt, dessen durchstochene Niere erst eine Menge
Blut, und hierauf eine grosse Menge Eiter, drei Mo-
nate lang unter den Harn mischte. Dieser Jüngling em-
pfand nicht den mindesten Schmerz (e). Es harnte Je-
mand ohne allen Nierenschmerz einen stinkenden Urin,
ob man die gleich im todten Körpern ausgezehrt fand.
Doch es scheinen auch Thiere nicht die Wunden an der
Niere zu empfinden (f).

[Spaltenumbruch]

Jch
zehrte Niere DUVERNEY posth.
II. pag.
277. und ein Stein ohne
Schmerzen de HAEN rat. medend.
T. IX. p.
106.
(a) Plexus. renal. WINSLOW.
T. III. n. 410. 411. conf L. X. p.

264. 265.
(b) Ganz klein. GALEN. utilit.
part. L. XIV. c.
13. die Niere hat
keine grossen Nerven. ORIBASIUS
p.
120.
(c) Exper. nostr. 122. 123. conf.
L. X. p. 291. not. X. et p.
292.
Gegen meines Lehrers BOERHAA-
VII
Meinung macht HAENIUS
die Nieren sehr empfindlich. diffi-
cult. p.
84. ohne einen Versuch zu
[Spaltenumbruch] wissen, daß sie weniger als die
Haut fühlen. WAHYTT. phy-
siol. essays. p.
114.
(d) BIRCH. T. IV. p. 147. vier
Jahre lang. Aestige Steine in
der Niere ohne Schmerzen MOR-
GAGN. Sed. caus. II. p.
156 Von
Steinen zerstörte Nieren, ohne
das geringste vorangehende Zeichen.
LIEUTAUD. precis. p. 398. OR-
TESCHI. diar. p.
101 ein Stein
in der rechte. mit dem Schmerzen
in der linken. BAGLIV. fibr. mo-
tric. p.
19.
(e) Excerp. Liter. 1756. n. 7.
(f) Leicht geheilet in einem Hun-
de. BIRCH. T. II. p. 317. 470.
auch
I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau.
§. 17.
Die Nerven der Niere.

Ob gleich ziemlich zahlreiche Nerven um die Nieren
ſpielen, und Geflechte machen, in welche ſich die Nie-
rengefaͤſſe (a) auf wunderbare Arten verwikkeln, ſo ſind
doch deren, die in die Niere ſelbſt durch den Nierenſtrich
gelangen, nur klein und wenige (b) (c). Es hat daher
dieſes Eingeweide wenig Empfindung, und es bewohnen
daſſelbe oft lange Zeit, ohne daß ſie ihre Gegenwart durch
Schmerzen verriethen (d). Jch kenne einen Mann,
deſſen Harn vom Jahr 1743 an blutig und mit heftigen
Schmerzen abgegangen, oft noch davon Anfaͤlle hat,
dennoch aber einige Jahre dazwiſchen ohne Schmerzen
lebet. Jch habe auch einen jungen Menſchen in der
Kur gehabt, deſſen durchſtochene Niere erſt eine Menge
Blut, und hierauf eine groſſe Menge Eiter, drei Mo-
nate lang unter den Harn miſchte. Dieſer Juͤngling em-
pfand nicht den mindeſten Schmerz (e). Es harnte Je-
mand ohne allen Nierenſchmerz einen ſtinkenden Urin,
ob man die gleich im todten Koͤrpern ausgezehrt fand.
Doch es ſcheinen auch Thiere nicht die Wunden an der
Niere zu empfinden (f).

[Spaltenumbruch]

Jch
zehrte Niere DUVERNEY poſth.
II. pag.
277. und ein Stein ohne
Schmerzen de HAEN rat. medend.
T. IX. p.
106.
(a) Plexus. renal. WINSLOW.
T. III. n. 410. 411. conf L. X. p.

264. 265.
(b) Ganz klein. GALEN. utilit.
part. L. XIV. c.
13. die Niere hat
keine groſſen Nerven. ORIBASIUS
p.
120.
(c) Exper. noſtr. 122. 123. conf.
L. X. p. 291. not. X. et p.
292.
Gegen meines Lehrers BOERHAA-
VII
Meinung macht HAENIUS
die Nieren ſehr empfindlich. diffi-
cult. p.
84. ohne einen Verſuch zu
[Spaltenumbruch] wiſſen, daß ſie weniger als die
Haut fuͤhlen. WAHYTT. phy-
ſiol. eſſays. p.
114.
(d) BIRCH. T. IV. p. 147. vier
Jahre lang. Aeſtige Steine in
der Niere ohne Schmerzen MOR-
GAGN. Sed. cauſ. II. p.
156 Von
Steinen zerſtoͤrte Nieren, ohne
das geringſte vorangehende Zeichen.
LIEUTAUD. precis. p. 398. OR-
TESCHI. diar. p.
101 ein Stein
in der rechte. mit dem Schmerzen
in der linken. BAGLIV. fibr. mo-
tric. p.
19.
(e) Excerp. Liter. 1756. n. 7.
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de. BIRCH. T. II. p. 317. 470.
auch
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[397/0433] I. Abſchn. Die Nieren, und deren Bau. §. 17. Die Nerven der Niere. Ob gleich ziemlich zahlreiche Nerven um die Nieren ſpielen, und Geflechte machen, in welche ſich die Nie- rengefaͤſſe (a) auf wunderbare Arten verwikkeln, ſo ſind doch deren, die in die Niere ſelbſt durch den Nierenſtrich gelangen, nur klein und wenige (b) (c). Es hat daher dieſes Eingeweide wenig Empfindung, und es bewohnen daſſelbe oft lange Zeit, ohne daß ſie ihre Gegenwart durch Schmerzen verriethen (d). Jch kenne einen Mann, deſſen Harn vom Jahr 1743 an blutig und mit heftigen Schmerzen abgegangen, oft noch davon Anfaͤlle hat, dennoch aber einige Jahre dazwiſchen ohne Schmerzen lebet. Jch habe auch einen jungen Menſchen in der Kur gehabt, deſſen durchſtochene Niere erſt eine Menge Blut, und hierauf eine groſſe Menge Eiter, drei Mo- nate lang unter den Harn miſchte. Dieſer Juͤngling em- pfand nicht den mindeſten Schmerz (e). Es harnte Je- mand ohne allen Nierenſchmerz einen ſtinkenden Urin, ob man die gleich im todten Koͤrpern ausgezehrt fand. Doch es ſcheinen auch Thiere nicht die Wunden an der Niere zu empfinden (f). Jch (l) (a) Plexus. renal. WINSLOW. T. III. n. 410. 411. conf L. X. p. 264. 265. (b) Ganz klein. GALEN. utilit. part. L. XIV. c. 13. die Niere hat keine groſſen Nerven. ORIBASIUS p. 120. (c) Exper. noſtr. 122. 123. conf. L. X. p. 291. not. X. et p. 292. Gegen meines Lehrers BOERHAA- VII Meinung macht HAENIUS die Nieren ſehr empfindlich. diffi- cult. p. 84. ohne einen Verſuch zu wiſſen, daß ſie weniger als die Haut fuͤhlen. WAHYTT. phy- ſiol. eſſays. p. 114. (d) BIRCH. T. IV. p. 147. vier Jahre lang. Aeſtige Steine in der Niere ohne Schmerzen MOR- GAGN. Sed. cauſ. II. p. 156 Von Steinen zerſtoͤrte Nieren, ohne das geringſte vorangehende Zeichen. LIEUTAUD. precis. p. 398. OR- TESCHI. diar. p. 101 ein Stein in der rechte. mit dem Schmerzen in der linken. BAGLIV. fibr. mo- tric. p. 19. (e) Excerp. Liter. 1756. n. 7. (f) Leicht geheilet in einem Hun- de. BIRCH. T. II. p. 317. 470. auch (l) zehrte Niere DUVERNEY poſth. II. pag. 277. und ein Stein ohne Schmerzen de HAEN rat. medend. T. IX. p. 106.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/433>, abgerufen am 29.03.2024.