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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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I. Abschn. Die Brüste.

Die Butter ist ebenfalls, wenn man sie sogleich im
Feuer auflöset, nunmehro wie die Milch, der Veränderung
weniger unterworfen, und sie erhält ihren Geschmakk
länger gut.

Wenn man sie zum Feuer bringet, so nimmt sie eben-
falls eine Schärfe an sich(b). Sie giebt im Destilliren
ein Sauerwasser von sich (c), welches nach Butter riecht,
allmählig säurer wird, und endlich ein dikkes aber den-
noch flüßiges (d), endlich aber zähes und rothes Oel hin-
ter sich hat (e). Sie hinterläßt eine Kohle, worinnen,
wenn man sie ausbrennet, ein fixes und vegetabilisches
Salz ist(f).

Da sonsten die Oele vermittelst einer Säure zum
Gerinnen gebracht werden, und sich in Harze verwandeln,
so läßt sich auch hier glauben, daß das Oel von einer
häufigen Säure zum Gerinnen gebracht werde (g).

§. 22.
Der Käse.

Mit dem Käse hat es eine andere Bewandniß: Er
entstehet zwar aus dem schleimigen Theile der Milch (a),
und er beträgt fast den sechzehnten Theil der gesamten
Milch (b): Doch riechet mir diese Art von Fäulniß (c),
indem man ihn zwischen Hölzer presset und feste machet,
der klümpige Theil der Milch faul geworden, so un-
angenehm, und auch vielen andern so heftig zu, daß
ich mich vor einen todten Körper viel weniger scheue.
Es vereinigt sich nemlich in diesem Gestanke das Ranzige
einer alten Butter mit dem faulen Gestanke, dieser üble
Geruch dauert lange, er hängt sich leicht an, und er
verläst dasjenige nicht leicht wieder, was der Käse ein-

mal
(b) [Spaltenumbruch] EGELING. p. 21.
(c) EGELING. p. 20. MAC-
QUER. chem. prat. p.
438. 439.
(d) EGELING.
(e) Idem.
(f) [Spaltenumbruch] Ibid.
(g) MACQUER.
(a) YOUNG. p. 29.
(b) p. 28.
(c) p. 21.
I. Abſchn. Die Bruͤſte.

Die Butter iſt ebenfalls, wenn man ſie ſogleich im
Feuer aufloͤſet, nunmehro wie die Milch, der Veraͤnderung
weniger unterworfen, und ſie erhaͤlt ihren Geſchmakk
laͤnger gut.

Wenn man ſie zum Feuer bringet, ſo nimmt ſie eben-
falls eine Schaͤrfe an ſich(b). Sie giebt im Deſtilliren
ein Sauerwaſſer von ſich (c), welches nach Butter riecht,
allmaͤhlig ſaͤurer wird, und endlich ein dikkes aber den-
noch fluͤßiges (d), endlich aber zaͤhes und rothes Oel hin-
ter ſich hat (e). Sie hinterlaͤßt eine Kohle, worinnen,
wenn man ſie ausbrennet, ein fixes und vegetabiliſches
Salz iſt(f).

Da ſonſten die Oele vermittelſt einer Saͤure zum
Gerinnen gebracht werden, und ſich in Harze verwandeln,
ſo laͤßt ſich auch hier glauben, daß das Oel von einer
haͤufigen Saͤure zum Gerinnen gebracht werde (g).

§. 22.
Der Kaͤſe.

Mit dem Kaͤſe hat es eine andere Bewandniß: Er
entſtehet zwar aus dem ſchleimigen Theile der Milch (a),
und er betraͤgt faſt den ſechzehnten Theil der geſamten
Milch (b): Doch riechet mir dieſe Art von Faͤulniß (c),
indem man ihn zwiſchen Hoͤlzer preſſet und feſte machet,
der kluͤmpige Theil der Milch faul geworden, ſo un-
angenehm, und auch vielen andern ſo heftig zu, daß
ich mich vor einen todten Koͤrper viel weniger ſcheue.
Es vereinigt ſich nemlich in dieſem Geſtanke das Ranzige
einer alten Butter mit dem faulen Geſtanke, dieſer uͤble
Geruch dauert lange, er haͤngt ſich leicht an, und er
verlaͤſt dasjenige nicht leicht wieder, was der Kaͤſe ein-

mal
(b) [Spaltenumbruch] EGELING. p. 21.
(c) EGELING. p. 20. MAC-
QUER. chem. prat. p.
438. 439.
(d) EGELING.
(e) Idem.
(f) [Spaltenumbruch] Ibid.
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(b) p. 28.
(c) p. 21.
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[911/0947] I. Abſchn. Die Bruͤſte. Die Butter iſt ebenfalls, wenn man ſie ſogleich im Feuer aufloͤſet, nunmehro wie die Milch, der Veraͤnderung weniger unterworfen, und ſie erhaͤlt ihren Geſchmakk laͤnger gut. Wenn man ſie zum Feuer bringet, ſo nimmt ſie eben- falls eine Schaͤrfe an ſich (b). Sie giebt im Deſtilliren ein Sauerwaſſer von ſich (c), welches nach Butter riecht, allmaͤhlig ſaͤurer wird, und endlich ein dikkes aber den- noch fluͤßiges (d), endlich aber zaͤhes und rothes Oel hin- ter ſich hat (e). Sie hinterlaͤßt eine Kohle, worinnen, wenn man ſie ausbrennet, ein fixes und vegetabiliſches Salz iſt (f). Da ſonſten die Oele vermittelſt einer Saͤure zum Gerinnen gebracht werden, und ſich in Harze verwandeln, ſo laͤßt ſich auch hier glauben, daß das Oel von einer haͤufigen Saͤure zum Gerinnen gebracht werde (g). §. 22. Der Kaͤſe. Mit dem Kaͤſe hat es eine andere Bewandniß: Er entſtehet zwar aus dem ſchleimigen Theile der Milch (a), und er betraͤgt faſt den ſechzehnten Theil der geſamten Milch (b): Doch riechet mir dieſe Art von Faͤulniß (c), indem man ihn zwiſchen Hoͤlzer preſſet und feſte machet, der kluͤmpige Theil der Milch faul geworden, ſo un- angenehm, und auch vielen andern ſo heftig zu, daß ich mich vor einen todten Koͤrper viel weniger ſcheue. Es vereinigt ſich nemlich in dieſem Geſtanke das Ranzige einer alten Butter mit dem faulen Geſtanke, dieſer uͤble Geruch dauert lange, er haͤngt ſich leicht an, und er verlaͤſt dasjenige nicht leicht wieder, was der Kaͤſe ein- mal (b) EGELING. p. 21. (c) EGELING. p. 20. MAC- QUER. chem. prat. p. 438. 439. (d) EGELING. (e) Idem. (f) Ibid. (g) MACQUER. (a) YOUNG. p. 29. (b) p. 28. (c) p. 21.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/947>, abgerufen am 25.04.2024.