Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Abs. Empfängnis.
§. 24.
Folglich geschieht die Empfängnis im Eyer-
stokke (a)

Wenn man im Eyerstokke ausgebildete (b) und fast
vollkommene Früchte gefunden, so muß nothwendig auch
der Anfang des thierischen Lebens im Eyerstokke zu su-
chen seyn. Denn wenn dieses Leben bis zur völligen Be-
gliederung des ganzen Körpers im Eyerstokke seinen Fort-
gang genommen, so kann man mit Recht, und vielmehr
vermuthen, daß die Anfänge des ersten Lebens an eben
diesem Orte ihr Entstehen genommen haben; man muß
folglich weder in der Trompete, noch in der Gebärmut-
ter, den Sizz der Empfängnis suchen.

Es spricht noch ein andrer Grund für unsere Mei-
nung. Es befruchtet eine einzige Paarung des Haus-
hahnes mit der Henne mit einmal viele Eyer (c), und
sogar alle (d). Da nun ein Ey nach dem andern in
den engen Eygang herabsinkt, so konnten nicht die übri-
gen zwanzig, von derjenigen Begattung befruchtet worden
seyn, von der das erste Ey befruchtet wurde, ausser an
demjenigen Orte, wo sich diese zwanzig Eyer zur Zeit
der Begattung befanden, d. i. im Eyerstokke.

Doch es werden auch bei den lebendiggebärenden
Thieren von einer Begattung viele Thierchen zugleich be-

lebt:
(a) [Spaltenumbruch] GRAAF. VALISNERI c. 13.
n. 4. BOHN p. 21. SCHELHAM-
MER physiol. p. CCLII. VIEUS-
SENS nov. System. p.
48.
(b) p. 47.
(c) Fünf und dreißig Tage seit
dem Treten legt die Henne noch
fruchtbare Eyer. REAUMUR art.
de saire eclore II. p.
259. 269.
bis zum zehnten et 20 Tag werden
fruchtbare Eyer gelegt. HARVEI
gener. p.
18. 19. 90. 111. Die
[Spaltenumbruch] Bienenkönigin legt in einem Mo-
nate, seit ihrer Wittwenschaft,
unzähliche Eyer, folglich wirkt
bis dahin der männliche Saamen.
Und die Königin legt das ganze
Jahr, nach der Ermordung der
Männer noch immer Eyer. SWAM-
MERDAM p. 371. REAUMUR
hist. des Insect. V. p.
564.
(d) Jndianische Hahn MAI-
TREIAN. form. du poulet. p. 5.
I. C. new. of gener. p.
60.
F 5
I. Abſ. Empfaͤngnis.
§. 24.
Folglich geſchieht die Empfaͤngnis im Eyer-
ſtokke (a)

Wenn man im Eyerſtokke ausgebildete (b) und faſt
vollkommene Fruͤchte gefunden, ſo muß nothwendig auch
der Anfang des thieriſchen Lebens im Eyerſtokke zu ſu-
chen ſeyn. Denn wenn dieſes Leben bis zur voͤlligen Be-
gliederung des ganzen Koͤrpers im Eyerſtokke ſeinen Fort-
gang genommen, ſo kann man mit Recht, und vielmehr
vermuthen, daß die Anfaͤnge des erſten Lebens an eben
dieſem Orte ihr Entſtehen genommen haben; man muß
folglich weder in der Trompete, noch in der Gebaͤrmut-
ter, den Sizz der Empfaͤngnis ſuchen.

Es ſpricht noch ein andrer Grund fuͤr unſere Mei-
nung. Es befruchtet eine einzige Paarung des Haus-
hahnes mit der Henne mit einmal viele Eyer (c), und
ſogar alle (d). Da nun ein Ey nach dem andern in
den engen Eygang herabſinkt, ſo konnten nicht die uͤbri-
gen zwanzig, von derjenigen Begattung befruchtet worden
ſeyn, von der das erſte Ey befruchtet wurde, auſſer an
demjenigen Orte, wo ſich dieſe zwanzig Eyer zur Zeit
der Begattung befanden, d. i. im Eyerſtokke.

Doch es werden auch bei den lebendiggebaͤrenden
Thieren von einer Begattung viele Thierchen zugleich be-

lebt:
(a) [Spaltenumbruch] GRAAF. VALISNERI c. 13.
n. 4. BOHN p. 21. SCHELHAM-
MER phyſiol. p. CCLII. VIEUS-
SENS nov. Syſtem. p.
48.
(b) p. 47.
(c) Fuͤnf und dreißig Tage ſeit
dem Treten legt die Henne noch
fruchtbare Eyer. REAUMUR art.
de ſaire eclore II. p.
259. 269.
bis zum zehnten et 20 Tag werden
fruchtbare Eyer gelegt. HARVEI
gener. p.
18. 19. 90. 111. Die
[Spaltenumbruch] Bienenkoͤnigin legt in einem Mo-
nate, ſeit ihrer Wittwenſchaft,
unzaͤhliche Eyer, folglich wirkt
bis dahin der maͤnnliche Saamen.
Und die Koͤnigin legt das ganze
Jahr, nach der Ermordung der
Maͤnner noch immer Eyer. SWAM-
MERDAM p. 371. REAUMUR
hiſt. des Inſect. V. p.
564.
(d) Jndianiſche Hahn MAI-
TREIAN. form. du poulet. p. 5.
I. C. new. of gener. p.
60.
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0141" n="89"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;. Empfa&#x0364;ngnis.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 24.<lb/>
Folglich ge&#x017F;chieht die Empfa&#x0364;ngnis im Eyer-<lb/>
&#x017F;tokke <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">GRAAF. VALISNERI c. 13.<lb/>
n. 4. BOHN p. 21. SCHELHAM-<lb/>
MER phy&#x017F;iol. p. CCLII. VIEUS-<lb/>
SENS nov. Sy&#x017F;tem. p.</hi> 48.</note></head><lb/>
              <p>Wenn man im Eyer&#x017F;tokke ausgebildete <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 47.</note> und fa&#x017F;t<lb/>
vollkommene Fru&#x0364;chte gefunden, &#x017F;o muß nothwendig auch<lb/>
der Anfang des thieri&#x017F;chen Lebens im Eyer&#x017F;tokke zu &#x017F;u-<lb/>
chen &#x017F;eyn. Denn wenn die&#x017F;es Leben bis zur vo&#x0364;lligen Be-<lb/>
gliederung des ganzen Ko&#x0364;rpers im Eyer&#x017F;tokke &#x017F;einen Fort-<lb/>
gang genommen, &#x017F;o kann man mit Recht, und vielmehr<lb/>
vermuthen, daß die Anfa&#x0364;nge des er&#x017F;ten Lebens an eben<lb/>
die&#x017F;em Orte ihr Ent&#x017F;tehen genommen haben; man muß<lb/>
folglich weder in der Trompete, noch in der Geba&#x0364;rmut-<lb/>
ter, den Sizz der Empfa&#x0364;ngnis &#x017F;uchen.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;pricht noch ein andrer Grund fu&#x0364;r un&#x017F;ere Mei-<lb/>
nung. Es befruchtet eine einzige Paarung des Haus-<lb/>
hahnes mit der Henne mit einmal viele Eyer <note place="foot" n="(c)">Fu&#x0364;nf und dreißig Tage &#x017F;eit<lb/>
dem Treten legt die Henne noch<lb/>
fruchtbare Eyer. <hi rendition="#aq">REAUMUR art.<lb/>
de &#x017F;aire eclore II. p.</hi> 259. 269.<lb/>
bis zum zehnten et 20 Tag werden<lb/>
fruchtbare Eyer gelegt. <hi rendition="#aq">HARVEI<lb/>
gener. p.</hi> 18. 19. 90. 111. Die<lb/><cb/>
Bienenko&#x0364;nigin legt in einem Mo-<lb/>
nate, &#x017F;eit ihrer Wittwen&#x017F;chaft,<lb/>
unza&#x0364;hliche Eyer, folglich wirkt<lb/>
bis dahin der ma&#x0364;nnliche Saamen.<lb/>
Und die Ko&#x0364;nigin legt das ganze<lb/>
Jahr, nach der Ermordung der<lb/>
Ma&#x0364;nner noch immer Eyer. <hi rendition="#aq">SWAM-<lb/>
MERDAM p. 371. REAUMUR<lb/>
hi&#x017F;t. des In&#x017F;ect. V. p.</hi> 564.</note>, und<lb/>
&#x017F;ogar alle <note place="foot" n="(d)">Jndiani&#x017F;che Hahn <hi rendition="#aq">MAI-<lb/>
TREIAN. form. du poulet. p. 5.<lb/>
I. C. new. of gener. p.</hi> 60.</note>. Da nun ein Ey nach dem andern in<lb/>
den engen Eygang herab&#x017F;inkt, &#x017F;o konnten nicht die u&#x0364;bri-<lb/>
gen zwanzig, von derjenigen Begattung befruchtet worden<lb/>
&#x017F;eyn, von der das er&#x017F;te Ey befruchtet wurde, au&#x017F;&#x017F;er an<lb/>
demjenigen Orte, wo &#x017F;ich die&#x017F;e zwanzig Eyer zur Zeit<lb/>
der Begattung befanden, d. i. im Eyer&#x017F;tokke.</p><lb/>
              <p>Doch es werden auch bei den lebendiggeba&#x0364;renden<lb/>
Thieren von einer Begattung viele Thierchen zugleich be-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">lebt:</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0141] I. Abſ. Empfaͤngnis. §. 24. Folglich geſchieht die Empfaͤngnis im Eyer- ſtokke (a) Wenn man im Eyerſtokke ausgebildete (b) und faſt vollkommene Fruͤchte gefunden, ſo muß nothwendig auch der Anfang des thieriſchen Lebens im Eyerſtokke zu ſu- chen ſeyn. Denn wenn dieſes Leben bis zur voͤlligen Be- gliederung des ganzen Koͤrpers im Eyerſtokke ſeinen Fort- gang genommen, ſo kann man mit Recht, und vielmehr vermuthen, daß die Anfaͤnge des erſten Lebens an eben dieſem Orte ihr Entſtehen genommen haben; man muß folglich weder in der Trompete, noch in der Gebaͤrmut- ter, den Sizz der Empfaͤngnis ſuchen. Es ſpricht noch ein andrer Grund fuͤr unſere Mei- nung. Es befruchtet eine einzige Paarung des Haus- hahnes mit der Henne mit einmal viele Eyer (c), und ſogar alle (d). Da nun ein Ey nach dem andern in den engen Eygang herabſinkt, ſo konnten nicht die uͤbri- gen zwanzig, von derjenigen Begattung befruchtet worden ſeyn, von der das erſte Ey befruchtet wurde, auſſer an demjenigen Orte, wo ſich dieſe zwanzig Eyer zur Zeit der Begattung befanden, d. i. im Eyerſtokke. Doch es werden auch bei den lebendiggebaͤrenden Thieren von einer Begattung viele Thierchen zugleich be- lebt: (a) GRAAF. VALISNERI c. 13. n. 4. BOHN p. 21. SCHELHAM- MER phyſiol. p. CCLII. VIEUS- SENS nov. Syſtem. p. 48. (b) p. 47. (c) Fuͤnf und dreißig Tage ſeit dem Treten legt die Henne noch fruchtbare Eyer. REAUMUR art. de ſaire eclore II. p. 259. 269. bis zum zehnten et 20 Tag werden fruchtbare Eyer gelegt. HARVEI gener. p. 18. 19. 90. 111. Die Bienenkoͤnigin legt in einem Mo- nate, ſeit ihrer Wittwenſchaft, unzaͤhliche Eyer, folglich wirkt bis dahin der maͤnnliche Saamen. Und die Koͤnigin legt das ganze Jahr, nach der Ermordung der Maͤnner noch immer Eyer. SWAM- MERDAM p. 371. REAUMUR hiſt. des Inſect. V. p. 564. (d) Jndianiſche Hahn MAI- TREIAN. form. du poulet. p. 5. I. C. new. of gener. p. 60. F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/141
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/141>, abgerufen am 25.04.2024.