Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abs. Empfängnis.
Tagen, die Frucht nicht grösser, als eine Ameise, und an
Wasser drei oder vier Unzen vorräthig (f).

Man kann die Ruyschische Figuren hieher rech-
nen, welche nach der Natur, und nicht in der Absicht
eine Hipothese zu unterstüzzen, gezeichnet worden (g).

§. 30.
Leere Eyer, Windeyer.

Es legen die Vögel öfters Windeyer, worinnen die
junge Frucht, ehe das Leben einbüst, als sie eine gewisse
Form bekömmt. Jch habe an den jungen Hühnchen
oft eine gegitterte Fläche, statt der Aderfigur, oder das
Wesen des Eyes auf eine andere Art verdorben gefunden.

Bei den Menschen geschieht es nicht selten, und ich
habe es selbst einigemale mit Augen gesehen, daß man
Eyer von sich gebe, oder daß man solche in der Gebär-
mutter findet, welche vollkommen wie Eyer anzusehen
sind; sie haben eine Membran, welche von allen Seiten
Flokken heraustreibt, und enthalten eine Flüßigkeit, aus-
serdem aber nicht die geringste Spur von einer Frucht.

Man fand in der Trompete eine Blase, welche aber
aus concentrischen Blättern zusammengesezzt war (b).

Eine kleine Blase voller Wasser, ohne Frucht, in
der innern Fruchthaut (c), um welcher die äussere Frucht-
haut lag, wird an einem andern Orte erwähnt. Ein
befruchtetes frisches Ey, worinnen keine Frucht lag,
hatte vielleicht durch einen Zufall seine Frucht eingebüst (d).

Ein Wasserbläschen war seit der Empfängnis ent-
fallen, wofern solches nicht ein wirkliches Wasserbläs-
chen gewesen seyn mag (e).

(a)
Ein
(f) RIOLAN. p. 388.
(g) Thes. VI. t. 2. f. sonderlich
1. & 3.
(b) BOEHMER. l. c. f. 5. m. n.
f. 6. 9. r. s.
(c) [Spaltenumbruch] DIEMERBROECK. p. 185.
(d) RUYSCH. thes. VI. n. 39.
40. 41.
(e) Breßl. Samml. ann. 1725.
m. Novemb.
(a) Conf. du poulet.

I. Abſ. Empfaͤngnis.
Tagen, die Frucht nicht groͤſſer, als eine Ameiſe, und an
Waſſer drei oder vier Unzen vorraͤthig (f).

Man kann die Ruyſchiſche Figuren hieher rech-
nen, welche nach der Natur, und nicht in der Abſicht
eine Hipotheſe zu unterſtuͤzzen, gezeichnet worden (g).

§. 30.
Leere Eyer, Windeyer.

Es legen die Voͤgel oͤfters Windeyer, worinnen die
junge Frucht, ehe das Leben einbuͤſt, als ſie eine gewiſſe
Form bekoͤmmt. Jch habe an den jungen Huͤhnchen
oft eine gegitterte Flaͤche, ſtatt der Aderfigur, oder das
Weſen des Eyes auf eine andere Art verdorben gefunden.

Bei den Menſchen geſchieht es nicht ſelten, und ich
habe es ſelbſt einigemale mit Augen geſehen, daß man
Eyer von ſich gebe, oder daß man ſolche in der Gebaͤr-
mutter findet, welche vollkommen wie Eyer anzuſehen
ſind; ſie haben eine Membran, welche von allen Seiten
Flokken heraustreibt, und enthalten eine Fluͤßigkeit, auſ-
ſerdem aber nicht die geringſte Spur von einer Frucht.

Man fand in der Trompete eine Blaſe, welche aber
aus concentriſchen Blaͤttern zuſammengeſezzt war (b).

Eine kleine Blaſe voller Waſſer, ohne Frucht, in
der innern Fruchthaut (c), um welcher die aͤuſſere Frucht-
haut lag, wird an einem andern Orte erwaͤhnt. Ein
befruchtetes friſches Ey, worinnen keine Frucht lag,
hatte vielleicht durch einen Zufall ſeine Frucht eingebuͤſt (d).

Ein Waſſerblaͤschen war ſeit der Empfaͤngnis ent-
fallen, wofern ſolches nicht ein wirkliches Waſſerblaͤs-
chen geweſen ſeyn mag (e).

(a)
Ein
(f) RIOLAN. p. 388.
(g) Theſ. VI. t. 2. f. ſonderlich
1. & 3.
(b) BOEHMER. l. c. f. 5. m. n.
f. 6. 9. r. s.
(c) [Spaltenumbruch] DIEMERBROECK. p. 185.
(d) RUYSCH. theſ. VI. n. 39.
40. 41.
(e) Breßl. Samml. ann. 1725.
m. Novemb.
(a) Conf. du poulet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0161" n="109"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;. Empfa&#x0364;ngnis.</hi></fw><lb/>
Tagen, die Frucht nicht gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er, als eine Amei&#x017F;e, und an<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er drei oder vier Unzen vorra&#x0364;thig <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">RIOLAN. p.</hi> 388.</note>.</p><lb/>
              <p>Man kann die <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;chi&#x017F;che</hi> Figuren hieher rech-<lb/>
nen, welche nach der Natur, und nicht in der Ab&#x017F;icht<lb/>
eine Hipothe&#x017F;e zu unter&#x017F;tu&#x0364;zzen, gezeichnet worden <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">The&#x017F;. VI. t. 2. f.</hi> &#x017F;onderlich<lb/>
1. &amp; 3.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 30.<lb/>
Leere Eyer, Windeyer.</head><lb/>
              <p>Es legen die Vo&#x0364;gel o&#x0364;fters Windeyer, worinnen die<lb/>
junge Frucht, ehe das Leben einbu&#x0364;&#x017F;t, als &#x017F;ie eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Form beko&#x0364;mmt. Jch habe an den jungen Hu&#x0364;hnchen<lb/>
oft eine gegitterte Fla&#x0364;che, &#x017F;tatt der Aderfigur, oder das<lb/>
We&#x017F;en des Eyes auf eine andere Art verdorben gefunden.</p><lb/>
              <p>Bei den Men&#x017F;chen ge&#x017F;chieht es nicht &#x017F;elten, und ich<lb/>
habe es &#x017F;elb&#x017F;t einigemale mit Augen ge&#x017F;ehen, daß man<lb/>
Eyer von &#x017F;ich gebe, oder daß man &#x017F;olche in der Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter findet, welche vollkommen wie Eyer anzu&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;ind; &#x017F;ie haben eine Membran, welche von allen Seiten<lb/>
Flokken heraustreibt, und enthalten eine Flu&#x0364;ßigkeit, au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erdem aber nicht die gering&#x017F;te Spur von einer Frucht.</p><lb/>
              <p>Man fand in der Trompete eine Bla&#x017F;e, welche aber<lb/>
aus concentri&#x017F;chen Bla&#x0364;ttern zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzt war <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">BOEHMER. l. c. f. 5. m. n.<lb/>
f. 6. 9. r. s.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Eine kleine Bla&#x017F;e voller Wa&#x017F;&#x017F;er, ohne Frucht, in<lb/>
der innern Fruchthaut <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq">DIEMERBROECK. p.</hi> 185.</note>, um welcher die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Frucht-<lb/>
haut lag, wird an einem andern Orte erwa&#x0364;hnt. Ein<lb/>
befruchtetes fri&#x017F;ches Ey, worinnen keine Frucht lag,<lb/>
hatte vielleicht durch einen Zufall &#x017F;eine Frucht eingebu&#x0364;&#x017F;t <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">RUYSCH. the&#x017F;. VI. n.</hi> 39.<lb/>
40. 41.</note>.</p><lb/>
              <p>Ein Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;schen war &#x017F;eit der Empfa&#x0364;ngnis ent-<lb/>
fallen, wofern &#x017F;olches nicht ein wirkliches Wa&#x017F;&#x017F;erbla&#x0364;s-<lb/>
chen gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mag <note place="foot" n="(e)">Breßl. Samml. <hi rendition="#aq">ann. 1725.<lb/>
m. Novemb.</hi></note>.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
              <note place="foot" n="(a)"> <hi rendition="#aq">Conf. du poulet.</hi> </note><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0161] I. Abſ. Empfaͤngnis. Tagen, die Frucht nicht groͤſſer, als eine Ameiſe, und an Waſſer drei oder vier Unzen vorraͤthig (f). Man kann die Ruyſchiſche Figuren hieher rech- nen, welche nach der Natur, und nicht in der Abſicht eine Hipotheſe zu unterſtuͤzzen, gezeichnet worden (g). §. 30. Leere Eyer, Windeyer. Es legen die Voͤgel oͤfters Windeyer, worinnen die junge Frucht, ehe das Leben einbuͤſt, als ſie eine gewiſſe Form bekoͤmmt. Jch habe an den jungen Huͤhnchen oft eine gegitterte Flaͤche, ſtatt der Aderfigur, oder das Weſen des Eyes auf eine andere Art verdorben gefunden. Bei den Menſchen geſchieht es nicht ſelten, und ich habe es ſelbſt einigemale mit Augen geſehen, daß man Eyer von ſich gebe, oder daß man ſolche in der Gebaͤr- mutter findet, welche vollkommen wie Eyer anzuſehen ſind; ſie haben eine Membran, welche von allen Seiten Flokken heraustreibt, und enthalten eine Fluͤßigkeit, auſ- ſerdem aber nicht die geringſte Spur von einer Frucht. Man fand in der Trompete eine Blaſe, welche aber aus concentriſchen Blaͤttern zuſammengeſezzt war (b). Eine kleine Blaſe voller Waſſer, ohne Frucht, in der innern Fruchthaut (c), um welcher die aͤuſſere Frucht- haut lag, wird an einem andern Orte erwaͤhnt. Ein befruchtetes friſches Ey, worinnen keine Frucht lag, hatte vielleicht durch einen Zufall ſeine Frucht eingebuͤſt (d). Ein Waſſerblaͤschen war ſeit der Empfaͤngnis ent- fallen, wofern ſolches nicht ein wirkliches Waſſerblaͤs- chen geweſen ſeyn mag (e). Ein (a) (f) RIOLAN. p. 388. (g) Theſ. VI. t. 2. f. ſonderlich 1. & 3. (b) BOEHMER. l. c. f. 5. m. n. f. 6. 9. r. s. (c) DIEMERBROECK. p. 185. (d) RUYSCH. theſ. VI. n. 39. 40. 41. (e) Breßl. Samml. ann. 1725. m. Novemb. (a) Conf. du poulet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/161
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/161>, abgerufen am 28.03.2024.