Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abs. Anfänge des Thieres.
Hüner mit und ohne Steiß. So ist es auch sehr ge-
mein, daß eine Frau einige Kinder zur Welt bringt,
welche von ihr, andere aber vom Vater viele Aehnlich-
keit haben.

§. 9.
Thiere, von gemischten Arten.

Wir haben gesagt (a), daß Thiere von einerlei,
oder doch sehr nahe verwanten Art, unter sich die Be-
gattung vertragen, und sich fortpflanzen. Diese Frucht-
barkeit hat ihre Regel. Es herrscht nemlich weder die
Stärke des Vaters (b), noch der Mutter (c), sondern
es mischen sich gemeiniglich beyde Kräfte untereinander.

Jch lese, daß die Weiber in Congo, welche von
den grossen Affen beschlafen werden, wirklich Menschen
gebären sollen (d), ich kann aber für die Richtigkeit
dieser Nachricht nicht die Gewähr leisten.

Ein Maulesel scheint mir kein Esel zu seyn (e), in-
dem derselbe am Schwanze (f), den Ohren (g), und
dem Eigensinne zwar mit dem Esel eine Gleichheit hat,
was aber den schönen Körperbau, die freiere Schulter-
blätter, die Kräfte, die Grösse, das Haar und die
Farbe betrift, so kömmt er mehr mit der Mutter über-
ein. Die Stimme kömmt indessen mehr mit der Stim-
me des Vaters, so wie die besondere Trummel des

Luft-
(a) [Spaltenumbruch] p. 8. Alle Hunde sind ei-
nerlei Art, weil sie sich unter sich
fortpflanzen und begatten RAI.
Wisdom. of God. p.
21.
(b) Diesem sollen die Kinder
ähnlicher seyn. COLUMELLA L.
VII. c.
9.
(c) Jhr sollen die Kinder ähn-
licher seyn. FISCHER. von der na-
tur. p.
601. die hybrides über-
haupt PARIS. vom Kazzenparder.
(d) ZUCCHELLI relat. di
Congo p.
148.
(e) [Spaltenumbruch] Wie BRADLEY. husbandry
p. 353. GAUTIER. obs. period.
ann. 1756. m. Aug. BARBAT.
form. set. p.
77. Sie haben mehr
von der Mutter an sich BOUR-
GUET. Lettre IV. p.
11.
(f) FRISCH. II. class. ov. ge-
gen das Ende. Auch Vögel äh-
nen am Kopf und Schwanz dem
Vater.
(g) Am Schwanze und Ohren
BOURGUET. L. IV. p. 16.
L 3

II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
Huͤner mit und ohne Steiß. So iſt es auch ſehr ge-
mein, daß eine Frau einige Kinder zur Welt bringt,
welche von ihr, andere aber vom Vater viele Aehnlich-
keit haben.

§. 9.
Thiere, von gemiſchten Arten.

Wir haben geſagt (a), daß Thiere von einerlei,
oder doch ſehr nahe verwanten Art, unter ſich die Be-
gattung vertragen, und ſich fortpflanzen. Dieſe Frucht-
barkeit hat ihre Regel. Es herrſcht nemlich weder die
Staͤrke des Vaters (b), noch der Mutter (c), ſondern
es miſchen ſich gemeiniglich beyde Kraͤfte untereinander.

Jch leſe, daß die Weiber in Congo, welche von
den groſſen Affen beſchlafen werden, wirklich Menſchen
gebaͤren ſollen (d), ich kann aber fuͤr die Richtigkeit
dieſer Nachricht nicht die Gewaͤhr leiſten.

Ein Mauleſel ſcheint mir kein Eſel zu ſeyn (e), in-
dem derſelbe am Schwanze (f), den Ohren (g), und
dem Eigenſinne zwar mit dem Eſel eine Gleichheit hat,
was aber den ſchoͤnen Koͤrperbau, die freiere Schulter-
blaͤtter, die Kraͤfte, die Groͤſſe, das Haar und die
Farbe betrift, ſo koͤmmt er mehr mit der Mutter uͤber-
ein. Die Stimme koͤmmt indeſſen mehr mit der Stim-
me des Vaters, ſo wie die beſondere Trummel des

Luft-
(a) [Spaltenumbruch] p. 8. Alle Hunde ſind ei-
nerlei Art, weil ſie ſich unter ſich
fortpflanzen und begatten RAI.
Wisdom. of God. p.
21.
(b) Dieſem ſollen die Kinder
aͤhnlicher ſeyn. COLUMELLA L.
VII. c.
9.
(c) Jhr ſollen die Kinder aͤhn-
licher ſeyn. FISCHER. von der na-
tur. p.
601. die hybrides uͤber-
haupt PARIS. vom Kazzenparder.
(d) ZUCCHELLI relat. di
Congo p.
148.
(e) [Spaltenumbruch] Wie BRADLEY. husbandry
p. 353. GAUTIER. obſ. period.
ann. 1756. m. Aug. BARBAT.
form. ſet. p.
77. Sie haben mehr
von der Mutter an ſich BOUR-
GUET. Lettre IV. p.
11.
(f) FRISCH. II. claſſ. ov. ge-
gen das Ende. Auch Voͤgel aͤh-
nen am Kopf und Schwanz dem
Vater.
(g) Am Schwanze und Ohren
BOURGUET. L. IV. p. 16.
L 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0217" n="165"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Anfa&#x0364;nge des Thieres.</hi></fw><lb/>
Hu&#x0364;ner mit und ohne Steiß. So i&#x017F;t es auch &#x017F;ehr ge-<lb/>
mein, daß eine Frau einige Kinder zur Welt bringt,<lb/>
welche von ihr, andere aber vom Vater viele Aehnlich-<lb/>
keit haben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 9.<lb/><hi rendition="#b">Thiere, von gemi&#x017F;chten Arten.</hi></head><lb/>
              <p>Wir haben ge&#x017F;agt <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 8. Alle Hunde &#x017F;ind ei-<lb/>
nerlei Art, weil &#x017F;ie &#x017F;ich unter &#x017F;ich<lb/>
fortpflanzen und begatten <hi rendition="#aq">RAI.<lb/>
Wisdom. of God. p.</hi> 21.</note>, daß Thiere von einerlei,<lb/>
oder doch &#x017F;ehr nahe verwanten Art, unter &#x017F;ich die Be-<lb/>
gattung vertragen, und &#x017F;ich fortpflanzen. Die&#x017F;e Frucht-<lb/>
barkeit hat ihre Regel. Es herr&#x017F;cht nemlich weder die<lb/>
Sta&#x0364;rke des Vaters <note place="foot" n="(b)">Die&#x017F;em &#x017F;ollen die Kinder<lb/>
a&#x0364;hnlicher &#x017F;eyn. <hi rendition="#aq">COLUMELLA L.<lb/>
VII. c.</hi> 9.</note>, noch der Mutter <note place="foot" n="(c)">Jhr &#x017F;ollen die Kinder a&#x0364;hn-<lb/>
licher &#x017F;eyn. <hi rendition="#aq">FISCHER. von der na-<lb/>
tur. p.</hi> 601. die <hi rendition="#aq">hybrides</hi> u&#x0364;ber-<lb/>
haupt <hi rendition="#aq">PARIS.</hi> vom Kazzenparder.</note>, &#x017F;ondern<lb/>
es mi&#x017F;chen &#x017F;ich gemeiniglich beyde Kra&#x0364;fte untereinander.</p><lb/>
              <p>Jch le&#x017F;e, daß die Weiber in Congo, welche von<lb/>
den gro&#x017F;&#x017F;en Affen be&#x017F;chlafen werden, wirklich Men&#x017F;chen<lb/>
geba&#x0364;ren &#x017F;ollen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ZUCCHELLI</hi> relat. di<lb/>
Congo p.</hi> 148.</note>, ich kann aber fu&#x0364;r die Richtigkeit<lb/>
die&#x017F;er Nachricht nicht die Gewa&#x0364;hr lei&#x017F;ten.</p><lb/>
              <p>Ein Maule&#x017F;el &#x017F;cheint mir kein E&#x017F;el zu &#x017F;eyn <note place="foot" n="(e)"><cb/>
Wie <hi rendition="#aq">BRADLEY. husbandry<lb/>
p. 353. GAUTIER. ob&#x017F;. period.<lb/>
ann. 1756. m. Aug. BARBAT.<lb/>
form. &#x017F;et. p.</hi> 77. Sie haben mehr<lb/>
von der Mutter an &#x017F;ich <hi rendition="#aq">BOUR-<lb/>
GUET. Lettre IV. p.</hi> 11.</note>, in-<lb/>
dem der&#x017F;elbe am Schwanze <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">FRISCH. II. cla&#x017F;&#x017F;. ov.</hi> ge-<lb/>
gen das Ende. Auch Vo&#x0364;gel a&#x0364;h-<lb/>
nen am Kopf und Schwanz dem<lb/>
Vater.</note>, den Ohren <note place="foot" n="(g)">Am Schwanze und Ohren<lb/><hi rendition="#aq">BOURGUET. L. IV. p.</hi> 16.</note>, und<lb/>
dem Eigen&#x017F;inne zwar mit dem E&#x017F;el eine Gleichheit hat,<lb/>
was aber den &#x017F;cho&#x0364;nen Ko&#x0364;rperbau, die freiere Schulter-<lb/>
bla&#x0364;tter, die Kra&#x0364;fte, die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, das Haar und die<lb/>
Farbe betrift, &#x017F;o ko&#x0364;mmt er mehr mit der Mutter u&#x0364;ber-<lb/>
ein. Die Stimme ko&#x0364;mmt inde&#x017F;&#x017F;en mehr mit der Stim-<lb/>
me des Vaters, &#x017F;o wie die be&#x017F;ondere Trummel des<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Luft-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0217] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. Huͤner mit und ohne Steiß. So iſt es auch ſehr ge- mein, daß eine Frau einige Kinder zur Welt bringt, welche von ihr, andere aber vom Vater viele Aehnlich- keit haben. §. 9. Thiere, von gemiſchten Arten. Wir haben geſagt (a), daß Thiere von einerlei, oder doch ſehr nahe verwanten Art, unter ſich die Be- gattung vertragen, und ſich fortpflanzen. Dieſe Frucht- barkeit hat ihre Regel. Es herrſcht nemlich weder die Staͤrke des Vaters (b), noch der Mutter (c), ſondern es miſchen ſich gemeiniglich beyde Kraͤfte untereinander. Jch leſe, daß die Weiber in Congo, welche von den groſſen Affen beſchlafen werden, wirklich Menſchen gebaͤren ſollen (d), ich kann aber fuͤr die Richtigkeit dieſer Nachricht nicht die Gewaͤhr leiſten. Ein Mauleſel ſcheint mir kein Eſel zu ſeyn (e), in- dem derſelbe am Schwanze (f), den Ohren (g), und dem Eigenſinne zwar mit dem Eſel eine Gleichheit hat, was aber den ſchoͤnen Koͤrperbau, die freiere Schulter- blaͤtter, die Kraͤfte, die Groͤſſe, das Haar und die Farbe betrift, ſo koͤmmt er mehr mit der Mutter uͤber- ein. Die Stimme koͤmmt indeſſen mehr mit der Stim- me des Vaters, ſo wie die beſondere Trummel des Luft- (a) p. 8. Alle Hunde ſind ei- nerlei Art, weil ſie ſich unter ſich fortpflanzen und begatten RAI. Wisdom. of God. p. 21. (b) Dieſem ſollen die Kinder aͤhnlicher ſeyn. COLUMELLA L. VII. c. 9. (c) Jhr ſollen die Kinder aͤhn- licher ſeyn. FISCHER. von der na- tur. p. 601. die hybrides uͤber- haupt PARIS. vom Kazzenparder. (d) ZUCCHELLI relat. di Congo p. 148. (e) Wie BRADLEY. husbandry p. 353. GAUTIER. obſ. period. ann. 1756. m. Aug. BARBAT. form. ſet. p. 77. Sie haben mehr von der Mutter an ſich BOUR- GUET. Lettre IV. p. 11. (f) FRISCH. II. claſſ. ov. ge- gen das Ende. Auch Voͤgel aͤh- nen am Kopf und Schwanz dem Vater. (g) Am Schwanze und Ohren BOURGUET. L. IV. p. 16. L 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/217
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/217>, abgerufen am 29.03.2024.