Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
wie die Nase der Tagliacotii, und von den passenden
Knochengefässen ernähret werde und wachse, so gar über
alle Gewohnheit, weil hier der Umlauf des Blutes
schneller, als an dem Ende des Fusses ist.

An den Eidechsen scheinen die Schwänze von dem
gerinnenden Saft zuzuheilen (t).

Man siehet offenbar, daß an den Haaren und
Federn ein dergleichen Bau statt findet, sie wachsen aus
einer unter der Haut liegenden Zwiebel wieder, so bald
sie abgeschnitten werden, und man darf nicht glauben
daß hier so viele Keime verborgen liegen (u), wenn sich
an einem alten Vogel die Federn ändern. Wenigstens
hat noch Niemand kleine Keime in den Haarzwiebeln
gesehen.

Man zeiget also an den Thieren, daß alles organi-
sche und neue, aus vorhandenen Keimen, welche bis-
weilen augenscheinlich zu sehen sind, und sich nach und
nach erweitern, gebaut werde. Was aber ohne einen
Keim entsteht, hat nichts wirklich organisches an sich,
und blos die holen Theile der Adern werden mit dem
Fadengewebe, so mit ihnen zusammenhängt, durch die
Gewalt des stossenden Blutes verlängert: oder es bildet
sich allezeit etwas unvollkommenes aus einem gerinnenden
dikkgewordnen Safte, vermittelst dessen die zerrissenen
Theile zusammen kleben (x).

§. 37.
Die Thiermischungen, und Aehnlichkeit mit den
Aeltern.

Es scheinet der Beweisgrund viele Schwierigkeiten
zu haben, welchen man gegen die Entwikkelung aus

denen-
(t) [Spaltenumbruch] Daß sie keinen wirklichen
Knorvel haben P. I. HARTMAN
de gener. viv. n. 26. PERRAULT
l. c. p.
6.
(u) [Spaltenumbruch] PERRAULT de la gene-
ration p.
7.
(x) BONNET corps organises
T. II. p.
431.

Die Frucht. XXIX. B.
wie die Naſe der Tagliacotii, und von den paſſenden
Knochengefaͤſſen ernaͤhret werde und wachſe, ſo gar uͤber
alle Gewohnheit, weil hier der Umlauf des Blutes
ſchneller, als an dem Ende des Fuſſes iſt.

An den Eidechſen ſcheinen die Schwaͤnze von dem
gerinnenden Saft zuzuheilen (t).

Man ſiehet offenbar, daß an den Haaren und
Federn ein dergleichen Bau ſtatt findet, ſie wachſen aus
einer unter der Haut liegenden Zwiebel wieder, ſo bald
ſie abgeſchnitten werden, und man darf nicht glauben
daß hier ſo viele Keime verborgen liegen (u), wenn ſich
an einem alten Vogel die Federn aͤndern. Wenigſtens
hat noch Niemand kleine Keime in den Haarzwiebeln
geſehen.

Man zeiget alſo an den Thieren, daß alles organi-
ſche und neue, aus vorhandenen Keimen, welche bis-
weilen augenſcheinlich zu ſehen ſind, und ſich nach und
nach erweitern, gebaut werde. Was aber ohne einen
Keim entſteht, hat nichts wirklich organiſches an ſich,
und blos die holen Theile der Adern werden mit dem
Fadengewebe, ſo mit ihnen zuſammenhaͤngt, durch die
Gewalt des ſtoſſenden Blutes verlaͤngert: oder es bildet
ſich allezeit etwas unvollkommenes aus einem gerinnenden
dikkgewordnen Safte, vermittelſt deſſen die zerriſſenen
Theile zuſammen kleben (x).

§. 37.
Die Thiermiſchungen, und Aehnlichkeit mit den
Aeltern.

Es ſcheinet der Beweisgrund viele Schwierigkeiten
zu haben, welchen man gegen die Entwikkelung aus

denen-
(t) [Spaltenumbruch] Daß ſie keinen wirklichen
Knorvel haben P. I. HARTMAN
de gener. viv. n. 26. PERRAULT
l. c. p.
6.
(u) [Spaltenumbruch] PERRAULT de la genè-
ration p.
7.
(x) BONNET corps organiſes
T. II. p.
431.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0348" n="296"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
wie die Na&#x017F;e der <hi rendition="#fr">Tagliacotii,</hi> und von den pa&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Knochengefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en erna&#x0364;hret werde und wach&#x017F;e, &#x017F;o gar u&#x0364;ber<lb/>
alle Gewohnheit, weil hier der Umlauf des Blutes<lb/>
&#x017F;chneller, als an dem Ende des Fu&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>An den Eidech&#x017F;en &#x017F;cheinen die Schwa&#x0364;nze von dem<lb/>
gerinnenden Saft zuzuheilen <note place="foot" n="(t)"><cb/>
Daß &#x017F;ie keinen wirklichen<lb/>
Knorvel haben <hi rendition="#aq">P. I. HARTMAN<lb/>
de gener. viv. n. 26. PERRAULT<lb/>
l. c. p.</hi> 6.</note>.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;iehet offenbar, daß an den Haaren und<lb/>
Federn ein dergleichen Bau &#x017F;tatt findet, &#x017F;ie wach&#x017F;en aus<lb/>
einer unter der Haut liegenden Zwiebel wieder, &#x017F;o bald<lb/>
&#x017F;ie abge&#x017F;chnitten werden, und man darf nicht glauben<lb/>
daß hier &#x017F;o viele Keime verborgen liegen <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq">PERRAULT de la genè-<lb/>
ration p.</hi> 7.</note>, wenn &#x017F;ich<lb/>
an einem alten Vogel die Federn a&#x0364;ndern. Wenig&#x017F;tens<lb/>
hat noch Niemand kleine Keime in den Haarzwiebeln<lb/>
ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p>Man zeiget al&#x017F;o an den Thieren, daß alles organi-<lb/>
&#x017F;che und neue, aus vorhandenen Keimen, welche bis-<lb/>
weilen augen&#x017F;cheinlich zu &#x017F;ehen &#x017F;ind, und &#x017F;ich nach und<lb/>
nach erweitern, gebaut werde. Was aber ohne einen<lb/>
Keim ent&#x017F;teht, hat nichts wirklich organi&#x017F;ches an &#x017F;ich,<lb/>
und blos die holen Theile der Adern werden mit dem<lb/>
Fadengewebe, &#x017F;o mit ihnen zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngt, durch die<lb/>
Gewalt des &#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Blutes verla&#x0364;ngert: oder es bildet<lb/>
&#x017F;ich allezeit etwas unvollkommenes aus einem gerinnenden<lb/>
dikkgewordnen Safte, vermittel&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en die zerri&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Theile zu&#x017F;ammen kleben <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">BONNET corps organi&#x017F;es<lb/>
T. II. p.</hi> 431.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 37.<lb/><hi rendition="#b">Die Thiermi&#x017F;chungen, und Aehnlichkeit mit den<lb/>
Aeltern.</hi></head><lb/>
              <p>Es &#x017F;cheinet der Beweisgrund viele Schwierigkeiten<lb/>
zu haben, welchen man gegen die Entwikkelung aus<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denen-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0348] Die Frucht. XXIX. B. wie die Naſe der Tagliacotii, und von den paſſenden Knochengefaͤſſen ernaͤhret werde und wachſe, ſo gar uͤber alle Gewohnheit, weil hier der Umlauf des Blutes ſchneller, als an dem Ende des Fuſſes iſt. An den Eidechſen ſcheinen die Schwaͤnze von dem gerinnenden Saft zuzuheilen (t). Man ſiehet offenbar, daß an den Haaren und Federn ein dergleichen Bau ſtatt findet, ſie wachſen aus einer unter der Haut liegenden Zwiebel wieder, ſo bald ſie abgeſchnitten werden, und man darf nicht glauben daß hier ſo viele Keime verborgen liegen (u), wenn ſich an einem alten Vogel die Federn aͤndern. Wenigſtens hat noch Niemand kleine Keime in den Haarzwiebeln geſehen. Man zeiget alſo an den Thieren, daß alles organi- ſche und neue, aus vorhandenen Keimen, welche bis- weilen augenſcheinlich zu ſehen ſind, und ſich nach und nach erweitern, gebaut werde. Was aber ohne einen Keim entſteht, hat nichts wirklich organiſches an ſich, und blos die holen Theile der Adern werden mit dem Fadengewebe, ſo mit ihnen zuſammenhaͤngt, durch die Gewalt des ſtoſſenden Blutes verlaͤngert: oder es bildet ſich allezeit etwas unvollkommenes aus einem gerinnenden dikkgewordnen Safte, vermittelſt deſſen die zerriſſenen Theile zuſammen kleben (x). §. 37. Die Thiermiſchungen, und Aehnlichkeit mit den Aeltern. Es ſcheinet der Beweisgrund viele Schwierigkeiten zu haben, welchen man gegen die Entwikkelung aus denen- (t) Daß ſie keinen wirklichen Knorvel haben P. I. HARTMAN de gener. viv. n. 26. PERRAULT l. c. p. 6. (u) PERRAULT de la genè- ration p. 7. (x) BONNET corps organiſes T. II. p. 431.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/348
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/348>, abgerufen am 18.04.2024.