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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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IV. Abs. Das Leben der Frucht.
und sehr harten Schale (y); an welcher einn euer Schweis
reihenweise neue Schalenblätter ansezzt (z).

Endlich verwandelt sich der zum faulen geneigte, und
gährende Gallert, welcher sich im Wasser auflösen läßt (a),
unter der Rinde der Bäume in das Pflanzenwesen, wor-
aus bald darauf Holz (b), und eine Rinde (c), entsteht.

§. 6.
Verwandelt sich in Fasern.

Es ziehen sich zwar die flüßige Körper bei ihrem
Zuge, zu kugelförmigen Figuren an; wenn sie aber feste
werden, so machen sie länglicht runde Körper, deren einer
Durchmesser vielmal grösser als der andere ist.

Der Schnee bildet sich zu Fäden, zu welchen das
Eis an der Glasscheibe anschießt, und so pflegen auch
die Salze zu länglichen Kristallen, nebst den Spat und
Quarzarten zu werden.

Man kann den Gallert zu Fäden ziehen (a), und er
macht am Glase Fadenstriche.

Wenn man annimmt, daß der Gallert aus einem
cilindrischen Gefässe ausdämpft, dergleichen an den Spin-
nen, oder Seidenraupen geschieht, so wird man leicht be-
greifen, daß dieser Leim von diesem Gefässe, wie von ei-
ner Form abgemodelt werde. Es würde auch nicht un-
wahrscheinlich seyn, wenn man sezzen wolte, daß der er-
närende Gallert, indem derselbe aus seinem eigenen cilin-
drischen Gefässen langsam ausschwizzt, die Natur einer
cilindrischen Faser annimmt. Jch meyne hier aber eine
einfache, und keine Muskelfaser.

Man
(y) [Spaltenumbruch] STENONIUS solid. intra
solid.
(z) REAUMUR Mem. de l'Acad.
des Sciences ann. 1709. p. 371.
LEIGH. Nat. histor. of Lancashire
p. 135. GREW rarit. of Gresham.
college p.
79.
(a) [Spaltenumbruch] Du HAMEL exploit. I.
p.
40.
(b) Ibid. p. 40. 107.
(c) BONNET contempl. de la
nature I. p.
140.
(a) BOEHMER praecavend
polyp. gener.

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
und ſehr harten Schale (y); an welcher einn euer Schweis
reihenweiſe neue Schalenblaͤtter anſezzt (z).

Endlich verwandelt ſich der zum faulen geneigte, und
gaͤhrende Gallert, welcher ſich im Waſſer aufloͤſen laͤßt (a),
unter der Rinde der Baͤume in das Pflanzenweſen, wor-
aus bald darauf Holz (b), und eine Rinde (c), entſteht.

§. 6.
Verwandelt ſich in Faſern.

Es ziehen ſich zwar die fluͤßige Koͤrper bei ihrem
Zuge, zu kugelfoͤrmigen Figuren an; wenn ſie aber feſte
werden, ſo machen ſie laͤnglicht runde Koͤrper, deren einer
Durchmeſſer vielmal groͤſſer als der andere iſt.

Der Schnee bildet ſich zu Faͤden, zu welchen das
Eis an der Glasſcheibe anſchießt, und ſo pflegen auch
die Salze zu laͤnglichen Kriſtallen, nebſt den Spat und
Quarzarten zu werden.

Man kann den Gallert zu Faͤden ziehen (a), und er
macht am Glaſe Fadenſtriche.

Wenn man annimmt, daß der Gallert aus einem
cilindriſchen Gefaͤſſe ausdaͤmpft, dergleichen an den Spin-
nen, oder Seidenraupen geſchieht, ſo wird man leicht be-
greifen, daß dieſer Leim von dieſem Gefaͤſſe, wie von ei-
ner Form abgemodelt werde. Es wuͤrde auch nicht un-
wahrſcheinlich ſeyn, wenn man ſezzen wolte, daß der er-
naͤrende Gallert, indem derſelbe aus ſeinem eigenen cilin-
driſchen Gefaͤſſen langſam ausſchwizzt, die Natur einer
cilindriſchen Faſer annimmt. Jch meyne hier aber eine
einfache, und keine Muskelfaſer.

Man
(y) [Spaltenumbruch] STENONIUS ſolid. intra
ſolid.
(z) REAUMUR Mem. de l’Acad.
des Sciences ann. 1709. p. 371.
LEIGH. Nat. hiſtor. of Lancashire
p. 135. GREW rarit. of Gresham.
college p.
79.
(a) [Spaltenumbruch] Du HAMEL exploit. I.
p.
40.
(b) Ibid. p. 40. 107.
(c) BONNET contempl. de la
nature I. p.
140.
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polyp. gener.
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[445[447]/0499] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. und ſehr harten Schale (y); an welcher einn euer Schweis reihenweiſe neue Schalenblaͤtter anſezzt (z). Endlich verwandelt ſich der zum faulen geneigte, und gaͤhrende Gallert, welcher ſich im Waſſer aufloͤſen laͤßt (a), unter der Rinde der Baͤume in das Pflanzenweſen, wor- aus bald darauf Holz (b), und eine Rinde (c), entſteht. §. 6. Verwandelt ſich in Faſern. Es ziehen ſich zwar die fluͤßige Koͤrper bei ihrem Zuge, zu kugelfoͤrmigen Figuren an; wenn ſie aber feſte werden, ſo machen ſie laͤnglicht runde Koͤrper, deren einer Durchmeſſer vielmal groͤſſer als der andere iſt. Der Schnee bildet ſich zu Faͤden, zu welchen das Eis an der Glasſcheibe anſchießt, und ſo pflegen auch die Salze zu laͤnglichen Kriſtallen, nebſt den Spat und Quarzarten zu werden. Man kann den Gallert zu Faͤden ziehen (a), und er macht am Glaſe Fadenſtriche. Wenn man annimmt, daß der Gallert aus einem cilindriſchen Gefaͤſſe ausdaͤmpft, dergleichen an den Spin- nen, oder Seidenraupen geſchieht, ſo wird man leicht be- greifen, daß dieſer Leim von dieſem Gefaͤſſe, wie von ei- ner Form abgemodelt werde. Es wuͤrde auch nicht un- wahrſcheinlich ſeyn, wenn man ſezzen wolte, daß der er- naͤrende Gallert, indem derſelbe aus ſeinem eigenen cilin- driſchen Gefaͤſſen langſam ausſchwizzt, die Natur einer cilindriſchen Faſer annimmt. Jch meyne hier aber eine einfache, und keine Muskelfaſer. Man (y) STENONIUS ſolid. intra ſolid. (z) REAUMUR Mem. de l’Acad. des Sciences ann. 1709. p. 371. LEIGH. Nat. hiſtor. of Lancashire p. 135. GREW rarit. of Gresham. college p. 79. (a) Du HAMEL exploit. I. p. 40. (b) Ibid. p. 40. 107. (c) BONNET contempl. de la nature I. p. 140. (a) BOEHMER praecavend polyp. gener.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 445[447]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/499>, abgerufen am 28.03.2024.