Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben u Tod der Menschen. XXX. B.
des Herzens, während ihrer Erweiterung, länger ge-
macht wurde.

§. 13.
Das Ende des Wachsthums.

Zu diesem Ende gelangen die kleinen Thiere; so wie
diejenigen, welche einen schnellern Puls haben, z. E. die
Vögel früher (a).

Man kann indessen nicht eben leicht erklären, warum
die Frauenspersonen ein kürzeres Wachsthum als die
Männer haben. Sie besizzen eine Vollblütigkeit: ihre
Pulsschläge sind vielmehr zahlreicher, und das Gewebe
ihres Körpers weicher, als daß man glauben könnte, daß
es sich lange in dem Zustande der Dehnbarkeit erhalten
könne.

Auch die Fische wachsen, bei ihrem schwachen Herzen,
immer fort, ich verstehe nemlich hier knorpelartige Fische;
indem es eine grosse Seltenheit ist, bei Fischen etwas
knochiges anzutreffen (b). Es hat aber die Natur denen
Fischen, die kein Herz haben (c), dehnbare Knochen
gegeben, und man findet diese bei den Wallfischen kno-
chenhart, welche ein grosses Herz bekommen haben.

Bei Frauenspersonen kann die revellirende Kraft der
monatlichen Reinigung das Wachsthum verringern,
indem selbige die Menge der Nahrungssäfte vermindert.

Und dennoch scheinet sich das Ende des Wachs-
thums, auch sogar nach dem Exempel der Fische, mit
einer Verhärtung der Knochen zu vereinigen. Es hö-

ret
(a) [Spaltenumbruch] WILLOUGHBY Ornithol.
p.
13. Jnnerhalb des sechsten Mo-
nates, oder früher erreichen sie
das Ende des Wachsthumes HA-
MEL Mem. de 1743. p.
130.
(b) [Spaltenumbruch] Dies sahe TIPHAIGNE
Mer. occid. de France p.
166. am
Rochenkiefer.
(c) L. VI. p. 299.

Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
des Herzens, waͤhrend ihrer Erweiterung, laͤnger ge-
macht wurde.

§. 13.
Das Ende des Wachsthums.

Zu dieſem Ende gelangen die kleinen Thiere; ſo wie
diejenigen, welche einen ſchnellern Puls haben, z. E. die
Voͤgel fruͤher (a).

Man kann indeſſen nicht eben leicht erklaͤren, warum
die Frauensperſonen ein kuͤrzeres Wachsthum als die
Maͤnner haben. Sie beſizzen eine Vollbluͤtigkeit: ihre
Pulsſchlaͤge ſind vielmehr zahlreicher, und das Gewebe
ihres Koͤrpers weicher, als daß man glauben koͤnnte, daß
es ſich lange in dem Zuſtande der Dehnbarkeit erhalten
koͤnne.

Auch die Fiſche wachſen, bei ihrem ſchwachen Herzen,
immer fort, ich verſtehe nemlich hier knorpelartige Fiſche;
indem es eine groſſe Seltenheit iſt, bei Fiſchen etwas
knochiges anzutreffen (b). Es hat aber die Natur denen
Fiſchen, die kein Herz haben (c), dehnbare Knochen
gegeben, und man findet dieſe bei den Wallfiſchen kno-
chenhart, welche ein groſſes Herz bekommen haben.

Bei Frauensperſonen kann die revellirende Kraft der
monatlichen Reinigung das Wachsthum verringern,
indem ſelbige die Menge der Nahrungsſaͤfte vermindert.

Und dennoch ſcheinet ſich das Ende des Wachs-
thums, auch ſogar nach dem Exempel der Fiſche, mit
einer Verhaͤrtung der Knochen zu vereinigen. Es hoͤ-

ret
(a) [Spaltenumbruch] WILLOUGHBY Ornithol.
p.
13. Jnnerhalb des ſechſten Mo-
nates, oder fruͤher erreichen ſie
das Ende des Wachsthumes HA-
MEL Mem. de 1743. p.
130.
(b) [Spaltenumbruch] Dies ſahe TIPHAIGNE
Mer. occid. de France p.
166. am
Rochenkiefer.
(c) L. VI. p. 299.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0884" n="830[832]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben u Tod der Men&#x017F;chen. <hi rendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
des Herzens, wa&#x0364;hrend ihrer Erweiterung, la&#x0364;nger ge-<lb/>
macht wurde.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 13.<lb/>
Das Ende des Wachsthums.</head><lb/>
              <p>Zu die&#x017F;em Ende gelangen die kleinen Thiere; &#x017F;o wie<lb/>
diejenigen, welche einen &#x017F;chnellern Puls haben, z. E. die<lb/>
Vo&#x0364;gel fru&#x0364;her <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">WILLOUGHBY Ornithol.<lb/>
p.</hi> 13. Jnnerhalb des &#x017F;ech&#x017F;ten Mo-<lb/>
nates, oder fru&#x0364;her erreichen &#x017F;ie<lb/>
das Ende des Wachsthumes <hi rendition="#aq">HA-<lb/>
MEL Mem. de 1743. p.</hi> 130.</note>.</p><lb/>
              <p>Man kann inde&#x017F;&#x017F;en nicht eben leicht erkla&#x0364;ren, warum<lb/>
die Frauensper&#x017F;onen ein ku&#x0364;rzeres Wachsthum als die<lb/>
Ma&#x0364;nner haben. Sie be&#x017F;izzen eine Vollblu&#x0364;tigkeit: ihre<lb/>
Puls&#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;ind vielmehr zahlreicher, und das Gewebe<lb/>
ihres Ko&#x0364;rpers weicher, als daß man glauben ko&#x0364;nnte, daß<lb/>
es &#x017F;ich lange in dem Zu&#x017F;tande der Dehnbarkeit erhalten<lb/>
ko&#x0364;nne.</p><lb/>
              <p>Auch die Fi&#x017F;che wach&#x017F;en, bei ihrem &#x017F;chwachen Herzen,<lb/>
immer fort, ich ver&#x017F;tehe nemlich hier knorpelartige Fi&#x017F;che;<lb/>
indem es eine gro&#x017F;&#x017F;e Seltenheit i&#x017F;t, bei Fi&#x017F;chen etwas<lb/>
knochiges anzutreffen <note place="foot" n="(b)"><cb/>
Dies &#x017F;ahe <hi rendition="#aq">TIPHAIGNE<lb/>
Mer. occid. de France p.</hi> 166. am<lb/>
Rochenkiefer.</note>. Es hat aber die Natur denen<lb/>
Fi&#x017F;chen, die kein Herz haben <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">L. VI. p.</hi> 299.</note>, dehnbare Knochen<lb/>
gegeben, und man findet die&#x017F;e bei den Wallfi&#x017F;chen kno-<lb/>
chenhart, welche ein gro&#x017F;&#x017F;es Herz bekommen haben.</p><lb/>
              <p>Bei Frauensper&#x017F;onen kann die revellirende Kraft der<lb/>
monatlichen Reinigung das Wachsthum verringern,<lb/>
indem &#x017F;elbige die Menge der Nahrungs&#x017F;a&#x0364;fte vermindert.</p><lb/>
              <p>Und dennoch &#x017F;cheinet &#x017F;ich das Ende des Wachs-<lb/>
thums, auch &#x017F;ogar nach dem Exempel der Fi&#x017F;che, mit<lb/>
einer Verha&#x0364;rtung der Knochen zu vereinigen. Es ho&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ret</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[830[832]/0884] Leben u Tod der Menſchen. XXX. B. des Herzens, waͤhrend ihrer Erweiterung, laͤnger ge- macht wurde. §. 13. Das Ende des Wachsthums. Zu dieſem Ende gelangen die kleinen Thiere; ſo wie diejenigen, welche einen ſchnellern Puls haben, z. E. die Voͤgel fruͤher (a). Man kann indeſſen nicht eben leicht erklaͤren, warum die Frauensperſonen ein kuͤrzeres Wachsthum als die Maͤnner haben. Sie beſizzen eine Vollbluͤtigkeit: ihre Pulsſchlaͤge ſind vielmehr zahlreicher, und das Gewebe ihres Koͤrpers weicher, als daß man glauben koͤnnte, daß es ſich lange in dem Zuſtande der Dehnbarkeit erhalten koͤnne. Auch die Fiſche wachſen, bei ihrem ſchwachen Herzen, immer fort, ich verſtehe nemlich hier knorpelartige Fiſche; indem es eine groſſe Seltenheit iſt, bei Fiſchen etwas knochiges anzutreffen (b). Es hat aber die Natur denen Fiſchen, die kein Herz haben (c), dehnbare Knochen gegeben, und man findet dieſe bei den Wallfiſchen kno- chenhart, welche ein groſſes Herz bekommen haben. Bei Frauensperſonen kann die revellirende Kraft der monatlichen Reinigung das Wachsthum verringern, indem ſelbige die Menge der Nahrungsſaͤfte vermindert. Und dennoch ſcheinet ſich das Ende des Wachs- thums, auch ſogar nach dem Exempel der Fiſche, mit einer Verhaͤrtung der Knochen zu vereinigen. Es hoͤ- ret (a) WILLOUGHBY Ornithol. p. 13. Jnnerhalb des ſechſten Mo- nates, oder fruͤher erreichen ſie das Ende des Wachsthumes HA- MEL Mem. de 1743. p. 130. (b) Dies ſahe TIPHAIGNE Mer. occid. de France p. 166. am Rochenkiefer. (c) L. VI. p. 299.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/884
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 830[832]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/884>, abgerufen am 28.03.2024.