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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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II. Abs. Anfänge des Thieres.
mit dem Vater hervorbringt (n), und wenn eine Pflan-
ze, vermittelst einer wiederholten Befruchtung, den Staub
der männlichen Pflanze bekömmt, so wird sie dadurch
immer mehr und mehr zum Vater naturalisirt (p).

Da wir also, vermöge des offenbar sinnlichen Zeug-
nisses gezeiget haben, daß die Frucht in der Mutter
verborgen liegt, so kann es hinlänglich seyn, daß ich
zeige, daß der männliche Staub in der That einige
Kraft besizzet, weil er das Wachsthum der Theile an-
ders bestimmet, so daß sich gewisse Theile der Frucht
mehr, als die andern, entwikkeln. Die Art, wie
es komme, von uns zu begehren, hat man kein grösse-
res Recht, als zu wissen, daß der Bart von dem in
die Adern reserbirten Mannssaamen seine Entwikkelung
bekömmt.

Daß zum Exempel in einem Esel mehr Theilchen
vorhanden sind (q), welche die Kraft hätten, die Ohren
zu entwikkeln, so wie die Luftröhrentrummel (r): in der
Eselin aber weniger, als hinreichend wären, um in der
Frucht einen langen Schwanz hervorzubringen, dieses
ist eine Vermuthung des berühmten Bonnets, und es
stimmet sehr mit den Erscheinungen an den Pflanzen
überein.

Ein anderer berühmter Mann vermuthet, daß sich
das besondere Wesen der Säfte des Gehirnes, der Le-
ber, der Hode, durch die ähnliche Gefässe des Gehirns,
oder der Leber im Saamen ebenfalls einstelle, und daß
folglich die Aehnlichkeit der Naturelle, und der körper-
lichen Theile (s) daher ihren Uesprung bekomme.

Die
(n) [Spaltenumbruch] p. 103. 104.
(p) Zweite Fortsezzung p. 77.
79.
(q) [Spaltenumbruch] Corps organ. I. p. 23. 119.
(r) II. p. 312.
(s) I. p. 74.

II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
mit dem Vater hervorbringt (n), und wenn eine Pflan-
ze, vermittelſt einer wiederholten Befruchtung, den Staub
der maͤnnlichen Pflanze bekoͤmmt, ſo wird ſie dadurch
immer mehr und mehr zum Vater naturaliſirt (p).

Da wir alſo, vermoͤge des offenbar ſinnlichen Zeug-
niſſes gezeiget haben, daß die Frucht in der Mutter
verborgen liegt, ſo kann es hinlaͤnglich ſeyn, daß ich
zeige, daß der maͤnnliche Staub in der That einige
Kraft beſizzet, weil er das Wachsthum der Theile an-
ders beſtimmet, ſo daß ſich gewiſſe Theile der Frucht
mehr, als die andern, entwikkeln. Die Art, wie
es komme, von uns zu begehren, hat man kein groͤſſe-
res Recht, als zu wiſſen, daß der Bart von dem in
die Adern reſerbirten Mannsſaamen ſeine Entwikkelung
bekoͤmmt.

Daß zum Exempel in einem Eſel mehr Theilchen
vorhanden ſind (q), welche die Kraft haͤtten, die Ohren
zu entwikkeln, ſo wie die Luftroͤhrentrummel (r): in der
Eſelin aber weniger, als hinreichend waͤren, um in der
Frucht einen langen Schwanz hervorzubringen, dieſes
iſt eine Vermuthung des beruͤhmten Bonnets, und es
ſtimmet ſehr mit den Erſcheinungen an den Pflanzen
uͤberein.

Ein anderer beruͤhmter Mann vermuthet, daß ſich
das beſondere Weſen der Saͤfte des Gehirnes, der Le-
ber, der Hode, durch die aͤhnliche Gefaͤſſe des Gehirns,
oder der Leber im Saamen ebenfalls einſtelle, und daß
folglich die Aehnlichkeit der Naturelle, und der koͤrper-
lichen Theile (s) daher ihren Ueſprung bekomme.

Die
(n) [Spaltenumbruch] p. 103. 104.
(p) Zweite Fortſezzung p. 77.
79.
(q) [Spaltenumbruch] Corps organ. I. p. 23. 119.
(r) II. p. 312.
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[299/0351] II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres. mit dem Vater hervorbringt (n), und wenn eine Pflan- ze, vermittelſt einer wiederholten Befruchtung, den Staub der maͤnnlichen Pflanze bekoͤmmt, ſo wird ſie dadurch immer mehr und mehr zum Vater naturaliſirt (p). Da wir alſo, vermoͤge des offenbar ſinnlichen Zeug- niſſes gezeiget haben, daß die Frucht in der Mutter verborgen liegt, ſo kann es hinlaͤnglich ſeyn, daß ich zeige, daß der maͤnnliche Staub in der That einige Kraft beſizzet, weil er das Wachsthum der Theile an- ders beſtimmet, ſo daß ſich gewiſſe Theile der Frucht mehr, als die andern, entwikkeln. Die Art, wie es komme, von uns zu begehren, hat man kein groͤſſe- res Recht, als zu wiſſen, daß der Bart von dem in die Adern reſerbirten Mannsſaamen ſeine Entwikkelung bekoͤmmt. Daß zum Exempel in einem Eſel mehr Theilchen vorhanden ſind (q), welche die Kraft haͤtten, die Ohren zu entwikkeln, ſo wie die Luftroͤhrentrummel (r): in der Eſelin aber weniger, als hinreichend waͤren, um in der Frucht einen langen Schwanz hervorzubringen, dieſes iſt eine Vermuthung des beruͤhmten Bonnets, und es ſtimmet ſehr mit den Erſcheinungen an den Pflanzen uͤberein. Ein anderer beruͤhmter Mann vermuthet, daß ſich das beſondere Weſen der Saͤfte des Gehirnes, der Le- ber, der Hode, durch die aͤhnliche Gefaͤſſe des Gehirns, oder der Leber im Saamen ebenfalls einſtelle, und daß folglich die Aehnlichkeit der Naturelle, und der koͤrper- lichen Theile (s) daher ihren Ueſprung bekomme. Die (n) p. 103. 104. (p) Zweite Fortſezzung p. 77. 79. (q) Corps organ. I. p. 23. 119. (r) II. p. 312. (s) I. p. 74.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/351>, abgerufen am 25.04.2024.