Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
des Blutes wieder abgestossen werden. Es wird ferner
eben diese Nahrung von eben dem senkrechten Drukke,
gegen diese Stelle, so weniger Widerstand thut, weil die
Schlagader daselbst zärter ist, zugetrieben, sie bleibet in
dieser Stelle, als an einem geruhigen Orte, welcher aus-
serhalb dem Strome des Blutes liegt, geruhig liegen,
und sie hängt sich durch eine gedoppelte Kraft an die
Wände ihres Grübchens, so wie vermittelst des Drukkes.

Es ist hier nichts daran gelegen, was die Grube
für eine Figur habe, weil sich der Leim leichtlich nach al-
len Figuren richtet.

So hat die Natur dafür gesorgt, daß eben die Ur-
sache, welche die Elemente trennet, auch eben diese Ele-
mente, vermittelst neuer dazwischen getriebener Materie
vereinigt, und befestiget.

Das Zusammendrükken der Schlagader, welches
nach der Pulsirung erfolgt, kann aus dem Grübchen
das Wasser vertreiben, und in das vornemste Röhrchen
der Schlagader überführen, und auf solche Art den Leim,
der die Grube einnimmt, verdichten: es kan auch den
überflüßigen Leim wegstossen, aber dennoch nicht verhin-
dern, daß nicht das Grübchen angefüllt werden solte.
Die Kraft des Herzens überwältigt nemlich den Wider-
stand der Schlagadern, vermöge der Hipothese, und es
wird das Anhängen von der anziehenden Kraft unter-
stüzzt, so wie das Zusammenziehen der Schlagadern an
dem Orte des Grübchens aus dem Grunde schwächer
ist, weil daselbst der feste Theil der Schlagader nicht so
dikke ist.

Es streitet dieses nicht mit der erstgemeldeten Ver-
dichtung der Schlagader: selbige entstehet davon, daß
das innerste Blättchen der Schlagader an das äusserste
angedrükkt worden: und es hindert diesem nichts, daß
nicht die verzerrte innerste Platte der Schlagader, nebst

eini-

Die Frucht. XXIX. B.
des Blutes wieder abgeſtoſſen werden. Es wird ferner
eben dieſe Nahrung von eben dem ſenkrechten Drukke,
gegen dieſe Stelle, ſo weniger Widerſtand thut, weil die
Schlagader daſelbſt zaͤrter iſt, zugetrieben, ſie bleibet in
dieſer Stelle, als an einem geruhigen Orte, welcher auſ-
ſerhalb dem Strome des Blutes liegt, geruhig liegen,
und ſie haͤngt ſich durch eine gedoppelte Kraft an die
Waͤnde ihres Gruͤbchens, ſo wie vermittelſt des Drukkes.

Es iſt hier nichts daran gelegen, was die Grube
fuͤr eine Figur habe, weil ſich der Leim leichtlich nach al-
len Figuren richtet.

So hat die Natur dafuͤr geſorgt, daß eben die Ur-
ſache, welche die Elemente trennet, auch eben dieſe Ele-
mente, vermittelſt neuer dazwiſchen getriebener Materie
vereinigt, und befeſtiget.

Das Zuſammendruͤkken der Schlagader, welches
nach der Pulſirung erfolgt, kann aus dem Gruͤbchen
das Waſſer vertreiben, und in das vornemſte Roͤhrchen
der Schlagader uͤberfuͤhren, und auf ſolche Art den Leim,
der die Grube einnimmt, verdichten: es kan auch den
uͤberfluͤßigen Leim wegſtoſſen, aber dennoch nicht verhin-
dern, daß nicht das Gruͤbchen angefuͤllt werden ſolte.
Die Kraft des Herzens uͤberwaͤltigt nemlich den Wider-
ſtand der Schlagadern, vermoͤge der Hipotheſe, und es
wird das Anhaͤngen von der anziehenden Kraft unter-
ſtuͤzzt, ſo wie das Zuſammenziehen der Schlagadern an
dem Orte des Gruͤbchens aus dem Grunde ſchwaͤcher
iſt, weil daſelbſt der feſte Theil der Schlagader nicht ſo
dikke iſt.

Es ſtreitet dieſes nicht mit der erſtgemeldeten Ver-
dichtung der Schlagader: ſelbige entſtehet davon, daß
das innerſte Blaͤttchen der Schlagader an das aͤuſſerſte
angedruͤkkt worden: und es hindert dieſem nichts, daß
nicht die verzerrte innerſte Platte der Schlagader, nebſt

eini-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0538" n="484[486]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
des Blutes wieder abge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden. Es wird ferner<lb/>
eben die&#x017F;e Nahrung von eben dem &#x017F;enkrechten Drukke,<lb/>
gegen die&#x017F;e Stelle, &#x017F;o weniger Wider&#x017F;tand thut, weil die<lb/>
Schlagader da&#x017F;elb&#x017F;t za&#x0364;rter i&#x017F;t, zugetrieben, &#x017F;ie bleibet in<lb/>
die&#x017F;er Stelle, als an einem geruhigen Orte, welcher au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erhalb dem Strome des Blutes liegt, geruhig liegen,<lb/>
und &#x017F;ie ha&#x0364;ngt &#x017F;ich durch eine gedoppelte Kraft an die<lb/>
Wa&#x0364;nde ihres Gru&#x0364;bchens, &#x017F;o wie vermittel&#x017F;t des Drukkes.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t hier nichts daran gelegen, was die Grube<lb/>
fu&#x0364;r eine Figur habe, weil &#x017F;ich der Leim leichtlich nach al-<lb/>
len Figuren richtet.</p><lb/>
              <p>So hat die Natur dafu&#x0364;r ge&#x017F;orgt, daß eben die Ur-<lb/>
&#x017F;ache, welche die Elemente trennet, auch eben die&#x017F;e Ele-<lb/>
mente, vermittel&#x017F;t neuer dazwi&#x017F;chen getriebener Materie<lb/>
vereinigt, und befe&#x017F;tiget.</p><lb/>
              <p>Das Zu&#x017F;ammendru&#x0364;kken der Schlagader, welches<lb/>
nach der Pul&#x017F;irung erfolgt, kann aus dem Gru&#x0364;bchen<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er vertreiben, und in das vornem&#x017F;te Ro&#x0364;hrchen<lb/>
der Schlagader u&#x0364;berfu&#x0364;hren, und auf &#x017F;olche Art den Leim,<lb/>
der die Grube einnimmt, verdichten: es kan auch den<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;ßigen Leim weg&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, aber dennoch nicht verhin-<lb/>
dern, daß nicht das Gru&#x0364;bchen angefu&#x0364;llt werden &#x017F;olte.<lb/>
Die Kraft des Herzens u&#x0364;berwa&#x0364;ltigt nemlich den Wider-<lb/>
&#x017F;tand der Schlagadern, vermo&#x0364;ge der Hipothe&#x017F;e, und es<lb/>
wird das Anha&#x0364;ngen von der anziehenden Kraft unter-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;zzt, &#x017F;o wie das Zu&#x017F;ammenziehen der Schlagadern an<lb/>
dem Orte des Gru&#x0364;bchens aus dem Grunde &#x017F;chwa&#x0364;cher<lb/>
i&#x017F;t, weil da&#x017F;elb&#x017F;t der fe&#x017F;te Theil der Schlagader nicht &#x017F;o<lb/>
dikke i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;treitet die&#x017F;es nicht mit der er&#x017F;tgemeldeten Ver-<lb/>
dichtung der Schlagader: &#x017F;elbige ent&#x017F;tehet davon, daß<lb/>
das inner&#x017F;te Bla&#x0364;ttchen der Schlagader an das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te<lb/>
angedru&#x0364;kkt worden: und es hindert die&#x017F;em nichts, daß<lb/>
nicht die verzerrte inner&#x017F;te Platte der Schlagader, neb&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eini-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[484[486]/0538] Die Frucht. XXIX. B. des Blutes wieder abgeſtoſſen werden. Es wird ferner eben dieſe Nahrung von eben dem ſenkrechten Drukke, gegen dieſe Stelle, ſo weniger Widerſtand thut, weil die Schlagader daſelbſt zaͤrter iſt, zugetrieben, ſie bleibet in dieſer Stelle, als an einem geruhigen Orte, welcher auſ- ſerhalb dem Strome des Blutes liegt, geruhig liegen, und ſie haͤngt ſich durch eine gedoppelte Kraft an die Waͤnde ihres Gruͤbchens, ſo wie vermittelſt des Drukkes. Es iſt hier nichts daran gelegen, was die Grube fuͤr eine Figur habe, weil ſich der Leim leichtlich nach al- len Figuren richtet. So hat die Natur dafuͤr geſorgt, daß eben die Ur- ſache, welche die Elemente trennet, auch eben dieſe Ele- mente, vermittelſt neuer dazwiſchen getriebener Materie vereinigt, und befeſtiget. Das Zuſammendruͤkken der Schlagader, welches nach der Pulſirung erfolgt, kann aus dem Gruͤbchen das Waſſer vertreiben, und in das vornemſte Roͤhrchen der Schlagader uͤberfuͤhren, und auf ſolche Art den Leim, der die Grube einnimmt, verdichten: es kan auch den uͤberfluͤßigen Leim wegſtoſſen, aber dennoch nicht verhin- dern, daß nicht das Gruͤbchen angefuͤllt werden ſolte. Die Kraft des Herzens uͤberwaͤltigt nemlich den Wider- ſtand der Schlagadern, vermoͤge der Hipotheſe, und es wird das Anhaͤngen von der anziehenden Kraft unter- ſtuͤzzt, ſo wie das Zuſammenziehen der Schlagadern an dem Orte des Gruͤbchens aus dem Grunde ſchwaͤcher iſt, weil daſelbſt der feſte Theil der Schlagader nicht ſo dikke iſt. Es ſtreitet dieſes nicht mit der erſtgemeldeten Ver- dichtung der Schlagader: ſelbige entſtehet davon, daß das innerſte Blaͤttchen der Schlagader an das aͤuſſerſte angedruͤkkt worden: und es hindert dieſem nichts, daß nicht die verzerrte innerſte Platte der Schlagader, nebſt eini-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/538
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 484[486]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/538>, abgerufen am 19.04.2024.