Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. B.
Gegenstellung bringt (o). Dahingegen bekommen die
Schneider, wie man vorlängst weiß, von dem unnatür-
lichen Sizzen krumme Beine (p); ein berühmter Mann
sahe den Rükkgrad bei der angewöhnten Art immer zu
sizzen, gekrümmt (q), welches ich ebenfalls vom bestän-
digen Sandtragen angemerkt habe (r).

§. 20.
Der Drukk.

Auch diese Kraft ist von grossem Vermögen. Der
stärker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und
dem Drukke der kegelförmigen Nabelscheide, welcher sich
täglich vermehrt, schreibe ich das Zurükksinken der Där-
me, und endlich des Dotters selbst in den Bauch zu, ob
ich gleich gestehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls
das Seinige mit beiträgt.

Durch diese Ursache verwandelt sich die Frucht, wel-
che vorher zween Körper hatte, und deren sehr grosser
Darmbruch nicht ohne eine gegenwärtige Gefahr, dem
kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben
würde, nunmehr in ein munteres Hühnchen, welches die
Geschikklichkeit hat, seiner Mutter zu folgen (a).

Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b),
welche allmälich aus der Gegend der Nieren, in den Ho-
denbeutel hinabsinken. Man sollte glauben, daß das
Wachsen der Lunge, und das Athemholen, von dieser
Wanderung die Ursache sey: da aber die Hoden gemei-
niglich vor der Geburt diese Reise thun, so muß man
dieses ganze Werk der Wirksamkeit der Bauchmuskeln
allein zuschreiben.

Die
(o) [Spaltenumbruch] Phil. trans. n. 494.
(p) FISCHER de modo quo
ossa se accomm. p.
38.
(q) WINSLOW mem. de 1740.
p.
79.
(r) [Spaltenumbruch] In propr. de giblo & Opusc.
pathol. obs. XI.
(a) Form. du poulet. p. 182.
183.
(b) L. XXVII. p. 413. 414. 415.

Die Frucht. XXIX. B.
Gegenſtellung bringt (o). Dahingegen bekommen die
Schneider, wie man vorlaͤngſt weiß, von dem unnatuͤr-
lichen Sizzen krumme Beine (p); ein beruͤhmter Mann
ſahe den Ruͤkkgrad bei der angewoͤhnten Art immer zu
ſizzen, gekruͤmmt (q), welches ich ebenfalls vom beſtaͤn-
digen Sandtragen angemerkt habe (r).

§. 20.
Der Drukk.

Auch dieſe Kraft iſt von groſſem Vermoͤgen. Der
ſtaͤrker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und
dem Drukke der kegelfoͤrmigen Nabelſcheide, welcher ſich
taͤglich vermehrt, ſchreibe ich das Zuruͤkkſinken der Daͤr-
me, und endlich des Dotters ſelbſt in den Bauch zu, ob
ich gleich geſtehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls
das Seinige mit beitraͤgt.

Durch dieſe Urſache verwandelt ſich die Frucht, wel-
che vorher zween Koͤrper hatte, und deren ſehr groſſer
Darmbruch nicht ohne eine gegenwaͤrtige Gefahr, dem
kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben
wuͤrde, nunmehr in ein munteres Huͤhnchen, welches die
Geſchikklichkeit hat, ſeiner Mutter zu folgen (a).

Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b),
welche allmaͤlich aus der Gegend der Nieren, in den Ho-
denbeutel hinabſinken. Man ſollte glauben, daß das
Wachſen der Lunge, und das Athemholen, von dieſer
Wanderung die Urſache ſey: da aber die Hoden gemei-
niglich vor der Geburt dieſe Reiſe thun, ſo muß man
dieſes ganze Werk der Wirkſamkeit der Bauchmuskeln
allein zuſchreiben.

Die
(o) [Spaltenumbruch] Phil. tranſ. n. 494.
(p) FISCHER de modo quo
oſſa ſe accomm. p.
38.
(q) WINSLOW mem. de 1740.
p.
79.
(r) [Spaltenumbruch] In propr. de giblo & Opuſc.
pathol. obſ. XI.
(a) Form. du poulet. p. 182.
183.
(b) L. XXVII. p. 413. 414. 415.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0558" n="504[506]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>
Gegen&#x017F;tellung bringt <note place="foot" n="(o)"><cb/><hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 494.</note>. Dahingegen bekommen die<lb/>
Schneider, wie man vorla&#x0364;ng&#x017F;t weiß, von dem unnatu&#x0364;r-<lb/>
lichen Sizzen krumme Beine <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">FISCHER de modo quo<lb/>
o&#x017F;&#x017F;a &#x017F;e accomm. p.</hi> 38.</note>; ein beru&#x0364;hmter Mann<lb/>
&#x017F;ahe den Ru&#x0364;kkgrad bei der angewo&#x0364;hnten Art immer zu<lb/>
&#x017F;izzen, gekru&#x0364;mmt <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">WINSLOW mem. de 1740.<lb/>
p.</hi> 79.</note>, welches ich ebenfalls vom be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen Sandtragen angemerkt habe <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq">In propr. de giblo &amp; Opu&#x017F;c.<lb/>
pathol. ob&#x017F;. XI.</hi></note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 20.<lb/><hi rendition="#g">Der Drukk.</hi></head><lb/>
              <p>Auch die&#x017F;e Kraft i&#x017F;t von gro&#x017F;&#x017F;em Vermo&#x0364;gen. Der<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und<lb/>
dem Drukke der kegelfo&#x0364;rmigen Nabel&#x017F;cheide, welcher &#x017F;ich<lb/>
ta&#x0364;glich vermehrt, &#x017F;chreibe ich das Zuru&#x0364;kk&#x017F;inken der Da&#x0364;r-<lb/>
me, und endlich des Dotters &#x017F;elb&#x017F;t in den Bauch zu, ob<lb/>
ich gleich ge&#x017F;tehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls<lb/>
das Seinige mit beitra&#x0364;gt.</p><lb/>
              <p>Durch die&#x017F;e Ur&#x017F;ache verwandelt &#x017F;ich die Frucht, wel-<lb/>
che vorher zween Ko&#x0364;rper hatte, und deren &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Darmbruch nicht ohne eine gegenwa&#x0364;rtige Gefahr, dem<lb/>
kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben<lb/>
wu&#x0364;rde, nunmehr in ein munteres Hu&#x0364;hnchen, welches die<lb/>
Ge&#x017F;chikklichkeit hat, &#x017F;einer Mutter zu folgen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Form. du poulet. p.</hi> 182.<lb/>
183.</note>.</p><lb/>
              <p>Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">L. XXVII. p.</hi> 413. 414. 415.</note>,<lb/>
welche allma&#x0364;lich aus der Gegend der Nieren, in den Ho-<lb/>
denbeutel hinab&#x017F;inken. Man &#x017F;ollte glauben, daß das<lb/>
Wach&#x017F;en der Lunge, und das Athemholen, von die&#x017F;er<lb/>
Wanderung die Ur&#x017F;ache &#x017F;ey: da aber die Hoden gemei-<lb/>
niglich vor der Geburt die&#x017F;e Rei&#x017F;e thun, &#x017F;o muß man<lb/>
die&#x017F;es ganze Werk der Wirk&#x017F;amkeit der Bauchmuskeln<lb/>
allein zu&#x017F;chreiben.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504[506]/0558] Die Frucht. XXIX. B. Gegenſtellung bringt (o). Dahingegen bekommen die Schneider, wie man vorlaͤngſt weiß, von dem unnatuͤr- lichen Sizzen krumme Beine (p); ein beruͤhmter Mann ſahe den Ruͤkkgrad bei der angewoͤhnten Art immer zu ſizzen, gekruͤmmt (q), welches ich ebenfalls vom beſtaͤn- digen Sandtragen angemerkt habe (r). §. 20. Der Drukk. Auch dieſe Kraft iſt von groſſem Vermoͤgen. Der ſtaͤrker gewordnen Reizbarkeit der Bauchmuskeln, und dem Drukke der kegelfoͤrmigen Nabelſcheide, welcher ſich taͤglich vermehrt, ſchreibe ich das Zuruͤkkſinken der Daͤr- me, und endlich des Dotters ſelbſt in den Bauch zu, ob ich gleich geſtehe, daß dazu der Drukk der Luft ebenfalls das Seinige mit beitraͤgt. Durch dieſe Urſache verwandelt ſich die Frucht, wel- che vorher zween Koͤrper hatte, und deren ſehr groſſer Darmbruch nicht ohne eine gegenwaͤrtige Gefahr, dem kleinen Thiere die Freiheit herumzukriechen, erlaubt haben wuͤrde, nunmehr in ein munteres Huͤhnchen, welches die Geſchikklichkeit hat, ſeiner Mutter zu folgen (a). Hierzu rechne ich die Wanderung der Hoden (b), welche allmaͤlich aus der Gegend der Nieren, in den Ho- denbeutel hinabſinken. Man ſollte glauben, daß das Wachſen der Lunge, und das Athemholen, von dieſer Wanderung die Urſache ſey: da aber die Hoden gemei- niglich vor der Geburt dieſe Reiſe thun, ſo muß man dieſes ganze Werk der Wirkſamkeit der Bauchmuskeln allein zuſchreiben. Die (o) Phil. tranſ. n. 494. (p) FISCHER de modo quo oſſa ſe accomm. p. 38. (q) WINSLOW mem. de 1740. p. 79. (r) In propr. de giblo & Opuſc. pathol. obſ. XI. (a) Form. du poulet. p. 182. 183. (b) L. XXVII. p. 413. 414. 415.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/558
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 504[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/558>, abgerufen am 19.04.2024.