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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
sind, ein so grosses eirundes Loch (a), und dagegen eine
so kleine Lunge (b) haben, daß ich schwerlich glauben kann,
daß dieselbe zum Athemholen hinlänglich wären. Heisse
Gegenden (c) könnten hier einige Entschuldigung an die
Hand geben.

Die Leipziger sprachen für eine Geburt von 133 Ta-
gen, welche drei Tage lang gelebt hatte; andere sahen
es hingegen für eine unzeitige Geburt an (d). Nur gar
zu reif, und nicht so voreilig war diejenige, welche man
für ein Werk von 140 Tagen ausgab (e).

Billig wies ein Arzt eine Frucht von vier Monaten
ab, da sie als ein gesundes Kind saugte (f). Von der-
gleichen erwähnt Cardan (g), welches aber kein sehr ge-
nauer Autor ist.

§. 9.
Man darf den Geburtstermin nicht zu weit hin-
aus sezzen.

Es ist gemeiniglich der, mit vielen Ungemächlichkei-
ten begleitete Hochzeittag die Ursache von einer zu früh-
zeitigen Geburt, wenn die Eltern für ein, unglükklicher
Weise, zu frühe gebornes Kind ihren Stand versichern
wollen. So zwinget oft das Absterben des Ehemannes
Wittwen, die mit der Matrone von Ephesus von glei-
chem Schlage sind, den Tag weiter auszusezzen, damit
das später geborne Kind einen Vater von höherem Stan-
de zugeeignet werden möge.

Jch verlange hier ebenfalls nicht zu leugnen, daß
auch ein Unterscheid von etlichen Tagen oder Wochen bei

die-
(a) [Spaltenumbruch] p. 374.
(b) p. 363.
(c) p. 421.
(d) Bei dem ZITTMAN Cent.
I. cas.
17. weil sie schwerlich am
Leben bleiben, und unvollkommen
[Spaltenumbruch] sind. Idem. Cent. V. cas. 8. Tage
123. & 124. C. A. REYES l. c.
(e) TROPANNEGGER p. 186.
(f) PARMENIO cas. 19.
(g) Contradict. L. I. p. 66.

Die Frucht. XXIX. B.
ſind, ein ſo groſſes eirundes Loch (a), und dagegen eine
ſo kleine Lunge (b) haben, daß ich ſchwerlich glauben kann,
daß dieſelbe zum Athemholen hinlaͤnglich waͤren. Heiſſe
Gegenden (c) koͤnnten hier einige Entſchuldigung an die
Hand geben.

Die Leipziger ſprachen fuͤr eine Geburt von 133 Ta-
gen, welche drei Tage lang gelebt hatte; andere ſahen
es hingegen fuͤr eine unzeitige Geburt an (d). Nur gar
zu reif, und nicht ſo voreilig war diejenige, welche man
fuͤr ein Werk von 140 Tagen ausgab (e).

Billig wies ein Arzt eine Frucht von vier Monaten
ab, da ſie als ein geſundes Kind ſaugte (f). Von der-
gleichen erwaͤhnt Cardan (g), welches aber kein ſehr ge-
nauer Autor iſt.

§. 9.
Man darf den Geburtstermin nicht zu weit hin-
aus ſezzen.

Es iſt gemeiniglich der, mit vielen Ungemaͤchlichkei-
ten begleitete Hochzeittag die Urſache von einer zu fruͤh-
zeitigen Geburt, wenn die Eltern fuͤr ein, ungluͤkklicher
Weiſe, zu fruͤhe gebornes Kind ihren Stand verſichern
wollen. So zwinget oft das Abſterben des Ehemannes
Wittwen, die mit der Matrone von Epheſus von glei-
chem Schlage ſind, den Tag weiter auszuſezzen, damit
das ſpaͤter geborne Kind einen Vater von hoͤherem Stan-
de zugeeignet werden moͤge.

Jch verlange hier ebenfalls nicht zu leugnen, daß
auch ein Unterſcheid von etlichen Tagen oder Wochen bei

die-
(a) [Spaltenumbruch] p. 374.
(b) p. 363.
(c) p. 421.
(d) Bei dem ZITTMAN Cent.
I. caſ.
17. weil ſie ſchwerlich am
Leben bleiben, und unvollkommen
[Spaltenumbruch] ſind. Idem. Cent. V. caſ. 8. Tage
123. & 124. C. A. REYES l. c.
(e) TROPANNEGGER p. 186.
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[706[708]/0760] Die Frucht. XXIX. B. ſind, ein ſo groſſes eirundes Loch (a), und dagegen eine ſo kleine Lunge (b) haben, daß ich ſchwerlich glauben kann, daß dieſelbe zum Athemholen hinlaͤnglich waͤren. Heiſſe Gegenden (c) koͤnnten hier einige Entſchuldigung an die Hand geben. Die Leipziger ſprachen fuͤr eine Geburt von 133 Ta- gen, welche drei Tage lang gelebt hatte; andere ſahen es hingegen fuͤr eine unzeitige Geburt an (d). Nur gar zu reif, und nicht ſo voreilig war diejenige, welche man fuͤr ein Werk von 140 Tagen ausgab (e). Billig wies ein Arzt eine Frucht von vier Monaten ab, da ſie als ein geſundes Kind ſaugte (f). Von der- gleichen erwaͤhnt Cardan (g), welches aber kein ſehr ge- nauer Autor iſt. §. 9. Man darf den Geburtstermin nicht zu weit hin- aus ſezzen. Es iſt gemeiniglich der, mit vielen Ungemaͤchlichkei- ten begleitete Hochzeittag die Urſache von einer zu fruͤh- zeitigen Geburt, wenn die Eltern fuͤr ein, ungluͤkklicher Weiſe, zu fruͤhe gebornes Kind ihren Stand verſichern wollen. So zwinget oft das Abſterben des Ehemannes Wittwen, die mit der Matrone von Epheſus von glei- chem Schlage ſind, den Tag weiter auszuſezzen, damit das ſpaͤter geborne Kind einen Vater von hoͤherem Stan- de zugeeignet werden moͤge. Jch verlange hier ebenfalls nicht zu leugnen, daß auch ein Unterſcheid von etlichen Tagen oder Wochen bei die- (a) p. 374. (b) p. 363. (c) p. 421. (d) Bei dem ZITTMAN Cent. I. caſ. 17. weil ſie ſchwerlich am Leben bleiben, und unvollkommen ſind. Idem. Cent. V. caſ. 8. Tage 123. & 124. C. A. REYES l. c. (e) TROPANNEGGER p. 186. (f) PARMENIO caſ. 19. (g) Contradict. L. I. p. 66.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 706[708]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/760>, abgerufen am 28.03.2024.