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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.

Dieses Zusammenziehen drükket auch ein ergossenes
Geblüte oder Blutklumpen (c) aus ihrem Lager heraus,
so wie bisweilen, nachdem bereits die Frucht geboren wor-
den, von dieser Kraft der Mutterkuchen (d) ausgetrieben
wird, indessen daß der Mutterhals seine Kräfte noch nicht
wieder bekommen.

Jndessen ist doch diese blosse Kraft allein gemeiniglich
nicht im Stande, den Mutterkuchen aus der Gebärmut-
ter zu verdrengen, und man muß noch dabei den Bei-
stand eines gelinden Einatmens mit anwenden.

Jch werde nicht Anstand nehmen, wofern eine rich-
tigere Zergliederung die Kräfte der Gebärmutter besser
entwikkeln sollte: wofern gleich starke und wechselweise
vermögende Fasern, so von denen verschieden wären,
welche mir bekannt sind, und dem bestimmten Dienste
gewachsen seyn möchten, noch mit der Zeit entdekkt wer-
den sollten, ich sage, so werde ich nicht Anstand nehmen,
meinen Fehler auszubessern.

§. 12.
Die Lösung des Nabels.

Wir nehmen hier die Frucht, als schon geboren an.
Man muß diese also, als eine kleine Person, die für sich
selbst zu leben bestimmt ist, von der Mutter ablösen.
Und obgleich eine Frucht bisweilen einige Zeit lang das
Leben gehabt, ob sie gleich noch an dem Kuchen, welcher
in der Mutter zurükke geblieben war, hing (a): und
obgleich ein sehr berühmter Schriftsteller in der Hebam-
menkunst, den Nabel abzuschneiden untersagt, bevor sich
nicht die Frucht in etwas erholet habe (b); so erlaubet
doch weder die Sicherheit der Mutter, dieses, mit ihr
zu einem Stükke gewordene Anhängsel zurükke zu lassen,

noch
(c) [Spaltenumbruch] LEVRET p. 87.
(d) Idem. ibid.
(a) [Spaltenumbruch] ROEDERER l. c. p. 409.
(b) CRANZ Hebammenk. p. 48
Die Frucht. XXIX. B.

Dieſes Zuſammenziehen druͤkket auch ein ergoſſenes
Gebluͤte oder Blutklumpen (c) aus ihrem Lager heraus,
ſo wie bisweilen, nachdem bereits die Frucht geboren wor-
den, von dieſer Kraft der Mutterkuchen (d) ausgetrieben
wird, indeſſen daß der Mutterhals ſeine Kraͤfte noch nicht
wieder bekommen.

Jndeſſen iſt doch dieſe bloſſe Kraft allein gemeiniglich
nicht im Stande, den Mutterkuchen aus der Gebaͤrmut-
ter zu verdrengen, und man muß noch dabei den Bei-
ſtand eines gelinden Einatmens mit anwenden.

Jch werde nicht Anſtand nehmen, wofern eine rich-
tigere Zergliederung die Kraͤfte der Gebaͤrmutter beſſer
entwikkeln ſollte: wofern gleich ſtarke und wechſelweiſe
vermoͤgende Faſern, ſo von denen verſchieden waͤren,
welche mir bekannt ſind, und dem beſtimmten Dienſte
gewachſen ſeyn moͤchten, noch mit der Zeit entdekkt wer-
den ſollten, ich ſage, ſo werde ich nicht Anſtand nehmen,
meinen Fehler auszubeſſern.

§. 12.
Die Loͤſung des Nabels.

Wir nehmen hier die Frucht, als ſchon geboren an.
Man muß dieſe alſo, als eine kleine Perſon, die fuͤr ſich
ſelbſt zu leben beſtimmt iſt, von der Mutter abloͤſen.
Und obgleich eine Frucht bisweilen einige Zeit lang das
Leben gehabt, ob ſie gleich noch an dem Kuchen, welcher
in der Mutter zuruͤkke geblieben war, hing (a): und
obgleich ein ſehr beruͤhmter Schriftſteller in der Hebam-
menkunſt, den Nabel abzuſchneiden unterſagt, bevor ſich
nicht die Frucht in etwas erholet habe (b); ſo erlaubet
doch weder die Sicherheit der Mutter, dieſes, mit ihr
zu einem Stuͤkke gewordene Anhaͤngſel zuruͤkke zu laſſen,

noch
(c) [Spaltenumbruch] LEVRET p. 87.
(d) Idem. ibid.
(a) [Spaltenumbruch] ROEDERER l. c. p. 409.
(b) CRANZ Hebammenk. p. 48
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[732[734]/0786] Die Frucht. XXIX. B. Dieſes Zuſammenziehen druͤkket auch ein ergoſſenes Gebluͤte oder Blutklumpen (c) aus ihrem Lager heraus, ſo wie bisweilen, nachdem bereits die Frucht geboren wor- den, von dieſer Kraft der Mutterkuchen (d) ausgetrieben wird, indeſſen daß der Mutterhals ſeine Kraͤfte noch nicht wieder bekommen. Jndeſſen iſt doch dieſe bloſſe Kraft allein gemeiniglich nicht im Stande, den Mutterkuchen aus der Gebaͤrmut- ter zu verdrengen, und man muß noch dabei den Bei- ſtand eines gelinden Einatmens mit anwenden. Jch werde nicht Anſtand nehmen, wofern eine rich- tigere Zergliederung die Kraͤfte der Gebaͤrmutter beſſer entwikkeln ſollte: wofern gleich ſtarke und wechſelweiſe vermoͤgende Faſern, ſo von denen verſchieden waͤren, welche mir bekannt ſind, und dem beſtimmten Dienſte gewachſen ſeyn moͤchten, noch mit der Zeit entdekkt wer- den ſollten, ich ſage, ſo werde ich nicht Anſtand nehmen, meinen Fehler auszubeſſern. §. 12. Die Loͤſung des Nabels. Wir nehmen hier die Frucht, als ſchon geboren an. Man muß dieſe alſo, als eine kleine Perſon, die fuͤr ſich ſelbſt zu leben beſtimmt iſt, von der Mutter abloͤſen. Und obgleich eine Frucht bisweilen einige Zeit lang das Leben gehabt, ob ſie gleich noch an dem Kuchen, welcher in der Mutter zuruͤkke geblieben war, hing (a): und obgleich ein ſehr beruͤhmter Schriftſteller in der Hebam- menkunſt, den Nabel abzuſchneiden unterſagt, bevor ſich nicht die Frucht in etwas erholet habe (b); ſo erlaubet doch weder die Sicherheit der Mutter, dieſes, mit ihr zu einem Stuͤkke gewordene Anhaͤngſel zuruͤkke zu laſſen, noch (c) LEVRET p. 87. (d) Idem. ibid. (a) ROEDERER l. c. p. 409. (b) CRANZ Hebammenk. p. 48

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 732[734]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/786>, abgerufen am 29.03.2024.