Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Abs. Der Zustand des Menschen.

Wie sich die erstern ergänzen (a*), ist bereits an ei-
nem andern Orte zur Genüge gesagt worden. Es brin-
gen nemlich einerlei Ursachen, welche eine Speise ver-
dauen helfen, auch aus einerlei und eben derselben Speise
gleichartige Säfte hervor: Daß gleichartige Säfte dar-
aus werden, läst sich schon aus demjenigen unveränder-
lichen Character der menschlichen Säfte ersehen, welcher
wie wir gesagt haben, von den Hunden ausgespürt wer-
den kann (b): man weiß eben dieses auch aus der Aehn-
lichkeit und Gleichheit des Blutes der Galle, des Spei-
chels, des Fettes, und der übrigen Säfte, welche sich
bei einem und eben demselben Menschen viele Jahre hin-
durch erhält. Man sieht aber, daß sie in einer gleichgros-
sen Menge erzeuget werden müssen, weil die Gefässe gleich-
mäßig angefüllt bleiben.

Oefters läst sich der Verlust des Blutes nach dem
Gewichte bestimmen, doch es schwellen Schlagadern oder
Blutadern nach einer kleinen Reihe von Tagen ebenfalls
wie zuvor auf. Wir haben gesagt, daß wir öfters an
Fröschen, welche man am lezzten unter denen gegriffe-
nen öfnete, gesehen, wie dieselben dikke Schlagadern,
eine enge Mündung, und ein bleiches Blut hatten: es
hatte nemlich der Hunger einen Theil des Blutes ver-
zehret. Hingegen hatten die, welche man so gleich, wie
sie gefangen wurden, den Magen voller Jnsekten hatten,
grosse Schlagadern, und ein sehr rothes Blut. Hier-
aus erhellet offenbar, daß sich sowol das Blut verzehre,
als auch aus Nahrungsmitteln wieder erzeugen lasse.
So ergänzet sich auch bei einem Menschen, welcher eine
grosse Menge Blut verlohren, nicht nur die Schwere
desselben früh wieder, sondern es findet sich auch biswei-
len noch dabei eine Vollblütigkeit mit ein (d), weil die
(c)

schwa-
(a*) [Spaltenumbruch] L. XXX. p. 49.
(d) [Spaltenumbruch] Conf. L. V. p. 4. 5.
(c) Oper. min. T. I. p. 88.
H. Phisiol. 8 B. K k k
II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.

Wie ſich die erſtern ergaͤnzen (a*), iſt bereits an ei-
nem andern Orte zur Genuͤge geſagt worden. Es brin-
gen nemlich einerlei Urſachen, welche eine Speiſe ver-
dauen helfen, auch aus einerlei und eben derſelben Speiſe
gleichartige Saͤfte hervor: Daß gleichartige Saͤfte dar-
aus werden, laͤſt ſich ſchon aus demjenigen unveraͤnder-
lichen Character der menſchlichen Saͤfte erſehen, welcher
wie wir geſagt haben, von den Hunden ausgeſpuͤrt wer-
den kann (b): man weiß eben dieſes auch aus der Aehn-
lichkeit und Gleichheit des Blutes der Galle, des Spei-
chels, des Fettes, und der uͤbrigen Saͤfte, welche ſich
bei einem und eben demſelben Menſchen viele Jahre hin-
durch erhaͤlt. Man ſieht aber, daß ſie in einer gleichgroſ-
ſen Menge erzeuget werden muͤſſen, weil die Gefaͤſſe gleich-
maͤßig angefuͤllt bleiben.

Oefters laͤſt ſich der Verluſt des Blutes nach dem
Gewichte beſtimmen, doch es ſchwellen Schlagadern oder
Blutadern nach einer kleinen Reihe von Tagen ebenfalls
wie zuvor auf. Wir haben geſagt, daß wir oͤfters an
Froͤſchen, welche man am lezzten unter denen gegriffe-
nen oͤfnete, geſehen, wie dieſelben dikke Schlagadern,
eine enge Muͤndung, und ein bleiches Blut hatten: es
hatte nemlich der Hunger einen Theil des Blutes ver-
zehret. Hingegen hatten die, welche man ſo gleich, wie
ſie gefangen wurden, den Magen voller Jnſekten hatten,
groſſe Schlagadern, und ein ſehr rothes Blut. Hier-
aus erhellet offenbar, daß ſich ſowol das Blut verzehre,
als auch aus Nahrungsmitteln wieder erzeugen laſſe.
So ergaͤnzet ſich auch bei einem Menſchen, welcher eine
groſſe Menge Blut verlohren, nicht nur die Schwere
deſſelben fruͤh wieder, ſondern es findet ſich auch biswei-
len noch dabei eine Vollbluͤtigkeit mit ein (d), weil die
(c)

ſchwa-
(a*) [Spaltenumbruch] L. XXX. p. 49.
(d) [Spaltenumbruch] Conf. L. V. p. 4. 5.
(c) Oper. min. T. I. p. 88.
H. Phiſiol. 8 B. K k k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0933" n="879[881]"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;. Der Zu&#x017F;tand des Men&#x017F;chen.</hi> </fw><lb/>
              <p>Wie &#x017F;ich die er&#x017F;tern erga&#x0364;nzen <note place="foot" n="(a*)"><cb/><hi rendition="#aq">L. XXX. p.</hi> 49.</note>, i&#x017F;t bereits an ei-<lb/>
nem andern Orte zur Genu&#x0364;ge ge&#x017F;agt worden. Es brin-<lb/>
gen nemlich einerlei Ur&#x017F;achen, welche eine Spei&#x017F;e ver-<lb/>
dauen helfen, auch aus einerlei und eben der&#x017F;elben Spei&#x017F;e<lb/>
gleichartige Sa&#x0364;fte hervor: Daß gleichartige Sa&#x0364;fte dar-<lb/>
aus werden, la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;chon aus demjenigen unvera&#x0364;nder-<lb/>
lichen Character der men&#x017F;chlichen Sa&#x0364;fte er&#x017F;ehen, welcher<lb/>
wie wir ge&#x017F;agt haben, von den Hunden ausge&#x017F;pu&#x0364;rt wer-<lb/>
den kann (b): man weiß eben die&#x017F;es auch aus der Aehn-<lb/>
lichkeit und Gleichheit des Blutes der Galle, des Spei-<lb/>
chels, des Fettes, und der u&#x0364;brigen Sa&#x0364;fte, welche &#x017F;ich<lb/>
bei einem und eben dem&#x017F;elben Men&#x017F;chen viele Jahre hin-<lb/>
durch erha&#x0364;lt. Man &#x017F;ieht aber, daß &#x017F;ie in einer gleichgro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Menge erzeuget werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil die Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gleich-<lb/>
ma&#x0364;ßig angefu&#x0364;llt bleiben.</p><lb/>
              <p>Oefters la&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich der Verlu&#x017F;t des Blutes nach dem<lb/>
Gewichte be&#x017F;timmen, doch es &#x017F;chwellen Schlagadern oder<lb/>
Blutadern nach einer kleinen Reihe von Tagen ebenfalls<lb/>
wie zuvor auf. Wir haben ge&#x017F;agt, daß wir o&#x0364;fters an<lb/>
Fro&#x0364;&#x017F;chen, welche man am lezzten unter denen gegriffe-<lb/>
nen o&#x0364;fnete, ge&#x017F;ehen, wie die&#x017F;elben dikke Schlagadern,<lb/>
eine enge Mu&#x0364;ndung, und ein bleiches Blut hatten: es<lb/>
hatte nemlich der Hunger einen Theil des Blutes ver-<lb/>
zehret. Hingegen hatten die, welche man &#x017F;o gleich, wie<lb/>
&#x017F;ie gefangen wurden, den Magen voller Jn&#x017F;ekten hatten,<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Schlagadern, und ein &#x017F;ehr rothes Blut. Hier-<lb/>
aus erhellet offenbar, daß &#x017F;ich &#x017F;owol das Blut verzehre,<lb/>
als auch aus Nahrungsmitteln wieder erzeugen la&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
So erga&#x0364;nzet &#x017F;ich auch bei einem Men&#x017F;chen, welcher eine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Menge Blut verlohren, nicht nur die Schwere<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben fru&#x0364;h wieder, &#x017F;ondern es findet &#x017F;ich auch biswei-<lb/>
len noch dabei eine Vollblu&#x0364;tigkeit mit ein <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">Conf. L. V. p.</hi> 4. 5.</note>, weil die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwa-</fw><lb/><note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Oper. min. T. I. p.</hi> 88.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 8 B.</hi> K k k</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[879[881]/0933] II. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen. Wie ſich die erſtern ergaͤnzen (a*), iſt bereits an ei- nem andern Orte zur Genuͤge geſagt worden. Es brin- gen nemlich einerlei Urſachen, welche eine Speiſe ver- dauen helfen, auch aus einerlei und eben derſelben Speiſe gleichartige Saͤfte hervor: Daß gleichartige Saͤfte dar- aus werden, laͤſt ſich ſchon aus demjenigen unveraͤnder- lichen Character der menſchlichen Saͤfte erſehen, welcher wie wir geſagt haben, von den Hunden ausgeſpuͤrt wer- den kann (b): man weiß eben dieſes auch aus der Aehn- lichkeit und Gleichheit des Blutes der Galle, des Spei- chels, des Fettes, und der uͤbrigen Saͤfte, welche ſich bei einem und eben demſelben Menſchen viele Jahre hin- durch erhaͤlt. Man ſieht aber, daß ſie in einer gleichgroſ- ſen Menge erzeuget werden muͤſſen, weil die Gefaͤſſe gleich- maͤßig angefuͤllt bleiben. Oefters laͤſt ſich der Verluſt des Blutes nach dem Gewichte beſtimmen, doch es ſchwellen Schlagadern oder Blutadern nach einer kleinen Reihe von Tagen ebenfalls wie zuvor auf. Wir haben geſagt, daß wir oͤfters an Froͤſchen, welche man am lezzten unter denen gegriffe- nen oͤfnete, geſehen, wie dieſelben dikke Schlagadern, eine enge Muͤndung, und ein bleiches Blut hatten: es hatte nemlich der Hunger einen Theil des Blutes ver- zehret. Hingegen hatten die, welche man ſo gleich, wie ſie gefangen wurden, den Magen voller Jnſekten hatten, groſſe Schlagadern, und ein ſehr rothes Blut. Hier- aus erhellet offenbar, daß ſich ſowol das Blut verzehre, als auch aus Nahrungsmitteln wieder erzeugen laſſe. So ergaͤnzet ſich auch bei einem Menſchen, welcher eine groſſe Menge Blut verlohren, nicht nur die Schwere deſſelben fruͤh wieder, ſondern es findet ſich auch biswei- len noch dabei eine Vollbluͤtigkeit mit ein (d), weil die ſchwa- (c) (a*) L. XXX. p. 49. (d) Conf. L. V. p. 4. 5. (c) Oper. min. T. I. p. 88. H. Phiſiol. 8 B. K k k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/933
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 879[881]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/933>, abgerufen am 25.04.2024.