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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Leben u. Tod der Menschen. XXX. B.
weglichen Punkt mit desto grösserm Nachdrukke zusam-
men zu ziehen.

Dieses ist die offenbare Ursache von der Verhärtung
der Sehnen, aus einem fleischigen Breye, zu einem har-
ten Bande, um durch diese Mittelstrasse zu dem Wesen
der Knorpel herüber gehen zu können.

Die andere Ursache ist ein Werk einiger Krankheit,
und dennoch ist auch diese sehr gemein. Sie rührt von
einem gallertartigen Dunste her (c), welcher allenthalben
um eine cellulöse, oder muskelhafte Faser, und zwar der-
gestalt gerinnt, daß diese ganze Gegend dikk, blind und
weis wird, doch aber nicht sogleich eine Härte bekömmt,
die eine Eigenschaft des Scirrhus ist. Jch habe oft der-
gleichen dikke Membranen am Magen (d), an dem Ge-
därme (e), an der Milz, an dem Fadengewebe des Rib-
benfelles, an der Lunge gesehen, daran ein Stükk ver-
stopfte Gänge bekömmt, und im Wasser zu Boden fällt.
Eben diese Beschaffenheit hat es auch mit den Drüsen-
geschwülsten bei Kindern, mit den Gallengeschwülsten,
und mit den Kröpfen, welche in den alten Thälern gar
zu gemein sind. Jch habe an den Muskeln eine zer-
streute weisse Materie ihre Fasern verdekken gesehen, und
es artete davon der Muskel zu einem runden Kropfe aus.
Jch habe den Blinddarm vermittelst einer dergleichen
Krankheit nunmehr wirklich blind gefunden. Wenn hier-
zu noch einige Härte kömmt, so verwandelt sich dieses
Uebel in einem Scirrhus und Knorpel; und wenn sich
einige kalkartige Theile darunter gemischt haben, in eine
knochige Ausartung.

§. 3.
(c) [Spaltenumbruch] Dieses schreidet HARTSOE-
KER suite des conjectures.
(d) SINOP. parerg. p. 39.
(e) [Spaltenumbruch] Durch die Därme SINOP.
ibid.
an der, Gallenblase. Eben
derselbe.

Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
weglichen Punkt mit deſto groͤſſerm Nachdrukke zuſam-
men zu ziehen.

Dieſes iſt die offenbare Urſache von der Verhaͤrtung
der Sehnen, aus einem fleiſchigen Breye, zu einem har-
ten Bande, um durch dieſe Mittelſtraſſe zu dem Weſen
der Knorpel heruͤber gehen zu koͤnnen.

Die andere Urſache iſt ein Werk einiger Krankheit,
und dennoch iſt auch dieſe ſehr gemein. Sie ruͤhrt von
einem gallertartigen Dunſte her (c), welcher allenthalben
um eine celluloͤſe, oder muskelhafte Faſer, und zwar der-
geſtalt gerinnt, daß dieſe ganze Gegend dikk, blind und
weis wird, doch aber nicht ſogleich eine Haͤrte bekoͤmmt,
die eine Eigenſchaft des Scirrhus iſt. Jch habe oft der-
gleichen dikke Membranen am Magen (d), an dem Ge-
daͤrme (e), an der Milz, an dem Fadengewebe des Rib-
benfelles, an der Lunge geſehen, daran ein Stuͤkk ver-
ſtopfte Gaͤnge bekoͤmmt, und im Waſſer zu Boden faͤllt.
Eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Druͤſen-
geſchwuͤlſten bei Kindern, mit den Gallengeſchwuͤlſten,
und mit den Kroͤpfen, welche in den alten Thaͤlern gar
zu gemein ſind. Jch habe an den Muskeln eine zer-
ſtreute weiſſe Materie ihre Faſern verdekken geſehen, und
es artete davon der Muskel zu einem runden Kropfe aus.
Jch habe den Blinddarm vermittelſt einer dergleichen
Krankheit nunmehr wirklich blind gefunden. Wenn hier-
zu noch einige Haͤrte koͤmmt, ſo verwandelt ſich dieſes
Uebel in einem Scirrhus und Knorpel; und wenn ſich
einige kalkartige Theile darunter gemiſcht haben, in eine
knochige Ausartung.

§. 3.
(c) [Spaltenumbruch] Dieſes ſchreidet HARTSOE-
KER ſuite des conjectures.
(d) SINOP. parerg. p. 39.
(e) [Spaltenumbruch] Durch die Daͤrme SINOP.
ibid.
an der, Gallenblaſe. Eben
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[902[904]/0956] Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B. weglichen Punkt mit deſto groͤſſerm Nachdrukke zuſam- men zu ziehen. Dieſes iſt die offenbare Urſache von der Verhaͤrtung der Sehnen, aus einem fleiſchigen Breye, zu einem har- ten Bande, um durch dieſe Mittelſtraſſe zu dem Weſen der Knorpel heruͤber gehen zu koͤnnen. Die andere Urſache iſt ein Werk einiger Krankheit, und dennoch iſt auch dieſe ſehr gemein. Sie ruͤhrt von einem gallertartigen Dunſte her (c), welcher allenthalben um eine celluloͤſe, oder muskelhafte Faſer, und zwar der- geſtalt gerinnt, daß dieſe ganze Gegend dikk, blind und weis wird, doch aber nicht ſogleich eine Haͤrte bekoͤmmt, die eine Eigenſchaft des Scirrhus iſt. Jch habe oft der- gleichen dikke Membranen am Magen (d), an dem Ge- daͤrme (e), an der Milz, an dem Fadengewebe des Rib- benfelles, an der Lunge geſehen, daran ein Stuͤkk ver- ſtopfte Gaͤnge bekoͤmmt, und im Waſſer zu Boden faͤllt. Eben dieſe Beſchaffenheit hat es auch mit den Druͤſen- geſchwuͤlſten bei Kindern, mit den Gallengeſchwuͤlſten, und mit den Kroͤpfen, welche in den alten Thaͤlern gar zu gemein ſind. Jch habe an den Muskeln eine zer- ſtreute weiſſe Materie ihre Faſern verdekken geſehen, und es artete davon der Muskel zu einem runden Kropfe aus. Jch habe den Blinddarm vermittelſt einer dergleichen Krankheit nunmehr wirklich blind gefunden. Wenn hier- zu noch einige Haͤrte koͤmmt, ſo verwandelt ſich dieſes Uebel in einem Scirrhus und Knorpel; und wenn ſich einige kalkartige Theile darunter gemiſcht haben, in eine knochige Ausartung. §. 3. (c) Dieſes ſchreidet HARTSOE- KER ſuite des conjectures. (d) SINOP. parerg. p. 39. (e) Durch die Daͤrme SINOP. ibid. an der, Gallenblaſe. Eben derſelbe.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 902[904]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/956>, abgerufen am 24.04.2024.