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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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III. Abs. Der Zustand des Menschen.
in knochige Rinden, diese aber in wirkliche Steine ver-
wandelt hatten (o).

Endlich hat man in dem Blute zarten Sand gefun-
den (p), welcher an einem Podagristen ein Jukken in
der Haut erregte. So drang an einem vornehmen Mit-
gliede unseres Freystaats der sandartige Schweiß über-
flüßig heraus, so bald sich dieser Mann gegen das Po-
dagra des Spiesglases bediente.

§. 10.
Das hohe Alter.

Diese verbundene Ursachen machen nunmehr das
hohe Alter aus, und es vereiniget sich die kleinere Grösse
des Herzens (a), wenn man selbiges mit der Frucht ver-
gleicht, und die Abnahme der Reizbarkeit (b) in Ver-
gleichung mit der Jugend, in dieser Epoche des Lebens.

Ausser dem findet sich an dem ganzen Nervensysteme
eine stumpfe Empfindlichkeit (c), es vermindert sich die
angeborne Kraft (d), es ersolgt der Verlust, und das
Blindwerden sowol an einer Menge Gefässe (e), als über-
haupt an allen Fasern; in dem Blute schwimmt eine
grössere Portion Erde (f), die Verdauungskräfte, die
Absonderungen (g), die Stärke der Muskeln schwindet
(h), und es schleicht sich endlich in alle Säfte eine Schär-
fe (i), und ein heftiges Wesen ein. Dieses ist also das
hohe Alter, dessen Anfang einige schon auf das vierzigste
Jahr, andere aber auf das sechszigste sezzen. Sie tren-
nen auch das rohe Alter von dem abgelebten Alter. Rohe
nennen sie es, wenn wir einiger massen noch den Lebens-
geschäften gewachsen sind, wenn wir noch eine Begierde

nach
(o) [Spaltenumbruch] L. XXVI. p. 364.
(p) Ibid. p. 356.
(a) L. IV. p. 431.
(b) Ibid. p. 469.
(c) L. XXX. p. 74.
(d) Ibid.
(e) [Spaltenumbruch] p. 73.
(f) p. 76. 77.
(g) p. 76.
(h) Da die angeborne Kraft,
sowohl als die nervige kleiner ist.
(i) p. 76.
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III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen.
in knochige Rinden, dieſe aber in wirkliche Steine ver-
wandelt hatten (o).

Endlich hat man in dem Blute zarten Sand gefun-
den (p), welcher an einem Podagriſten ein Jukken in
der Haut erregte. So drang an einem vornehmen Mit-
gliede unſeres Freyſtaats der ſandartige Schweiß uͤber-
fluͤßig heraus, ſo bald ſich dieſer Mann gegen das Po-
dagra des Spiesglaſes bediente.

§. 10.
Das hohe Alter.

Dieſe verbundene Urſachen machen nunmehr das
hohe Alter aus, und es vereiniget ſich die kleinere Groͤſſe
des Herzens (a), wenn man ſelbiges mit der Frucht ver-
gleicht, und die Abnahme der Reizbarkeit (b) in Ver-
gleichung mit der Jugend, in dieſer Epoche des Lebens.

Auſſer dem findet ſich an dem ganzen Nervenſyſteme
eine ſtumpfe Empfindlichkeit (c), es vermindert ſich die
angeborne Kraft (d), es erſolgt der Verluſt, und das
Blindwerden ſowol an einer Menge Gefaͤſſe (e), als uͤber-
haupt an allen Faſern; in dem Blute ſchwimmt eine
groͤſſere Portion Erde (f), die Verdauungskraͤfte, die
Abſonderungen (g), die Staͤrke der Muskeln ſchwindet
(h), und es ſchleicht ſich endlich in alle Saͤfte eine Schaͤr-
fe (i), und ein heftiges Weſen ein. Dieſes iſt alſo das
hohe Alter, deſſen Anfang einige ſchon auf das vierzigſte
Jahr, andere aber auf das ſechszigſte ſezzen. Sie tren-
nen auch das rohe Alter von dem abgelebten Alter. Rohe
nennen ſie es, wenn wir einiger maſſen noch den Lebens-
geſchaͤften gewachſen ſind, wenn wir noch eine Begierde

nach
(o) [Spaltenumbruch] L. XXVI. p. 364.
(p) Ibid. p. 356.
(a) L. IV. p. 431.
(b) Ibid. p. 469.
(c) L. XXX. p. 74.
(d) Ibid.
(e) [Spaltenumbruch] p. 73.
(f) p. 76. 77.
(g) p. 76.
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(i) p. 76.
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[917[919]/0971] III. Abſ. Der Zuſtand des Menſchen. in knochige Rinden, dieſe aber in wirkliche Steine ver- wandelt hatten (o). Endlich hat man in dem Blute zarten Sand gefun- den (p), welcher an einem Podagriſten ein Jukken in der Haut erregte. So drang an einem vornehmen Mit- gliede unſeres Freyſtaats der ſandartige Schweiß uͤber- fluͤßig heraus, ſo bald ſich dieſer Mann gegen das Po- dagra des Spiesglaſes bediente. §. 10. Das hohe Alter. Dieſe verbundene Urſachen machen nunmehr das hohe Alter aus, und es vereiniget ſich die kleinere Groͤſſe des Herzens (a), wenn man ſelbiges mit der Frucht ver- gleicht, und die Abnahme der Reizbarkeit (b) in Ver- gleichung mit der Jugend, in dieſer Epoche des Lebens. Auſſer dem findet ſich an dem ganzen Nervenſyſteme eine ſtumpfe Empfindlichkeit (c), es vermindert ſich die angeborne Kraft (d), es erſolgt der Verluſt, und das Blindwerden ſowol an einer Menge Gefaͤſſe (e), als uͤber- haupt an allen Faſern; in dem Blute ſchwimmt eine groͤſſere Portion Erde (f), die Verdauungskraͤfte, die Abſonderungen (g), die Staͤrke der Muskeln ſchwindet (h), und es ſchleicht ſich endlich in alle Saͤfte eine Schaͤr- fe (i), und ein heftiges Weſen ein. Dieſes iſt alſo das hohe Alter, deſſen Anfang einige ſchon auf das vierzigſte Jahr, andere aber auf das ſechszigſte ſezzen. Sie tren- nen auch das rohe Alter von dem abgelebten Alter. Rohe nennen ſie es, wenn wir einiger maſſen noch den Lebens- geſchaͤften gewachſen ſind, wenn wir noch eine Begierde nach (o) L. XXVI. p. 364. (p) Ibid. p. 356. (a) L. IV. p. 431. (b) Ibid. p. 469. (c) L. XXX. p. 74. (d) Ibid. (e) p. 73. (f) p. 76. 77. (g) p. 76. (h) Da die angeborne Kraft, ſowohl als die nervige kleiner iſt. (i) p. 76. M m m 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 917[919]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/971>, abgerufen am 28.03.2024.