Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite



dem Menschen die Augen geöffnet werden/ zu se-
hen/ wie weit der Wille GOttes von unserer
Heiligung in dem geoffenbahrten Gesetz gehe und
wie ernstlich derselbe sey; so wird er die Tieffe sei-
nes Verderbens bald mercken und dabey erkennen/
daß er der Natur nach in einem Stande sey/ da
ihm Hülffe noht ist.

XXXIV.
Ob das Wort Gnade, wenn es
dem Recht entgegen gesetzet wird/
etwas anders als einen Nachlaß
von solchem Recht bedeuten könne/
es bestehe denn dieser Rachlaß/ wor-
in es wolle?

Erläuterung.

Es ist nöhtig diesem Wort seine eigentliche
Schrancken zu setzen/ damit man sich in dem fol-
genden für dem wilkührl. Gebrauch desselben hüten
und alle Verwirrungen vermeyden möge. Es kan
wohl nicht gestritten werden/ |daß eben der Grund/
so jemanden ein Recht gibt/ andern Gesetze vorzu-
schreiben und ihre freye Handlungen zu beschren-
cken/ demselben auch Macht ertheile/ diejenige/
so zu gehorchen schuldig/ durch zulängliche Mit-
tel dazu anzuhalten. Also entspringt aus dem
Recht Gesetze zu geben/ die Macht die Ubertreter

der-



dem Menſchen die Augen geoͤffnet werden/ zu ſe-
hen/ wie weit der Wille GOttes von unſerer
Heiligung in dem geoffenbahrten Geſetz gehe und
wie ernſtlich derſelbe ſey; ſo wird er die Tieffe ſei-
nes Verderbens bald mercken und dabey erkennen/
daß er der Natur nach in einem Stande ſey/ da
ihm Huͤlffe noht iſt.

XXXIV.
Ob das Wort Gnade, wenn es
dem Recht entgegen geſetzet wird/
etwas anders als einen Nachlaß
von ſolchem Recht bedeuten koͤnne/
es beſtehe denn dieſer Rachlaß/ wor-
in es wolle?

Erlaͤuterung.

Es iſt noͤhtig dieſem Wort ſeine eigentliche
Schrancken zu ſetzen/ damit man ſich in dem fol-
genden fuͤr dem wilkuͤhrl. Gebrauch deſſelben huͤten
und alle Verwirrungen vermeyden moͤge. Es kan
wohl nicht geſtritten werden/ |daß eben der Grund/
ſo jemanden ein Recht gibt/ andern Geſetze vorzu-
ſchreiben und ihre freye Handlungen zu beſchren-
cken/ demſelben auch Macht ertheile/ diejenige/
ſo zu gehorchen ſchuldig/ durch zulaͤngliche Mit-
tel dazu anzuhalten. Alſo entſpringt aus dem
Recht Geſetze zu geben/ die Macht die Ubertreter

der-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0130" n="78"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
dem Men&#x017F;chen die Augen geo&#x0364;ffnet werden/ zu &#x017F;e-<lb/>
hen/ wie weit der Wille GOttes von un&#x017F;erer<lb/>
Heiligung in dem geoffenbahrten Ge&#x017F;etz gehe und<lb/>
wie ern&#x017F;tlich der&#x017F;elbe &#x017F;ey; &#x017F;o wird er die Tieffe &#x017F;ei-<lb/>
nes Verderbens bald mercken und dabey erkennen/<lb/>
daß er der Natur nach in einem Stande &#x017F;ey/ da<lb/>
ihm Hu&#x0364;lffe noht i&#x017F;t.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXXIV.</hi><lb/>
Ob das Wort Gnade, wenn es<lb/>
dem Recht entgegen ge&#x017F;etzet wird/<lb/>
etwas anders als einen Nachlaß<lb/>
von &#x017F;olchem Recht bedeuten ko&#x0364;nne/<lb/>
es be&#x017F;tehe denn die&#x017F;er Rachlaß/ wor-<lb/>
in es wolle?</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Erla&#x0364;uterung.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t no&#x0364;htig die&#x017F;em Wort &#x017F;eine eigentliche<lb/>
Schrancken zu &#x017F;etzen/ damit man &#x017F;ich in dem fol-<lb/>
genden fu&#x0364;r dem wilku&#x0364;hrl. Gebrauch de&#x017F;&#x017F;elben hu&#x0364;ten<lb/>
und alle Verwirrungen vermeyden mo&#x0364;ge. Es kan<lb/>
wohl nicht ge&#x017F;tritten werden/ |daß eben der Grund/<lb/>
&#x017F;o jemanden ein Recht gibt/ andern Ge&#x017F;etze vorzu-<lb/>
&#x017F;chreiben und ihre freye Handlungen zu be&#x017F;chren-<lb/>
cken/ dem&#x017F;elben auch Macht ertheile/ diejenige/<lb/>
&#x017F;o zu gehorchen &#x017F;chuldig/ durch zula&#x0364;ngliche Mit-<lb/>
tel dazu anzuhalten. Al&#x017F;o ent&#x017F;pringt aus dem<lb/>
Recht Ge&#x017F;etze zu geben/ die Macht die Ubertreter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0130] dem Menſchen die Augen geoͤffnet werden/ zu ſe- hen/ wie weit der Wille GOttes von unſerer Heiligung in dem geoffenbahrten Geſetz gehe und wie ernſtlich derſelbe ſey; ſo wird er die Tieffe ſei- nes Verderbens bald mercken und dabey erkennen/ daß er der Natur nach in einem Stande ſey/ da ihm Huͤlffe noht iſt. XXXIV. Ob das Wort Gnade, wenn es dem Recht entgegen geſetzet wird/ etwas anders als einen Nachlaß von ſolchem Recht bedeuten koͤnne/ es beſtehe denn dieſer Rachlaß/ wor- in es wolle? Erlaͤuterung. Es iſt noͤhtig dieſem Wort ſeine eigentliche Schrancken zu ſetzen/ damit man ſich in dem fol- genden fuͤr dem wilkuͤhrl. Gebrauch deſſelben huͤten und alle Verwirrungen vermeyden moͤge. Es kan wohl nicht geſtritten werden/ |daß eben der Grund/ ſo jemanden ein Recht gibt/ andern Geſetze vorzu- ſchreiben und ihre freye Handlungen zu beſchren- cken/ demſelben auch Macht ertheile/ diejenige/ ſo zu gehorchen ſchuldig/ durch zulaͤngliche Mit- tel dazu anzuhalten. Alſo entſpringt aus dem Recht Geſetze zu geben/ die Macht die Ubertreter der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/130
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/130>, abgerufen am 29.03.2024.