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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

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Erläuterung.

Der hierin enthaltene Satz folgt unstreitig
aus denen vorhergehenden/ und unser Heyland
hat ihn selbst in seiner allervollenkommensten Sit-
ten-Lehre zulänglich bestätiget. Er sagt: Darum
sollt ihr vollkommen seyn/ gleich wie euer Vater
im Himmel vollkommen ist. Matth. V. 48. Die
Reden JEsu/ welche vor diese Wörter hergehen/
geben einen deutlichen Beweiß/ daß die Absicht
seines Vaters auf das/ was in allem Thun und
Lassen der Menschen/ das Beste ist/ gerichtet sey.
GOttes eigene Vollenkommenheit erfordert/ daß
er uns zu dem Besten verbinde: eine jede That/
die in ihren moralischen Umständen hätte besser
seyn können/ taugt für GOtt nicht/ und in sofern
ist er der vollenkommenste Gesetzgeber.

XX.
Ob nicht die freye Handlungen
der Menschen GOTT destomehr
mißgefallen müssen; je weiter sol-
che von seiner Absicht entfernet?

Erläuterung.

Die moralische Güte und Vollenkommenheit
einer freywilligen Handlung an sich betrachtet/
kan zwar keine Stuffen haben: man kan sie nicht
ehe gut nennen/ bis man alle Umstände dabey fin-
det/ welche ihre innerliche Schönheit ausmachen-
(Erläut. quaest. 14.) Doch kan man meinem Be-

dün-


Erlaͤuterung.

Der hierin enthaltene Satz folgt unſtreitig
aus denen vorhergehenden/ und unſer Heyland
hat ihn ſelbſt in ſeiner allervollenkommenſten Sit-
ten-Lehre zulaͤnglich beſtaͤtiget. Er ſagt: Darum
ſollt ihr vollkommen ſeyn/ gleich wie euer Vater
im Himmel vollkommen iſt. Matth. V. 48. Die
Reden JEſu/ welche vor dieſe Woͤrter hergehen/
geben einen deutlichen Beweiß/ daß die Abſicht
ſeines Vaters auf das/ was in allem Thun und
Laſſen der Menſchen/ das Beſte iſt/ gerichtet ſey.
GOttes eigene Vollenkommenheit erfordert/ daß
er uns zu dem Beſten verbinde: eine jede That/
die in ihren moraliſchen Umſtaͤnden haͤtte beſſer
ſeyn koͤnnen/ taugt fuͤr GOtt nicht/ und in ſofern
iſt er der vollenkommenſte Geſetzgeber.

XX.
Ob nicht die freye Handlungen
der Menſchen GOTT deſtomehr
mißgefallen muͤſſen; je weiter ſol-
che von ſeiner Abſicht entfernet?

Erlaͤuterung.

Die moraliſche Guͤte und Vollenkommenheit
einer freywilligen Handlung an ſich betrachtet/
kan zwar keine Stuffen haben: man kan ſie nicht
ehe gut nennen/ bis man alle Umſtaͤnde dabey fin-
det/ welche ihre innerliche Schoͤnheit ausmachen-
(Erlaͤut. quæſt. 14.) Doch kan man meinem Be-

duͤn-
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[42/0094] Erlaͤuterung. Der hierin enthaltene Satz folgt unſtreitig aus denen vorhergehenden/ und unſer Heyland hat ihn ſelbſt in ſeiner allervollenkommenſten Sit- ten-Lehre zulaͤnglich beſtaͤtiget. Er ſagt: Darum ſollt ihr vollkommen ſeyn/ gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen iſt. Matth. V. 48. Die Reden JEſu/ welche vor dieſe Woͤrter hergehen/ geben einen deutlichen Beweiß/ daß die Abſicht ſeines Vaters auf das/ was in allem Thun und Laſſen der Menſchen/ das Beſte iſt/ gerichtet ſey. GOttes eigene Vollenkommenheit erfordert/ daß er uns zu dem Beſten verbinde: eine jede That/ die in ihren moraliſchen Umſtaͤnden haͤtte beſſer ſeyn koͤnnen/ taugt fuͤr GOtt nicht/ und in ſofern iſt er der vollenkommenſte Geſetzgeber. XX. Ob nicht die freye Handlungen der Menſchen GOTT deſtomehr mißgefallen muͤſſen; je weiter ſol- che von ſeiner Abſicht entfernet? Erlaͤuterung. Die moraliſche Guͤte und Vollenkommenheit einer freywilligen Handlung an ſich betrachtet/ kan zwar keine Stuffen haben: man kan ſie nicht ehe gut nennen/ bis man alle Umſtaͤnde dabey fin- det/ welche ihre innerliche Schoͤnheit ausmachen- (Erlaͤut. quæſt. 14.) Doch kan man meinem Be- duͤn-

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Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/94>, abgerufen am 19.04.2024.