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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
handelt/ weil man ihn am hurtigsten im Lauffen und
Lafttragen befunden hatte. Die Türcken vertheileten
ihre Gefangenen/ den einen hier/ den andern dort hin/
und vermietheten die Meisten an andere Türcken zu
schwerer Arbeit. Der Beg nahm auch etliche/ um
Steine zu einem Thurn zu tragen/ den er am Hafen
bauen ließ. Condado selber muste hieran arbeiten/
und die andern wurden an andere Orte vertheilet/
daß schier keiner bey dem andern blieb/ ohne daß das
Glück den Troll und Venereum bey einander ließ/
welches zu ihrem Vortheil gereichete.

Das XLIII. Capitul/

Troll und Venereus kommen in ein Gefangen-Hauß zu Pto-
lemais,
allwo sie nebst andern Mit-Gefangenen überauß seltzame
Händel mit dem Wirth haben.

ALs diese etwa 4. Wochen bey ihren Herrn gestan-
den/ wurden sie über Land nach Ptolemais oder
St. Jean d'Acri geführet/ und daselbst einem
Christen verhandelt/ dann es ist zu wissen/ daß allhier
ein Christlicher Printz auß dem Geschlechte der alten
Drusi wohnet/ welcher nicht allein über diese Stadt/
sondern auch über ein grosses Stück in Syrien/ für-
nemlich aber über den Berg Libanon und Carmel
sein Gebiet hat/ woselbst meist Griechische Christen
wohnen/ gleichwie auch Ptolemais schier von lauter
Christen bewohnet wird/ unter denen etliche sind/
die die Christliche Sclaven an sich handeln/ und bey
weitem nicht so strenge halten/ wie die Türcken/ und
also thun sie denselben einen grossen Dienst/ und pfle-
gen sich wol zu lösen. Von solchen Leuten war auch
der Christ/ der den Troll und Venereum um 400.
Kronen zusammen kauffte/ weil sie aber sehr gute
Tage allhier hatten/ kunten sie dieselben nicht wol er-
tragen/ sondern begunten allerhand Possen nach ih-

rer

Deß Academiſchen
handelt/ weil man ihn am hurtigſten im Lauffen und
Lafttragen befunden hatte. Die Tuͤrcken vertheileten
ihre Gefangenen/ den einen hier/ den andern dort hin/
und vermietheten die Meiſten an andere Tuͤrcken zu
ſchwerer Arbeit. Der Beg nahm auch etliche/ um
Steine zu einem Thurn zu tragen/ den er am Hafen
bauen ließ. Condado ſelber muſte hieran arbeiten/
und die andern wurden an andere Orte vertheilet/
daß ſchier keiner bey dem andern blieb/ ohne daß das
Gluͤck den Troll und Venereum bey einander ließ/
welches zu ihrem Vortheil gereichete.

Das XLIII. Capitul/

Troll und Venereus kommen in ein Gefangen-Hauß zu Pto-
lemais,
allwo ſie nebſt andern Mit-Gefangenen uͤberauß ſeltzame
Haͤndel mit dem Wirth haben.

ALs dieſe etwa 4. Wochen bey ihren Herꝛn geſtan-
den/ wurden ſie uͤber Land nach Ptolemais oder
St. Jean d’Acri gefuͤhret/ und daſelbſt einem
Chriſten verhandelt/ dann es iſt zu wiſſen/ daß allhier
ein Chriſtlicher Printz auß dem Geſchlechte der alten
Druſi wohnet/ welcher nicht allein uͤber dieſe Stadt/
ſondern auch uͤber ein groſſes Stuͤck in Syrien/ fuͤr-
nemlich aber uͤber den Berg Libanon und Carmel
ſein Gebiet hat/ woſelbſt meiſt Griechiſche Chriſten
wohnen/ gleichwie auch Ptolemais ſchier von lauter
Chriſten bewohnet wird/ unter denen etliche ſind/
die die Chriſtliche Sclaven an ſich handeln/ und bey
weitem nicht ſo ſtrenge halten/ wie die Tuͤrcken/ und
alſo thun ſie denſelben einen groſſen Dienſt/ und pfle-
gen ſich wol zu loͤſen. Von ſolchen Leuten war auch
der Chriſt/ der den Troll und Venereum um 400.
Kronen zuſammen kauffte/ weil ſie aber ſehr gute
Tage allhier hatten/ kunten ſie dieſelben nicht wol er-
tragen/ ſondern begunten allerhand Poſſen nach ih-

rer
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[1022/1044] Deß Academiſchen handelt/ weil man ihn am hurtigſten im Lauffen und Lafttragen befunden hatte. Die Tuͤrcken vertheileten ihre Gefangenen/ den einen hier/ den andern dort hin/ und vermietheten die Meiſten an andere Tuͤrcken zu ſchwerer Arbeit. Der Beg nahm auch etliche/ um Steine zu einem Thurn zu tragen/ den er am Hafen bauen ließ. Condado ſelber muſte hieran arbeiten/ und die andern wurden an andere Orte vertheilet/ daß ſchier keiner bey dem andern blieb/ ohne daß das Gluͤck den Troll und Venereum bey einander ließ/ welches zu ihrem Vortheil gereichete. Das XLIII. Capitul/ Troll und Venereus kommen in ein Gefangen-Hauß zu Pto- lemais, allwo ſie nebſt andern Mit-Gefangenen uͤberauß ſeltzame Haͤndel mit dem Wirth haben. ALs dieſe etwa 4. Wochen bey ihren Herꝛn geſtan- den/ wurden ſie uͤber Land nach Ptolemais oder St. Jean d’Acri gefuͤhret/ und daſelbſt einem Chriſten verhandelt/ dann es iſt zu wiſſen/ daß allhier ein Chriſtlicher Printz auß dem Geſchlechte der alten Druſi wohnet/ welcher nicht allein uͤber dieſe Stadt/ ſondern auch uͤber ein groſſes Stuͤck in Syrien/ fuͤr- nemlich aber uͤber den Berg Libanon und Carmel ſein Gebiet hat/ woſelbſt meiſt Griechiſche Chriſten wohnen/ gleichwie auch Ptolemais ſchier von lauter Chriſten bewohnet wird/ unter denen etliche ſind/ die die Chriſtliche Sclaven an ſich handeln/ und bey weitem nicht ſo ſtrenge halten/ wie die Tuͤrcken/ und alſo thun ſie denſelben einen groſſen Dienſt/ und pfle- gen ſich wol zu loͤſen. Von ſolchen Leuten war auch der Chriſt/ der den Troll und Venereum um 400. Kronen zuſammen kauffte/ weil ſie aber ſehr gute Tage allhier hatten/ kunten ſie dieſelben nicht wol er- tragen/ ſondern begunten allerhand Poſſen nach ih- rer

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1022. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1044>, abgerufen am 24.04.2024.