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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
ihnen kranck/ und saget: O ihr Studenten seyd ärger und listi-
ger/ als der Teuffel selbst/ glaube demnach gäntzlich/ es seye kein
List und Bubenstück in der Welt/ das ihr nicht wisset/ und wehe
dem/ der in eure Hände kommt. Befahl ihnen gleichwol/ dem
Doctor das Schwein wieder zu geben/ welches doch denen Stu-
denten gar nicht beliebt/ als welche nichts zu dem Ende nehmen/
daß fie es wollen wieder geben/ und sagete der Student/ es wäre
ihnen solches eine ewige Schande/ und ihrer Klugheit sehr ver-
weißlich/ um welches willen man sie für Narren in beyden Rech-
ten balten würde/ sintemahl Nehmen und Wiedergeben keinem
Verständigen wol anstehet/ und derowegen auch ihnen nicht ge-
bühren wolte; Aber/ damit sie für billiche Leute angesehen wür-
den/ die die Gerechtigkeit lieb hätten/ schickten sie dem Statthal-
ter einen Schincken/ und etwas von den Würsten/ das Ubrige
aber verzehreten sie mit grossen Freuden/ und bey guten Wein/
also/ daß der gute Doctor nicht das Geringste darvon genosse.

Das XXXI. Capitul/

Grosse Schlägerey unter den Studenten auf den Academien.
Seltzame Rencontre zwischen den Studenten und einem Com-
mendant
en desselben Orts. Wie auch eines Magnifici und
desselben Studiosi. Vnglückliches Duell in Leipzig.

KLingenfeld ließ es mit seinen Studenten-
Streichen hierbey bewenden/ und der Podesta
gestunde/ daß die Studenten allhier zu Padua
auch manchmahl seltzame Possen fürnähmen. Aber
Printz de Tursis ließ sich jetzo vernehmen/ wie man ihm
erzehlet/ daß auf den Teutschen Academien auß dem
vielen Sauffen grosse Uneinigkeiten und Schläge-
reyen vorzufallen pflegeten. Das gestehe ich willig/
sprach Klingenfeld/ und können wir es an unserm Ce-
rebacchio
gnugsam sehen/ daß unser Clima die Leiber
der Menschen gewaltig außdorret/ welche demnach
an Speiß und Tranck sich fleissig halten müssen. Ob
aber darauß mehr Uneinigkeiten/ Schlägereyen und
Duellen auf den Universitäten entstehen/ als auß der
Miß-Treu und Geilheit der Jtaliäner und Frantzo-

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Z 3

Romans I. Buch.
ihnen kranck/ und ſaget: O ihr Studenten ſeyd aͤrger und liſti-
ger/ als der Teuffel ſelbſt/ glaube demnach gaͤntzlich/ es ſeye kein
Liſt und Bubenſtuͤck in der Welt/ das ihr nicht wiſſet/ und wehe
dem/ der in eure Haͤnde kommt. Befahl ihnen gleichwol/ dem
Doctor das Schwein wieder zu geben/ welches doch denen Stu-
denten gar nicht beliebt/ als welche nichts zu dem Ende nehmen/
daß fie es wollen wieder geben/ und ſagete der Student/ es waͤre
ihnen ſolches eine ewige Schande/ und ihrer Klugheit ſehr ver-
weißlich/ um welches willen man ſie fuͤr Narren in beyden Rech-
ten balten wuͤrde/ ſintemahl Nehmen und Wiedergeben keinem
Verſtaͤndigen wol anſtehet/ und derowegen auch ihnen nicht ge-
buͤhren wolte; Aber/ damit ſie fuͤr billiche Leute angeſehen wuͤr-
den/ die die Gerechtigkeit lieb haͤtten/ ſchickten ſie dem Statthal-
ter einen Schincken/ und etwas von den Wuͤrſten/ das Ubrige
aber verzehreten ſie mit groſſen Freuden/ und bey guten Wein/
alſo/ daß der gute Doctor nicht das Geringſte darvon genoſſe.

Das XXXI. Capitul/

Groſſe Schlaͤgerey unter den Studenten auf den Academien.
Seltzame Rencontre zwiſchen den Studenten und einem Com-
mendant
en deſſelben Orts. Wie auch eines Magnifici und
deſſelben Studioſi. Vngluͤckliches Duell in Leipzig.

KLingenfeld ließ es mit ſeinen Studenten-
Streichen hierbey bewenden/ und der Podeſtà
geſtunde/ daß die Studenten allhier zu Padua
auch manchmahl ſeltzame Poſſen fuͤrnaͤhmen. Aber
Printz de Turſis ließ ſich jetzo vernehmen/ wie man ihm
erzehlet/ daß auf den Teutſchen Academien auß dem
vielen Sauffen groſſe Uneinigkeiten und Schlaͤge-
reyen vorzufallen pflegeten. Das geſtehe ich willig/
ſprach Klingenfeld/ und koͤnnen wir es an unſerm Ce-
rebacchio
gnugſam ſehen/ daß unſer Clima die Leiber
der Menſchen gewaltig außdorret/ welche demnach
an Speiß und Tranck ſich fleiſſig halten muͤſſen. Ob
aber darauß mehr Uneinigkeiten/ Schlaͤgereyen und
Duellen auf den Univerſitaͤten entſtehen/ als auß der
Miß-Treu und Geilheit der Jtaliaͤner und Frantzo-

ſen/
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[357/0371] Romans I. Buch. ihnen kranck/ und ſaget: O ihr Studenten ſeyd aͤrger und liſti- ger/ als der Teuffel ſelbſt/ glaube demnach gaͤntzlich/ es ſeye kein Liſt und Bubenſtuͤck in der Welt/ das ihr nicht wiſſet/ und wehe dem/ der in eure Haͤnde kommt. Befahl ihnen gleichwol/ dem Doctor das Schwein wieder zu geben/ welches doch denen Stu- denten gar nicht beliebt/ als welche nichts zu dem Ende nehmen/ daß fie es wollen wieder geben/ und ſagete der Student/ es waͤre ihnen ſolches eine ewige Schande/ und ihrer Klugheit ſehr ver- weißlich/ um welches willen man ſie fuͤr Narren in beyden Rech- ten balten wuͤrde/ ſintemahl Nehmen und Wiedergeben keinem Verſtaͤndigen wol anſtehet/ und derowegen auch ihnen nicht ge- buͤhren wolte; Aber/ damit ſie fuͤr billiche Leute angeſehen wuͤr- den/ die die Gerechtigkeit lieb haͤtten/ ſchickten ſie dem Statthal- ter einen Schincken/ und etwas von den Wuͤrſten/ das Ubrige aber verzehreten ſie mit groſſen Freuden/ und bey guten Wein/ alſo/ daß der gute Doctor nicht das Geringſte darvon genoſſe. Das XXXI. Capitul/ Groſſe Schlaͤgerey unter den Studenten auf den Academien. Seltzame Rencontre zwiſchen den Studenten und einem Com- mendanten deſſelben Orts. Wie auch eines Magnifici und deſſelben Studioſi. Vngluͤckliches Duell in Leipzig. KLingenfeld ließ es mit ſeinen Studenten- Streichen hierbey bewenden/ und der Podeſtà geſtunde/ daß die Studenten allhier zu Padua auch manchmahl ſeltzame Poſſen fuͤrnaͤhmen. Aber Printz de Turſis ließ ſich jetzo vernehmen/ wie man ihm erzehlet/ daß auf den Teutſchen Academien auß dem vielen Sauffen groſſe Uneinigkeiten und Schlaͤge- reyen vorzufallen pflegeten. Das geſtehe ich willig/ ſprach Klingenfeld/ und koͤnnen wir es an unſerm Ce- rebacchio gnugſam ſehen/ daß unſer Clima die Leiber der Menſchen gewaltig außdorret/ welche demnach an Speiß und Tranck ſich fleiſſig halten muͤſſen. Ob aber darauß mehr Uneinigkeiten/ Schlaͤgereyen und Duellen auf den Univerſitaͤten entſtehen/ als auß der Miß-Treu und Geilheit der Jtaliaͤner und Frantzo- ſen/ Z 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/371>, abgerufen am 28.03.2024.