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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
wort: Si Fortuna velit, fies de Rhetore Consul, si velit
haec eadem, fies de Consule Rhetor.
Klingenfeld/ der
wol wuste/ daß er dem Printzen einen Gefallen erzet-
gete/ wann er sich mit Cerebacchio wieder in einen
Discurs einließ/ sprach zu demselben anjetzo: Jch habe
wol gehöret/ was eure Worte gewesen/ und bleibet es
wol darbey/ daß durch euer vieles Fressen und Sauf-
fen ihr euch aller Academischen Promotion werdet
verlustig machen. Cerebacchius sprach: Venter prae-
cepta non audit.
Klingenfeld: Esse oportet, ut vivas,
non vivere, ut edas, nec enim ab homine nunquam so-
brio postulanda prudentia. Cereb. Vina parant ani-
mos caloribus aptos: Cura fugit: Multo diluiturque
mero. Tunc veniunt risus, & pauper cornua sumit.
Tunc dolor & curae, rugaque frontis abit.
Klingenfeld:
Jhr wisset warlich dem Wein das Lob fürtrefflich zu
sprechen; Aber/ wisset ihr auch wol/ was Propertius
saget/ nemlich: Vino forma perit, vino corrumpitur
aetas. Cereb. Mendaci homini ne verum quidem di-
centi credere solemus.
Klingenfeld: Jhr sprechet sehr
frey von den Poeten/ auf ein ander mahl müsset ihr
bescheidener von ihnen reden. Cereb. Pictoribus atque
Poetis quidlibet audendi & dicendi semper fuit aequa
potestas.
Klingenfeld: Jch bitte euch/ schweiget hier-
von. Cereb. Alium silere, quod voles, primus sile. Troll:
Seyd ihr wieder unverschämt worden? Cereb. In Prae-
sentia Domini servum oportet magis esse mutum,
quam piscis.
Der Schweitzer hatte kein sonderlich
Plaisir an diesem Schertz/ dann er schiene gar ein ernst-
haffter Mann zu seyn/ dannenhero sprach er: Jch er-
innere mich eines bekandten Teutschen Candidati, der
zum andern mahl von einer Universität/ da er Doctor
zu werden verlangete/ abgewiesen ward; Als er aber/
auf Intercession guter Freunde/ zum dritten mahl ad-

mittiret

Deß Academiſchen
wort: Si Fortuna velit, fies de Rhetore Conſul, ſi velit
hæc eadem, fies de Conſule Rhetor.
Klingenfeld/ der
wol wuſte/ daß er dem Printzen einen Gefallen erzet-
gete/ wann er ſich mit Cerebacchio wieder in einen
Diſcurs einließ/ ſprach zu demſelben anjetzo: Jch habe
wol gehoͤret/ was eure Worte geweſen/ und bleibet es
wol darbey/ daß durch euer vieles Freſſen und Sauf-
fen ihr euch aller Academiſchen Promotion werdet
verluſtig machen. Cerebacchius ſprach: Venter præ-
cepta non audit.
Klingenfeld: Eſſe oportet, ut vivas,
non vivere, ut edas, nec enim ab homine nunquam ſo-
brio poſtulanda prudentia. Cereb. Vina parant ani-
mos caloribus aptos: Cura fugit: Multo diluiturque
mero. Tunc veniunt riſus, & pauper cornua ſumit.
Tunc dolor & curæ, rugaque frontis abit.
Klingenfeld:
Jhr wiſſet warlich dem Wein das Lob fuͤrtrefflich zu
ſprechen; Aber/ wiſſet ihr auch wol/ was Propertius
ſaget/ nemlich: Vino forma perit, vino corrumpitur
ætas. Cereb. Mendaci homini ne verum quidem di-
centi credere ſolemus.
Klingenfeld: Jhr ſprechet ſehr
frey von den Poeten/ auf ein ander mahl muͤſſet ihr
beſcheidener von ihnen reden. Cereb. Pictoribus atque
Poëtis quidlibet audendi & dicendi ſemper fuit æqua
poteſtas.
Klingenfeld: Jch bitte euch/ ſchweiget hier-
von. Cereb. Alium ſilere, quod voles, primus ſile. Troll:
Seyd ihr wieder unverſchaͤmt worden? Cereb. In Præ-
ſentia Domini ſervum oportet magis eſſe mutum,
quam piſcis.
Der Schweitzer hatte kein ſonderlich
Plaiſir an dieſem Schertz/ dann er ſchiene gar ein ernſt-
haffter Mann zu ſeyn/ dannenhero ſprach er: Jch er-
innere mich eines bekandten Teutſchen Candidati, der
zum andern mahl von einer Univerſitaͤt/ da er Doctor
zu werden verlangete/ abgewieſen ward; Als er aber/
auf Interceſſion guter Freunde/ zum dritten mahl ad-

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[240/0252] Deß Academiſchen wort: Si Fortuna velit, fies de Rhetore Conſul, ſi velit hæc eadem, fies de Conſule Rhetor. Klingenfeld/ der wol wuſte/ daß er dem Printzen einen Gefallen erzet- gete/ wann er ſich mit Cerebacchio wieder in einen Diſcurs einließ/ ſprach zu demſelben anjetzo: Jch habe wol gehoͤret/ was eure Worte geweſen/ und bleibet es wol darbey/ daß durch euer vieles Freſſen und Sauf- fen ihr euch aller Academiſchen Promotion werdet verluſtig machen. Cerebacchius ſprach: Venter præ- cepta non audit. Klingenfeld: Eſſe oportet, ut vivas, non vivere, ut edas, nec enim ab homine nunquam ſo- brio poſtulanda prudentia. Cereb. Vina parant ani- mos caloribus aptos: Cura fugit: Multo diluiturque mero. Tunc veniunt riſus, & pauper cornua ſumit. Tunc dolor & curæ, rugaque frontis abit. Klingenfeld: Jhr wiſſet warlich dem Wein das Lob fuͤrtrefflich zu ſprechen; Aber/ wiſſet ihr auch wol/ was Propertius ſaget/ nemlich: Vino forma perit, vino corrumpitur ætas. Cereb. Mendaci homini ne verum quidem di- centi credere ſolemus. Klingenfeld: Jhr ſprechet ſehr frey von den Poeten/ auf ein ander mahl muͤſſet ihr beſcheidener von ihnen reden. Cereb. Pictoribus atque Poëtis quidlibet audendi & dicendi ſemper fuit æqua poteſtas. Klingenfeld: Jch bitte euch/ ſchweiget hier- von. Cereb. Alium ſilere, quod voles, primus ſile. Troll: Seyd ihr wieder unverſchaͤmt worden? Cereb. In Præ- ſentia Domini ſervum oportet magis eſſe mutum, quam piſcis. Der Schweitzer hatte kein ſonderlich Plaiſir an dieſem Schertz/ dann er ſchiene gar ein ernſt- haffter Mann zu ſeyn/ dannenhero ſprach er: Jch er- innere mich eines bekandten Teutſchen Candidati, der zum andern mahl von einer Univerſitaͤt/ da er Doctor zu werden verlangete/ abgewieſen ward; Als er aber/ auf Interceſſion guter Freunde/ zum dritten mahl ad- mittiret

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/252>, abgerufen am 25.04.2024.