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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
daß er eine Oration geschrieben/ welche um 12000. Kronen ist
verkaufft worden/ darbey man abnehmen kan/ wie hoch der
Mann selbst sey geachtet worden. Jngleichem liset man auch
in dem Leben Käysers Antonii, deß Sohns Severi, daß er dem
Appiano, um daß er ein groffes Buch von der Natur und Ei-
genschafft der Fische verfertiget/ so viel Ducaten zur Verehrung
reichen lassen/ als viel Vers selbiges gantze Opus in sich begriffen.
Ausonius Gallus erhielte von Käyser Gratiano das Burger-
meister-Amt/ welches die höchste Dignität oder Würde nach
dem Käyser war/ bloß wegen seiner Poeterey und Dicht-Kunst.
Der Poet Statius erhielte viel Gnade von Domitiano, unge-
achtet er sonften ein Lasterhaffter und Tyrannischer Käyser war.
Er ließ ihn auch bey einem ansehnlichen Panquer neben sich an
der Tafel sitzen/ und setzte ihm einen Lorbeer-Krantz/ (womit
man die Poeten zu trönen pfleget/) auf/ nebens vielen Ehr-er-
bietigen Lob-Worten. Nicht weniger Ehre und Gutthat hat
auch Seleiovasus Poeta Lyricus von Käyser Vespasiano empfan-
gen/ als welcher selbigen sehr lieb und werth gehalten/ und mit
einer grossen Summa Geldes beschencket. Arrianus, um daß
er die Historia und das Leben Alexandri M. in Griechis. Sprach
beschrieben/ und ein wol-erfahrner und gelehrter Mann war/
wurde von Käyser Hadriano und Antonino zum Römischen
Burgermeister gemacht.

Es wurden aber vor Alters die Literati und gelehrten Leute
nicht nur bey Leb-Zeiten/ sondern auch nach dem Tod geehret/
wie man dann von Ptolomaeo Philopatre siehet/ der dem Ho-
mero
zu Ehren einen Tempel aufbauen/ und eine Statuam, oder
Bildnüß Säulen/ gleich einem seiner Götter/ setzen lassen. Der
Philosophus Pythagoras ward so hoch gehalten/ daß ihm Gött-
liche Ehre erzeiget/ und auß seinem Hauß ein Tempel gebauet
ward. Dem Virgilio wurde auch bereits lang nach seinem
Tod zu Mantova (oder Mantua,) eine Statua, oder Ehren-
Säule aufgerichtet. Von dem vortrefflichen Poeten Horatio,
haben wir zwar keinen Bericht/ daß er sonders reich gewesen
sey/ doch hat er in Rom grosse Ehre erlanget/ und ist von Käyser
Augusto sehr werth gehalten und geliebet worden/ dahero man
liset/ daß erst-gedachter Käyser zu der Poeterey/ oder Dicht-
Kunst/ eine besondere Lust und Liebe getragen/ weßwegen er
beede gedachte Poeten Virgilium und Horatium öffters zu Gast
lude/ und zwischen ihnen Beeden zu sitzen pflegete. Wie freund-
lich und gemein er mit ihnen müsse gewesen seyn/ ist daher ab-

zuneh-

Deß Academiſchen
daß er eine Oration geſchrieben/ welche um 12000. Kronen iſt
verkaufft worden/ darbey man abnehmen kan/ wie hoch der
Mann ſelbſt ſey geachtet worden. Jngleichem liſet man auch
in dem Leben Kaͤyſers Antonii, deß Sohns Severi, daß er dem
Appiano, um daß er ein groffes Buch von der Natur und Ei-
genſchafft der Fiſche verfertiget/ ſo viel Ducaten zur Verehrung
reichen laſſen/ als viel Vers ſelbiges gantze Opus in ſich begriffen.
Auſonius Gallus erhielte von Kaͤyſer Gratiano das Burger-
meiſter-Amt/ welches die hoͤchſte Dignitaͤt oder Wuͤrde nach
dem Kaͤyſer war/ bloß wegen ſeiner Poeterey und Dicht-Kunſt.
Der Poet Statius erhielte viel Gnade von Domitiano, unge-
achtet er ſonften ein Laſterhaffter und Tyranniſcher Kaͤyſer war.
Er ließ ihn auch bey einem anſehnlichen Panquer neben ſich an
der Tafel ſitzen/ und ſetzte ihm einen Lorbeer-Krantz/ (womit
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bietigen Lob-Worten. Nicht weniger Ehre und Gutthat hat
auch Seleiovaſus Poëta Lyricus von Kaͤyſer Veſpaſiano empfan-
gen/ als welcher ſelbigen ſehr lieb und werth gehalten/ und mit
einer groſſen Summa Geldes beſchencket. Arrianus, um daß
er die Hiſtoria und das Leben Alexandri M. in Griechiſ. Sprach
beſchrieben/ und ein wol-erfahrner und gelehrter Mann war/
wurde von Kaͤyſer Hadriano und Antonino zum Roͤmiſchen
Burgermeiſter gemacht.

Es wurden aber vor Alters die Literati und gelehrten Leute
nicht nur bey Leb-Zeiten/ ſondern auch nach dem Tod geehret/
wie man dann von Ptolomæo Philopatre ſiehet/ der dem Ho-
mero
zu Ehren einen Tempel aufbauen/ und eine Statuam, oder
Bildnuͤß Saͤulen/ gleich einem ſeiner Goͤtter/ ſetzen laſſen. Der
Philoſophus Pythagoras ward ſo hoch gehalten/ daß ihm Goͤtt-
liche Ehre erzeiget/ und auß ſeinem Hauß ein Tempel gebauet
ward. Dem Virgilio wurde auch bereits lang nach ſeinem
Tod zu Mantova (oder Mantua,) eine Statua, oder Ehren-
Saͤule aufgerichtet. Von dem vortrefflichen Poeten Horatio,
haben wir zwar keinen Bericht/ daß er ſonders reich geweſen
ſey/ doch hat er in Rom groſſe Ehre erlanget/ und iſt von Kaͤyſer
Auguſto ſehr werth gehalten und geliebet worden/ dahero man
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Kunſt/ eine beſondere Luſt und Liebe getragen/ weßwegen er
beede gedachte Poeten Virgilium und Horatium oͤffters zu Gaſt
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lich und gemein er mit ihnen muͤſſe geweſen ſeyn/ iſt daher ab-

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[722/0740] Deß Academiſchen daß er eine Oration geſchrieben/ welche um 12000. Kronen iſt verkaufft worden/ darbey man abnehmen kan/ wie hoch der Mann ſelbſt ſey geachtet worden. Jngleichem liſet man auch in dem Leben Kaͤyſers Antonii, deß Sohns Severi, daß er dem Appiano, um daß er ein groffes Buch von der Natur und Ei- genſchafft der Fiſche verfertiget/ ſo viel Ducaten zur Verehrung reichen laſſen/ als viel Vers ſelbiges gantze Opus in ſich begriffen. Auſonius Gallus erhielte von Kaͤyſer Gratiano das Burger- meiſter-Amt/ welches die hoͤchſte Dignitaͤt oder Wuͤrde nach dem Kaͤyſer war/ bloß wegen ſeiner Poeterey und Dicht-Kunſt. Der Poet Statius erhielte viel Gnade von Domitiano, unge- achtet er ſonften ein Laſterhaffter und Tyranniſcher Kaͤyſer war. Er ließ ihn auch bey einem anſehnlichen Panquer neben ſich an der Tafel ſitzen/ und ſetzte ihm einen Lorbeer-Krantz/ (womit man die Poeten zu troͤnen pfleget/) auf/ nebens vielen Ehr-er- bietigen Lob-Worten. Nicht weniger Ehre und Gutthat hat auch Seleiovaſus Poëta Lyricus von Kaͤyſer Veſpaſiano empfan- gen/ als welcher ſelbigen ſehr lieb und werth gehalten/ und mit einer groſſen Summa Geldes beſchencket. Arrianus, um daß er die Hiſtoria und das Leben Alexandri M. in Griechiſ. Sprach beſchrieben/ und ein wol-erfahrner und gelehrter Mann war/ wurde von Kaͤyſer Hadriano und Antonino zum Roͤmiſchen Burgermeiſter gemacht. Es wurden aber vor Alters die Literati und gelehrten Leute nicht nur bey Leb-Zeiten/ ſondern auch nach dem Tod geehret/ wie man dann von Ptolomæo Philopatre ſiehet/ der dem Ho- mero zu Ehren einen Tempel aufbauen/ und eine Statuam, oder Bildnuͤß Saͤulen/ gleich einem ſeiner Goͤtter/ ſetzen laſſen. Der Philoſophus Pythagoras ward ſo hoch gehalten/ daß ihm Goͤtt- liche Ehre erzeiget/ und auß ſeinem Hauß ein Tempel gebauet ward. Dem Virgilio wurde auch bereits lang nach ſeinem Tod zu Mantova (oder Mantua,) eine Statua, oder Ehren- Saͤule aufgerichtet. Von dem vortrefflichen Poeten Horatio, haben wir zwar keinen Bericht/ daß er ſonders reich geweſen ſey/ doch hat er in Rom groſſe Ehre erlanget/ und iſt von Kaͤyſer Auguſto ſehr werth gehalten und geliebet worden/ dahero man liſet/ daß erſt-gedachter Kaͤyſer zu der Poeterey/ oder Dicht- Kunſt/ eine beſondere Luſt und Liebe getragen/ weßwegen er beede gedachte Poeten Virgilium und Horatium oͤffters zu Gaſt lude/ und zwiſchen ihnen Beeden zu ſitzen pflegete. Wie freund- lich und gemein er mit ihnen muͤſſe geweſen ſeyn/ iſt daher ab- zuneh-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/740>, abgerufen am 25.04.2024.