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Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

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a. 1723. M. Nou. p. 473 sqq. gelesen, das Buch selbst aber nie durchwandert habe.
§. VI.

Daß die Engel sich von dem Bluhte, so wohl der Opfer als insonderheit der Thiere, sättigen und erquicken, ist eine uhralte Heidnische Meynung. Denn die meisten Völcker opferten das bluhtige Fleisch der Thiere, auch einige die Theile des Cörpers der Menschen; wusten aber von der Einsetzung und dem wahren Grunde der Opfer nichts. Damit sie dennoch etwas mehr als nichts sagten, gaben sie unter andern diese Ursache, warum man opfern müste, an, nemlich daß die Engel oder Mittel-Geister müsten gespeiset und mit Blut (b) erquicket werden. Zu dem Ende wurden die Geister nach den Quartieren der Luft, der Erde, der Gewässer, und der unterirrdischen Oerter eingetheilet. Insonderheit schriebe man viele Würckungen der Menschen und der Natur, wie nicht weniger die Unfälle und Kranckheiten selbsten, den Geistern zu. Man merckete aus der täglichen Erfahrung an, daß die Begebenheiten in der Welt nicht einerley Verhältnis gegen den Menschen hätten, sondern bald glücklich, bald unglücklich wären. Dieser Ausgang der Zufälle gab Gelegenheit, daß man die Geister in gute und böse theilete. In die Zahl derselben setzete man auch die Seelen der Verstorbenen. Viele Weltweisen standen in der Einbildung, daß die Seelen der verstorbenen

(b) Ich habe dieses anderst wo aus den Platonicis sonderlich erwiesen. PORPHYRIVS de Abstin. L. IV. p. 212.
a. 1723. M. Nou. p. 473 sqq. gelesen, das Buch selbst aber nie durchwandert habe.
§. VI.

Daß die Engel sich von dem Bluhte, so wohl der Opfer als insonderheit der Thiere, sättigen und erquicken, ist eine uhralte Heidnische Meynung. Denn die meisten Völcker opferten das bluhtige Fleisch der Thiere, auch einige die Theile des Cörpers der Menschen; wusten aber von der Einsetzung und dem wahren Grunde der Opfer nichts. Damit sie dennoch etwas mehr als nichts sagten, gaben sie unter andern diese Ursache, warum man opfern müste, an, nemlich daß die Engel oder Mittel-Geister müsten gespeiset und mit Blut (b) erquicket werden. Zu dem Ende wurden die Geister nach den Quartieren der Luft, der Erde, der Gewässer, und der unterirrdischen Oerter eingetheilet. Insonderheit schriebe man viele Würckungen der Menschen und der Natur, wie nicht weniger die Unfälle und Kranckheiten selbsten, den Geistern zu. Man merckete aus der täglichen Erfahrung an, daß die Begebenheiten in der Welt nicht einerley Verhältnis gegen den Menschen hätten, sondern bald glücklich, bald unglücklich wären. Dieser Ausgang der Zufälle gab Gelegenheit, daß man die Geister in gute und böse theilete. In die Zahl derselben setzete man auch die Seelen der Verstorbenen. Viele Weltweisen standen in der Einbildung, daß die Seelen der verstorbenen

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[45/0043] a. 1723. M. Nou. p. 473 sqq. gelesen, das Buch selbst aber nie durchwandert habe. §. VI. Daß die Engel sich von dem Bluhte, so wohl der Opfer als insonderheit der Thiere, sättigen und erquicken, ist eine uhralte Heidnische Meynung. Denn die meisten Völcker opferten das bluhtige Fleisch der Thiere, auch einige die Theile des Cörpers der Menschen; wusten aber von der Einsetzung und dem wahren Grunde der Opfer nichts. Damit sie dennoch etwas mehr als nichts sagten, gaben sie unter andern diese Ursache, warum man opfern müste, an, nemlich daß die Engel oder Mittel-Geister müsten gespeiset und mit Blut (b) erquicket werden. Zu dem Ende wurden die Geister nach den Quartieren der Luft, der Erde, der Gewässer, und der unterirrdischen Oerter eingetheilet. Insonderheit schriebe man viele Würckungen der Menschen und der Natur, wie nicht weniger die Unfälle und Kranckheiten selbsten, den Geistern zu. Man merckete aus der täglichen Erfahrung an, daß die Begebenheiten in der Welt nicht einerley Verhältnis gegen den Menschen hätten, sondern bald glücklich, bald unglücklich wären. Dieser Ausgang der Zufälle gab Gelegenheit, daß man die Geister in gute und böse theilete. In die Zahl derselben setzete man auch die Seelen der Verstorbenen. Viele Weltweisen standen in der Einbildung, daß die Seelen der verstorbenen (b) Ich habe dieses anderst wo aus den Platonicis sonderlich erwiesen. PORPHYRIVS de Abstin. L. IV. p. 212.

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Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/43>, abgerufen am 28.03.2024.