Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

Bild:
<< vorherige Seite
Die vierdte Stund.
[Abbildung] [Abbildung] Die Waffen verrosten/ wir kosten etc.

Uber diese sechzehende Syllbenzahl ist
nicht zu schreiten/ weil auch deß Menschen
Stimme/ ohne Zwang/ über 16. Töne/ oder
zwo Octaven nicht singen kan: und es so-
wol ungestalt ist/ wann einer gar zu klein/
als wann er gar zu grob ist.

19. Echo:
HOeret mich Tochter der Grüfften in
Lüfften erschallen!
Höret bewegen und hegen der Gegenstimm
Hallen!
Sehet von ferne der Sterne blankblinkende
Flammen etc.

Da die Reimwort Grüfften/ Lüfften/ bewe-
gen/ hegen/ ferne/ Sterne/
wie auch andere
Wörter/ die nicht reimrichtig sind/ füglich zu-
sammengegattet werden können.

Hier ist zu merken: daß diese Verse nicht wollen
die Meinung zertheilen lassen/ und lautet nicht:

Es triefen der schwangeren Wolken Ge-
rüchte
vom Himmel/ es sprossen die reiffenden
Früchte etc.
besser
Eij
Die vierdte Stund.
[Abbildung] [Abbildung] Die Waffen verroſten/ wir koſten ꝛc.

Uber dieſe ſechzehende Syllbenzahl iſt
nicht zu ſchreiten/ weil auch deß Menſchen
Stimme/ ohne Zwang/ uͤber 16. Toͤne/ oder
zwo Octaven nicht ſïngen kan: und es ſo-
wol ungeſtalt iſt/ wann einer gar zu klein/
als wann er gar zu grob iſt.

19. Echo:
HOeret mich Tochter der Gruͤfften in
Luͤfften erſchallen!
Hoͤret bewegen und hegen der Gegenſtimm
Hallen!
Sehet von ferne der Sterne blankblinkende
Flammen ꝛc.

Da die Reimwort Gruͤfften/ Luͤfften/ bewe-
gen/ hegen/ ferne/ Sterne/
wie auch andere
Woͤrter/ die nicht reimrichtig ſind/ fuͤglich zu-
ſammengegattet werden koͤnnen.

Hier iſt zu merken: daß dieſe Verſe nicht wollen
die Meinung zertheilen laſſen/ und lautet nicht:

Es triefen der ſchwangeren Wolken Ge-
ruͤchte
vom Himmel/ es ſproſſen die reiffenden
Fruͤchte ꝛc.
beſſer
Eij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0085" n="71[67]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die vierdte Stund.</hi> </fw><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>
                <figure/>
              </l>
              <l>
                <figure/> <hi rendition="#fr">Die Waffen verro&#x017F;ten/ wir ko&#x017F;ten &#xA75B;c.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Uber die&#x017F;e &#x017F;echzehende Syllbenzahl i&#x017F;t<lb/>
nicht zu &#x017F;chreiten/ weil auch deß Men&#x017F;chen<lb/>
Stimme/ ohne Zwang/ u&#x0364;ber 16. To&#x0364;ne/ oder<lb/>
zwo Octaven nicht &#x017F;ïngen kan: und es &#x017F;o-<lb/>
wol unge&#x017F;talt i&#x017F;t/ wann einer gar zu klein/<lb/>
als wann er gar zu grob i&#x017F;t.</hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#c">19. Echo:</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">H</hi>Oeret mich Tochter der</hi> Gru&#x0364;fften <hi rendition="#fr">in</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Lu&#x0364;fften <hi rendition="#fr">er&#x017F;challen!</hi></hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#fr">Ho&#x0364;ret</hi> bewegen <hi rendition="#fr">und</hi> hegen <hi rendition="#fr">der Gegen&#x017F;timm</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Hallen!</hi> </hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#et">Sehet von</hi> ferne der Sterne <hi rendition="#fr">blankblinkende</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Flammen &#xA75B;c.</hi> </hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Da die Reimwort <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;fften/ Lu&#x0364;fften/ bewe-<lb/>
gen/ hegen/ ferne/ Sterne/</hi> wie auch andere<lb/>
Wo&#x0364;rter/ die nicht reimrichtig &#x017F;ind/ fu&#x0364;glich zu-<lb/>
&#x017F;ammengegattet werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Hier i&#x017F;t zu merken: daß die&#x017F;e Ver&#x017F;e nicht wollen<lb/>
die Meinung zertheilen la&#x017F;&#x017F;en/ und lautet nicht:</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Es triefen der &#x017F;chwangeren Wolken Ge-</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">ru&#x0364;chte</hi> </hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">vom Himmel/ es &#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en die reiffenden</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Fru&#x0364;chte &#xA75B;c.</hi> </hi> </l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">Eij</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71[67]/0085] Die vierdte Stund. [Abbildung] [Abbildung] Die Waffen verroſten/ wir koſten ꝛc. Uber dieſe ſechzehende Syllbenzahl iſt nicht zu ſchreiten/ weil auch deß Menſchen Stimme/ ohne Zwang/ uͤber 16. Toͤne/ oder zwo Octaven nicht ſïngen kan: und es ſo- wol ungeſtalt iſt/ wann einer gar zu klein/ als wann er gar zu grob iſt. 19. Echo: HOeret mich Tochter der Gruͤfften in Luͤfften erſchallen! Hoͤret bewegen und hegen der Gegenſtimm Hallen! Sehet von ferne der Sterne blankblinkende Flammen ꝛc. Da die Reimwort Gruͤfften/ Luͤfften/ bewe- gen/ hegen/ ferne/ Sterne/ wie auch andere Woͤrter/ die nicht reimrichtig ſind/ fuͤglich zu- ſammengegattet werden koͤnnen. Hier iſt zu merken: daß dieſe Verſe nicht wollen die Meinung zertheilen laſſen/ und lautet nicht: Es triefen der ſchwangeren Wolken Ge- ruͤchte vom Himmel/ es ſproſſen die reiffenden Fruͤchte ꝛc. beſſer Eij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/85
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 71[67]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/85>, abgerufen am 25.04.2024.