Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Die zwölffte Stund.
Wer ohn Sinn ist und Verstand/
muß sich nehren mit der Hand.

Ergasto.
Von den kurtzen Wintertagen/
kan die Rockenstuben sagen.
was den Hirten sol vergnügen/
hört und sihet man allhier/
man nimmt Wucher von den Pflügen
Schaf' und Geise von den Böcken/
Früchte von geimpften Stöcken/
welche stillen Hungersgier.
GOTT beliebt auch unsren Stand/
nehrt die Stätt durch unsre Hand.

Solcher gestalt können zu Zeiten die Reimwör-
ter ümsetzt/ wie im ersten Satz/ zuzeiten nur die
Reimendungen/ wie im 2. und 3. zuzeiten or-
dentlich behalten werden/ wie in dem letzten Satz.

15. Wie in den Hirtengedichten der Schau-
platz beschrieben wird/ so wird er in solchen Spie-
len gemahlt und ausgebildet Die Veränderungen
der Jahrzeiten/ Regen/ Donner/ Blitz/ Schiffar-
ten und dergleichen/ können gar eigentlich vorge-
stellet werden/ wann man der Vnkosten nicht
schonen wil/ wie hiervon zulesen hin- und wieder
in den Gesprächspielen. Die Vorbilder werden
zuweilen mit schönen Aufzügen ausgetauschet.

Groto
H v

Die zwoͤlffte Stund.
Wer ohn Sinn iſt und Verſtand/
muß ſich nehren mit der Hand.

Ergaſto.
Von den kurtzen Wintertagen/
kan die Rockenſtuben ſagen.
was den Hirten ſol vergnuͤgen/
hoͤrt und ſihet man allhier/
man nimmt Wucher von den Pfluͤgen
Schaf’ und Geiſe von den Boͤcken/
Fruͤchte von geimpften Stoͤcken/
welche ſtillen Hungersgier.
GOTT beliebt auch unſren Stand/
nehrt die Staͤtt durch unſre Hand.

Solcher geſtalt koͤnnen zu Zeiten die Reimwoͤr-
ter uͤmſetzt/ wie im erſten Satz/ zuzeiten nur die
Reimendungen/ wie im 2. und 3. zuzeiten or-
dentlich behalten werden/ wie in dem letzten Satz.

15. Wie in den Hirtengedichten der Schau-
platz beſchrieben wird/ ſo wird er in ſolchen Spie-
len gemahlt und ausgebildet Die Veraͤnderungẽ
der Jahrzeiten/ Regen/ Donner/ Blitz/ Schiffar-
ten und dergleichen/ koͤnnen gar eigentlich vorge-
ſtellet werden/ wann man der Vnkoſten nicht
ſchonen wil/ wie hiervon zuleſen hin- und wieder
in den Geſpraͤchſpielen. Die Vorbilder werden
zuweilen mit ſchoͤnen Aufzuͤgen ausgetauſchet.

Groto
H v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0121" n="107"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die zwo&#x0364;lffte Stund.</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wer ohn Sinn i&#x017F;t und Ver&#x017F;tand/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">muß &#x017F;ich nehren mit der Hand.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <head> <hi rendition="#c">Erga&#x017F;to.</hi> </head><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Von den kurtzen Wintertagen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">kan die Rocken&#x017F;tuben &#x017F;agen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">was den Hirten &#x017F;ol vergnu&#x0364;gen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">ho&#x0364;rt und &#x017F;ihet man allhier/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">man nimmt Wucher von den Pflu&#x0364;gen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Schaf&#x2019; und Gei&#x017F;e von den Bo&#x0364;cken/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Fru&#x0364;chte von geimpften Sto&#x0364;cken/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">welche &#x017F;tillen Hungersgier.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">GOTT beliebt auch un&#x017F;ren Stand/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">nehrt die Sta&#x0364;tt durch <choice><sic>nn&#x017F;re</sic><corr>un&#x017F;re</corr></choice> Hand.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <p>Solcher ge&#x017F;talt ko&#x0364;nnen zu Zeiten die Reimwo&#x0364;r-<lb/>
ter u&#x0364;m&#x017F;etzt/ wie im er&#x017F;ten Satz/ zuzeiten nur die<lb/>
Reimendungen/ wie im 2. und 3. zuzeiten or-<lb/>
dentlich behalten werden/ wie in dem letzten Satz.</p><lb/>
        <p>15. Wie in den Hirtengedichten der Schau-<lb/>
platz be&#x017F;chrieben wird/ &#x017F;o wird er in &#x017F;olchen Spie-<lb/>
len gemahlt und ausgebildet Die Vera&#x0364;nderunge&#x0303;<lb/>
der Jahrzeiten/ Regen/ Donner/ Blitz/ Schiffar-<lb/>
ten und dergleichen/ ko&#x0364;nnen gar eigentlich vorge-<lb/>
&#x017F;tellet werden/ wann man der Vnko&#x017F;ten nicht<lb/>
&#x017F;chonen wil/ wie hiervon zule&#x017F;en hin- und wieder<lb/>
in den Ge&#x017F;pra&#x0364;ch&#x017F;pielen. Die Vorbilder werden<lb/>
zuweilen mit &#x017F;cho&#x0364;nen Aufzu&#x0364;gen ausgetau&#x017F;chet.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H v</fw><fw place="bottom" type="catch">Groto</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0121] Die zwoͤlffte Stund. Wer ohn Sinn iſt und Verſtand/ muß ſich nehren mit der Hand. Ergaſto. Von den kurtzen Wintertagen/ kan die Rockenſtuben ſagen. was den Hirten ſol vergnuͤgen/ hoͤrt und ſihet man allhier/ man nimmt Wucher von den Pfluͤgen Schaf’ und Geiſe von den Boͤcken/ Fruͤchte von geimpften Stoͤcken/ welche ſtillen Hungersgier. GOTT beliebt auch unſren Stand/ nehrt die Staͤtt durch unſre Hand. Solcher geſtalt koͤnnen zu Zeiten die Reimwoͤr- ter uͤmſetzt/ wie im erſten Satz/ zuzeiten nur die Reimendungen/ wie im 2. und 3. zuzeiten or- dentlich behalten werden/ wie in dem letzten Satz. 15. Wie in den Hirtengedichten der Schau- platz beſchrieben wird/ ſo wird er in ſolchen Spie- len gemahlt und ausgebildet Die Veraͤnderungẽ der Jahrzeiten/ Regen/ Donner/ Blitz/ Schiffar- ten und dergleichen/ koͤnnen gar eigentlich vorge- ſtellet werden/ wann man der Vnkoſten nicht ſchonen wil/ wie hiervon zuleſen hin- und wieder in den Geſpraͤchſpielen. Die Vorbilder werden zuweilen mit ſchoͤnen Aufzuͤgen ausgetauſchet. Groto H v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/121
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/121>, abgerufen am 24.04.2024.