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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Bild.

Bilder so die rechte Manns-Grösse gehabt/
hat man wolverdienten Männern auffgerichtet/
wann sie noch halb so groß/ als Lebensgrösse ge-
wesen/ hat man solche den Helden gewidmet/ 2 o-
der 3 mahl so groß aber sind den Göttern gleich
geachtet worden.

Bis usque, Bisse morsus. Bieten/ gebieten
jubere, Bitten rogare.

49. Blat.

Die Blätlein auf den Baumen sind vielen
Zungen gleich/ die Frucht (der Pfirsing sonder-
lich) bildet das Hertz/ so sollen wir mit Mund
und Hertz gleichstimmig erfunden werden. Ein
Worte sonder Werke sind Blätter ohne Früchte.
Die grünen Baumenhaare erneuert alle Jahre. Die
falben Blätter fallen von dem erkalten Ast. Die
Federleichte Last schwebt in dem lauen Lufft/ das
Blat lösst sich aus dem Knoden/ spaltet und brei-
tet sich aus/ verbirget und öffnet die Blüten/ läst
sich von den Winden schertzen/ falbet endlich/
fället ab und hat also mehr die Deutung der Zier/
als deß Nutzens.

Laub.

50. Blitz.

Deß Donners guldner Bott/ der helle Him-
melsstral/ ein Sonnengleicher Blick verblendend
unser Angesicht. Es schwanket hin und her die
Stralen von Saffran/ die Wolken werden trüb/
der Regen kommet an/ der rauhe Donner rollt

der
K iij
Bild.

Bilder ſo die rechte Manns-Groͤſſe gehabt/
hat man wolverdienten Maͤnnern auffgerichtet/
wann ſie noch halb ſo groß/ als Lebensgroͤſſe ge-
weſen/ hat man ſolche den Helden gewidmet/ 2 o-
der 3 mahl ſo groß aber ſind den Goͤttern gleich
geachtet worden.

Bis uſque, Biſſe morſus. Bieten/ gebieten
jubere, Bitten rogare.

49. Blat.

Die Blaͤtlein auf den Baumen ſind vielen
Zungen gleich/ die Frucht (der Pfirſing ſonder-
lich) bildet das Hertz/ ſo ſollen wir mit Mund
und Hertz gleichſtimmig erfunden werden. Ein
Worte ſonder Werke ſind Blaͤtter ohne Fruͤchte.
Die gruͤnẽ Baumẽhaaꝛe erneuert alle Jahre. Die
falben Blaͤtter fallen von dem erkalten Aſt. Die
Federleichte Laſt ſchwebt in dem lauen Lufft/ das
Blat loͤſſt ſich aus dem Knoden/ ſpaltet und brei-
tet ſich aus/ verbirget und oͤffnet die Bluͤten/ laͤſt
ſich von den Winden ſchertzen/ falbet endlich/
faͤllet ab und hat alſo mehr die Deutung der Zier/
als deß Nutzens.

Laub.

50. Blitz.

Deß Donners guldner Bott/ der helle Him-
melsſtral/ ein Sonnengleicher Blick verblendend
unſer Angeſicht. Es ſchwanket hin und her die
Stralen von Saffran/ die Wolken werden truͤb/
der Regen kommet an/ der rauhe Donner rollt

der
K iij
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[151[149]/0181] Bild. Bilder ſo die rechte Manns-Groͤſſe gehabt/ hat man wolverdienten Maͤnnern auffgerichtet/ wann ſie noch halb ſo groß/ als Lebensgroͤſſe ge- weſen/ hat man ſolche den Helden gewidmet/ 2 o- der 3 mahl ſo groß aber ſind den Goͤttern gleich geachtet worden. Bis uſque, Biſſe morſus. Bieten/ gebieten jubere, Bitten rogare. 49. Blat. Die Blaͤtlein auf den Baumen ſind vielen Zungen gleich/ die Frucht (der Pfirſing ſonder- lich) bildet das Hertz/ ſo ſollen wir mit Mund und Hertz gleichſtimmig erfunden werden. Ein Worte ſonder Werke ſind Blaͤtter ohne Fruͤchte. Die gruͤnẽ Baumẽhaaꝛe erneuert alle Jahre. Die falben Blaͤtter fallen von dem erkalten Aſt. Die Federleichte Laſt ſchwebt in dem lauen Lufft/ das Blat loͤſſt ſich aus dem Knoden/ ſpaltet und brei- tet ſich aus/ verbirget und oͤffnet die Bluͤten/ laͤſt ſich von den Winden ſchertzen/ falbet endlich/ faͤllet ab und hat alſo mehr die Deutung der Zier/ als deß Nutzens. ☞ Laub. 50. Blitz. Deß Donners guldner Bott/ der helle Him- melsſtral/ ein Sonnengleicher Blick verblendend unſer Angeſicht. Es ſchwanket hin und her die Stralen von Saffran/ die Wolken werden truͤb/ der Regen kommet an/ der rauhe Donner rollt der K iij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 151[149]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/181>, abgerufen am 29.03.2024.