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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Dorff.

Dorff pagus/ Torf gedörter Mist/ der in Ni-
derland an Statt deß Holtzes dienet.

77. Dorn.

Deß Rosenstocks Gewehr/ die Schirmung
selber Blumen/ der rauhe Dörner Strauch/ der
Stachel und die Spitzen die reissen/ kratzen/ ritzen.

Rosen.

Den zugespitzten Dornen gleich einer ähren
Nadel. Die Ros der Blumen Königin/ muß sol-
che Schildwacht haben. Die scharffen Dörner
Pfeile. Der Nadelreiche Rosenstock/ der bespitzte
Blumenstrauch/ den die Winterzeit entwaffnet.

Die Dörner deuten Trübsal und Anfech-
tung.

78. Drauen.

Der Weiber Mundgewehr/ das drauen gleicht
den Billen der alten Ketten Hund' und nicht
leicht zu stillen/ als mit fünff fingerkraut/ Drau-
wort sind keine Pfeile/ wer solt von Drauen ster-
ben/ das keinen nicht belangt/ als der sich kehrt
daran. Lasst doch den Esel schreyen/ sie schlagen
darum nicht/ es ist ihm zuverzeihen: Er redet ohn
Verstand.

Die Bedrauung wird gebildet durch eine er-
grimmte und gewaffnete Mannsperson/ der eine
Löwenhaut ob dem Haubt/ in der Hand einen
Kolben und neben sich einen bissigen Kettenhund
der gleichsam die Zähne blecket und sich von der

Ketten
Dorff.

Dorff pagus/ Torf gedoͤrter Miſt/ der in Ni-
derland an Statt deß Holtzes dienet.

77. Dorn.

Deß Roſenſtocks Gewehr/ die Schirmung
ſelber Blumen/ der rauhe Doͤrner Strauch/ der
Stachel und die Spitzen die reiſſen/ kratzen/ ritzen.

Roſen.

Den zugeſpitzten Dornen gleich einer aͤhren
Nadel. Die Ros der Blumen Koͤnigin/ muß ſol-
che Schildwacht haben. Die ſcharffen Doͤrner
Pfeile. Der Nadelreiche Roſenſtock/ der beſpitzte
Blumenſtrauch/ den die Winterzeit entwaffnet.

Die Doͤrner deuten Truͤbſal und Anfech-
tung.

78. Drauen.

Der Weiber Mundgewehr/ das drauẽ gleicht
den Billen der alten Ketten Hund’ und nicht
leicht zu ſtillen/ als mit fuͤnff fingerkraut/ Drau-
wort ſind keine Pfeile/ wer ſolt von Drauen ſter-
ben/ das keinen nicht belangt/ als der ſich kehrt
daran. Laſſt doch den Eſel ſchreyen/ ſie ſchlagen
darum nicht/ es iſt ihm zuverzeihen: Er redet ohn
Verſtand.

Die Bedrauung wird gebildet durch eine er-
grimmte und gewaffnete Mannsperſon/ der eine
Loͤwenhaut ob dem Haubt/ in der Hand einen
Kolben und neben ſich einen biſſigen Kettenhund
der gleichſam die Zaͤhne blecket und ſich von der

Ketten
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[170[168]/0200] Dorff. Dorff pagus/ Torf gedoͤrter Miſt/ der in Ni- derland an Statt deß Holtzes dienet. 77. Dorn. Deß Roſenſtocks Gewehr/ die Schirmung ſelber Blumen/ der rauhe Doͤrner Strauch/ der Stachel und die Spitzen die reiſſen/ kratzen/ ritzen. ☞ Roſen. Den zugeſpitzten Dornen gleich einer aͤhren Nadel. Die Ros der Blumen Koͤnigin/ muß ſol- che Schildwacht haben. Die ſcharffen Doͤrner Pfeile. Der Nadelreiche Roſenſtock/ der beſpitzte Blumenſtrauch/ den die Winterzeit entwaffnet. Die Doͤrner deuten Truͤbſal und Anfech- tung. 78. Drauen. Der Weiber Mundgewehr/ das drauẽ gleicht den Billen der alten Ketten Hund’ und nicht leicht zu ſtillen/ als mit fuͤnff fingerkraut/ Drau- wort ſind keine Pfeile/ wer ſolt von Drauen ſter- ben/ das keinen nicht belangt/ als der ſich kehrt daran. Laſſt doch den Eſel ſchreyen/ ſie ſchlagen darum nicht/ es iſt ihm zuverzeihen: Er redet ohn Verſtand. Die Bedrauung wird gebildet durch eine er- grimmte und gewaffnete Mannsperſon/ der eine Loͤwenhaut ob dem Haubt/ in der Hand einen Kolben und neben ſich einen biſſigen Kettenhund der gleichſam die Zaͤhne blecket und ſich von der Ketten

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 170[168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/200>, abgerufen am 28.03.2024.