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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Ey.
Jch lebe nach dem Tod/ das Leben ist veracht/
wann man mich nur zuvor zuwegen hat ge-
bracht.
85. Ei oder Ey.

Der Hennen weisse Brut/ die Mutter und
der Sohn deß jungen/ schweren/ leichten/ alten/
bunten/ etc. Feder-Viehs. Das Ey ist länglich-
rund/ warm/ leicht/ flüssig/ brutig. Deß kleinen
Vogels Haus/ ein Bild der kleinen Welte/ das
neugelegte Ey/ ausgebrutet/ das Fußlose Ey
steht doch auf seiner Spitze. Kein Mann ist in der
Welte der sagen kan/ wie alle Theile deß Eys nach
und nach erzeuget werden. Besihe den Sinnrei-
chen H. Abele in seinen lustigen Gerichtshändeln/
ob das Ey oder die Henne älter seye. Von den
Eyren sind viel lustige Aufgaben in den Philoso-
phischen und Mathematischen Erquickstunden.

Das Ey bedeutet die 4. Element/ die Schalen
die Erden/ das weisse das Wasser/ der Vogel die
Lufft/ und das gelbe das Feuer.

Das Ey.
Man pflegt mich gleichniß weis/ die gantze Welt
zu nennen:
Weiß' bleib ich in dem Glut/ und niemals zuver-
brennen.
Rund bin ich/ und nicht rund/ * ein Federvol-
les Haus:
der
* länglicht
Ey.
Jch lebe nach dem Tod/ das Leben iſt veracht/
wann man mich nur zuvor zuwegen hat ge-
bracht.
85. Ei oder Ey.

Der Hennen weiſſe Brut/ die Mutter und
der Sohn deß jungen/ ſchweren/ leichten/ alten/
bunten/ ꝛc. Feder-Viehs. Das Ey iſt laͤnglich-
rund/ warm/ leicht/ fluͤſſig/ brutig. Deß kleinen
Vogels Haus/ ein Bild der kleinen Welte/ das
neugelegte Ey/ ausgebrutet/ das Fußloſe Ey
ſteht doch auf ſeiner Spitze. Kein Mann iſt in der
Welte der ſagen kan/ wie alle Theile deß Eys nach
und nach erzeuget werden. Beſihe den Sinnrei-
chen H. Abele in ſeinen luſtigen Gerichtshaͤndeln/
ob das Ey oder die Henne aͤlter ſeye. Von den
Eyren ſind viel luſtige Aufgaben in den Philoſo-
phiſchen und Mathematiſchen Erquickſtunden.

Das Ey bedeutet die 4. Element/ die Schalen
die Erden/ das weiſſe das Waſſer/ der Vogel die
Lufft/ und das gelbe das Feuer.

Das Ey.
Man pflegt mich gleichniß weis/ die gantze Welt
zu nennen:
Weiß’ bleib ich in dem Glut/ und niemals zuver-
brennen.
Rund bin ich/ und nicht rund/ * ein Federvol-
les Haus:
der
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[176[174]/0206] Ey. Jch lebe nach dem Tod/ das Leben iſt veracht/ wann man mich nur zuvor zuwegen hat ge- bracht. 85. Ei oder Ey. Der Hennen weiſſe Brut/ die Mutter und der Sohn deß jungen/ ſchweren/ leichten/ alten/ bunten/ ꝛc. Feder-Viehs. Das Ey iſt laͤnglich- rund/ warm/ leicht/ fluͤſſig/ brutig. Deß kleinen Vogels Haus/ ein Bild der kleinen Welte/ das neugelegte Ey/ ausgebrutet/ das Fußloſe Ey ſteht doch auf ſeiner Spitze. Kein Mann iſt in der Welte der ſagen kan/ wie alle Theile deß Eys nach und nach erzeuget werden. Beſihe den Sinnrei- chen H. Abele in ſeinen luſtigen Gerichtshaͤndeln/ ob das Ey oder die Henne aͤlter ſeye. Von den Eyren ſind viel luſtige Aufgaben in den Philoſo- phiſchen und Mathematiſchen Erquickſtunden. Das Ey bedeutet die 4. Element/ die Schalen die Erden/ das weiſſe das Waſſer/ der Vogel die Lufft/ und das gelbe das Feuer. Das Ey. Man pflegt mich gleichniß weis/ die gantze Welt zu nennen: Weiß’ bleib ich in dem Glut/ und niemals zuver- brennen. Rund bin ich/ und nicht rund/ * ein Federvol- les Haus: der * laͤnglicht

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 176[174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/206>, abgerufen am 29.03.2024.