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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Ertz.
terin/ mit dem Sonnenhut/ der Sichel/ dem
Krantz/ von Kornblumen und einer Garbe.

101. Ertz.

Oder ärtz/ das man aus der Vorhöll holet/ und
setzt auf der Fürsten Tische/ das schetzbare Metall
zu Behuff der Menschenkinder/ der beharrten
Mühe geschenket.

Das Metall Ertz wird gegraben/ ausgeschlackt/
geschmoltzen/ geseigert/ geflosst/ geläutert/ verarbei-
tet/ gegossen/ geschmiedet/ geprägt/ gratiert/ ver-
guldet/ gehammert/ gescheurt/ begläntzt/ gedreht.

Jedes Metall hat seine sonderbare Deutung.

102. Eule.

Der Vogel vom Geheul genannt/ die Feindin
aller Vögel/ der Palles Trauer Thier/ bedeu-
tend klugen Sinn und deß Verstandes Aug. Jhr
Stimm und Nam gleicht dem Geheule. Sie
fliegt bey Tage nicht/ weil sie alle Raubvögel
fürchtet und sonsten wol sehen kan/ wie aus ih-
rem knappen und sträuben genugsam zuverste-
hen. Der Eule Augen sind dicker/ als andrer Vö-
gel Augen/ deß wegen keiner Blindheit unterworf-
fen/ und ist der Ring auch scheinbarer/ der sie er-
weitert oder engert/ nach dem der Vogel scharff
sehen will.

Die Eule ist der Vogel Minervae und bedeu-
tet die Weißheit/ wegen deß nächtlichen Nach-
sinnens.

103. Ewig.
M iiij

Ertz.
terin/ mit dem Sonnenhut/ der Sichel/ dem
Krantz/ von Kornblumen und einer Garbe.

101. Ertz.

Oder aͤrtz/ das man aus deꝛ Vorhoͤll holet/ und
ſetzt auf der Fuͤrſten Tiſche/ das ſchetzbare Metall
zu Behuff der Menſchenkinder/ der beharrten
Muͤhe geſchenket.

Das Metall Ertz wird gegraben/ ausgeſchlackt/
geſchmoltzẽ/ geſeigert/ gefloſſt/ gelaͤutert/ verarbei-
tet/ gegoſſen/ geſchmiedet/ gepraͤgt/ gratiert/ ver-
guldet/ gehammert/ geſcheurt/ beglaͤntzt/ gedreht.

Jedes Metall hat ſeine ſonderbare Deutung.

102. Eule.

Der Vogel vom Geheul genannt/ die Feindin
aller Voͤgel/ der Palles Trauer Thier/ bedeu-
tend klugen Sinn und deß Verſtandes Aug. Jhr
Stimm und Nam gleicht dem Geheule. Sie
fliegt bey Tage nicht/ weil ſie alle Raubvoͤgel
fuͤrchtet und ſonſten wol ſehen kan/ wie aus ih-
rem knappen und ſtraͤuben genugſam zuverſte-
hen. Der Eule Augen ſind dicker/ als andrer Voͤ-
gel Augen/ deß wegen keiner Blindheit unterworf-
fen/ und iſt der Ring auch ſcheinbarer/ der ſie er-
weitert oder engert/ nach dem der Vogel ſcharff
ſehen will.

Die Eule iſt der Vogel Minervæ und bedeu-
tet die Weißheit/ wegen deß naͤchtlichen Nach-
ſinnens.

103. Ewig.
M iiij
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[185[183]/0215] Ertz. terin/ mit dem Sonnenhut/ der Sichel/ dem Krantz/ von Kornblumen und einer Garbe. 101. Ertz. Oder aͤrtz/ das man aus deꝛ Vorhoͤll holet/ und ſetzt auf der Fuͤrſten Tiſche/ das ſchetzbare Metall zu Behuff der Menſchenkinder/ der beharrten Muͤhe geſchenket. Das Metall Ertz wird gegraben/ ausgeſchlackt/ geſchmoltzẽ/ geſeigert/ gefloſſt/ gelaͤutert/ verarbei- tet/ gegoſſen/ geſchmiedet/ gepraͤgt/ gratiert/ ver- guldet/ gehammert/ geſcheurt/ beglaͤntzt/ gedreht. Jedes Metall hat ſeine ſonderbare Deutung. 102. Eule. Der Vogel vom Geheul genannt/ die Feindin aller Voͤgel/ der Palles Trauer Thier/ bedeu- tend klugen Sinn und deß Verſtandes Aug. Jhr Stimm und Nam gleicht dem Geheule. Sie fliegt bey Tage nicht/ weil ſie alle Raubvoͤgel fuͤrchtet und ſonſten wol ſehen kan/ wie aus ih- rem knappen und ſtraͤuben genugſam zuverſte- hen. Der Eule Augen ſind dicker/ als andrer Voͤ- gel Augen/ deß wegen keiner Blindheit unterworf- fen/ und iſt der Ring auch ſcheinbarer/ der ſie er- weitert oder engert/ nach dem der Vogel ſcharff ſehen will. Die Eule iſt der Vogel Minervæ und bedeu- tet die Weißheit/ wegen deß naͤchtlichen Nach- ſinnens. 103. Ewig. M iiij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 185[183]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/215>, abgerufen am 28.03.2024.